Kurioses Urteil Duschen nur im Sitzen erlaubt

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Mietrecht und SHK-Handwerk

Ein gutes Argument für SHK-Unternehmer, um bei Kunden für den Einbau einer Duschkabine zu werben: In alten Bädern mit geringer Fliesenhöhe ist das Duschen im Stehen laut einem aktuellen Urteil vertragswidrig.

Duschen im Sitzen
Wenn das Bad nicht bis zur Decke gefliest ist, kann Spritzwasser Schimmel auslösen. Experten empfehlen daher, im Sitzen zu duschen. - © Peter Atkins, stock.adobe.com

Vor allem in Wohnungen älteren Baujahrs ist diese Bauweise noch recht verbreitet: Ein Bad mit Badewanne und ohne Duschkabine. In diesem Fall raten Experten der ARAG Versicherung zum Hinsetzen beim Duschen. Dieser Tipp ist Ernst gemeint und ein guter Rat, um Ärger mit dem Vermieter zu vermeiden.

Denn wenn sich durch Spritzwasser beim Duschen im Stehen Schimmel an den Wänden über der Badewanne bildet, muss der Mieter selbst dafür sorgen, dass der Schaden behoben wird.

Schimmel vom Duschen am Putz über der Badewanne

Anlass für den Expertentipp ist ein konkreter Fall aus Nordrhein-Westfalen, in dem ein Ehepaar nur stehend in der Badewanne duschte. Mit den Jahren bildete sich Schimmel am Putz über der Wanne, da der Fliesenschild nur bis zur halben Stehhöhe reichte.

Sie forderten darauf von ihrer Vermieterin, den Schimmel zu beseitigen und stießen auf taube Ohren. Auch mit der angedrohten Mietkürzung um zehn Prozent kamen die beiden nicht weiter. Das Landgericht Köln gab der Vermieterin Recht (Az.: 1 S 32/15). Die Begründung: Aufgrund der geringen Fliesenhöhe ist das Duschen im Stehen in diesem Bad ohne Duschkabine vertragswidrig.

Woher kommt der Schimmel? Leitfaden des Umweltbundesamts

Um es gar nicht erst zu einem Rechtsstreit kommen zu lassen, lohnt ein Blick in den Schimmelleitfaden des Umweltbundesamts. Für Sie haben wir die entscheidenden Inhalte des Leitfadens zur Feuchtigkeitsproblematik übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt:

Tauwasserbildung Vertikal aufsteigende Feuchtigkeit Horizontal aufsteigende Feuchtigkeit
Ursachen Tauwasserbildung an kühlen Oberflächen (z.B. Wärmebrücken).Gebäude steht auf nassem Grund, hat keine ausreichende Feuchtigkeitsabsperrung und Wandmaterial mit Kapillareigenschaften.An der Außenwand anstehende Feuchtigkeit dringt aufgrund fehlender Abdichtung in die Wand ein.
Ort und Zeitpunkt des Auftretens der Feuchtigkeit An den Außenwandeckenund -kanten in der kälteren Jahreszeit. (in Kellerräumen im Sommer). Nur in speziellen Fällen an Innenwänden (Kaltwasserrohre ohne Isolierung).In der Bodenplatte, in Außenmauern und innenliegenden Mauern bei hohem Grundwasserspiegel oder Staunässe.An Außenwänden häufig bei nicht sachgemäßer Ableitung von Regenwasser.
Salz- (auch Nitrat-) ausblühungen an Tapeten oder Wandproben NeinJaMöglich, bei anhaltenden Schäden
Schimmelbildung Häufig. Schimmelflächen können zeitweise (Sommer) relativ trocken sein, daher oft Entwicklung xerophiler Schimmelpilze.Tritt bei verfügbaren Nährstoffquellen auf. Wird aber ggf. von einer zunehmenden Versalzung überdeckt.Tritt bei verfügbaren Nährstoffquellen auf. Wird aber ggf. von einer zunehmenden Versalzung überdeckt.
Schimmelbildung verstärkt hinter Bildern und Möbeln, an Außenwänden oder in Außenwandecken sichtbar In der Regel jaNein (kein primärer Zusammenhang)Nein (kein primärer Zusammenhang)
Feuchtigkeit in verschiedenen Wandbereichen Hohe Feuchtigkeit an der Wandoberfläche, niedrige im Inneren der Wand.Abnehmender Feuchtegradient von tiefer liegenden Wandbereichen zu höher liegenden Wandbereichen. Kein Feuchtegradient zwischen Maueraußenseite und Mauerinnenseite.Häufig Feuchtegradientvon der Maueraußenseitezur Innenseite.
Einfluss zusätzlicher Wasserdampfquellen (z.B. häufiges Wäschetrocknen) JaNicht durch Wasserdampf beeinflusst.Nicht durch Wasserdampf beeinflusst.