Immaterielles Kulturerbe Handwerk
Das Flößerhandwerk wurde als erstes Handwerk in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Initiator Martin Spreng, Vorsitzender der deutschen Flößereivereinigung, liebt das Abenteuer auf dem Wasser. Und nasse Hände.
Reißende Flüsse, starke Stromschnellen und langsame, seichte Gewässer – Arbeitsplatz der Flößer. Auf der ganzen Welt verbreitet, hilft das Handwerk, Holz wie Baumstämme und Scheit- oder Schnittholz über den Wasserweg zu transportieren. In Deutschland wird es heute lediglich als Ehrenamt betrieben. In anderen Ländern Europas wie Finnland oder Russland bleibt die Flößerei weiterhin ein Instrument für den Holztransport. Damit das Handwerk in Deutschland jedoch weder ausstirbt noch in Vergessenheit gerät, gibt es die deutsche Flößerei vereinigung. Mitglieder der Vereinigung veranstalten regelmäßig Flößerfeste, Floßfahrten und Projekttage mit Schulen, um dem jungen Flößernachwuchs und Interessierten die alte Traditionshandwerkstechnik bei- und näherzubringen.
Das Handwerk prägt die Geschichte
Denn die Geschichte zeigt: Die Flößerei beeinflusste das Mittelalter als wichtigste Arbeitshilfe für den Städtebau, bei der Erstellung von Werkzeugen und beim Erzeugen von alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie Möbeln. Die gewerbliche Ausübung des Flößerhandwerks wurde in Deutschland ab den 1980er-Jahren eingestellt . „Ohne die Flößerei hätte es das Zeitalter des Holzes nicht gegeben. Früher war alles aus Holz“, weiß Martin Spreng, Vorsitzender der Deutschen Flößerei -Vereinigung . Heute ist die Flößerei fast komplett von der Bildfläche verschwunden. Hauptgrund: der Straßenbau und die Erfindung der Dampflok.
Flößerei
Handwerk: Transport von Baumstämmen,
Scheit- oder Schnittholz über den Wasserweg
Entstehung: Vorläufer in der Antike
Beitritt: 2014
Ursprung: Deckung eines erhöhten Holzbedarfes
Ausübung: Deutschlandweit als Eherenamt
Das nächste Ziel: Internationale Anerkennung
Und heute? Regelmäßig finden internationale Treffen verschiedenster weltweiter Flößervereinigungen statt. Als 2006 das internationale immaterielle Kulturerbe der UNESCO eingeführt wurde, entstand ein Plan: das Handwerk weltweit anerkennen zu lassen. „Das ist aber eine sehr komplizierte Angelegenheit!“, erläutert Spreng. In Deutschland, Österreich und Tschechien ist das Handwerk bereits anerkannt. Ein erster Schritt. „Viele Handwerke wollen diese Auszeichnung. Ich kämpfe schon seit knapp zehn Jahren darum“, erklärt er. Sein Ziel: die Tradition erhalten. „Meine Aufgabe ist es, das Handwerk weiterzugeben“, sagt Spreng. Dazu gehört neben dem Bau von Flößen auch deren Steuerung. „Deswegen veranstalten wir Projekttage mit Schulen. Dort bauen wir mit den Kindern die Flöße, und sie dürfen sich ausprobieren“, sagt er. Die Deutsche Flößer-Vereinigung gibt seit 30 Jahren das Handwerk auf Grundlage schriftlicher Aufzeichnungen weiter. „ Als Erstes bauen wir die Flöße mit altem Werkzeug von Hand. Die Steuerung erlernen unsere Mitglieder dann vor unseren Flößerfesten und den Schaufahrten. Dort dürfen sie sich ausprobieren“, erzählt Martin Spreng.
Die Flößerei soll wieder in das Gedächtnis gerufen werden
Im Verlauf des Sommers finden deutschlandweite Flößerfeste, Schauflößen und Führungen statt, wie beispielsweise bei dem Kirchweihflößen in Unterrodach in Oberfranken. „Dort zeigen wir den Menschen unser Handwerk“, sagt Spreng. Und auch wenn es relativ ungefährlich aussieht, ist es doch jedes Mal ein Abenteuer, weiß er: „Es geht eigentlich immer etwas schief, aber es macht auch immer Spaß.“ Sein Hauptziel: die Flößerei wieder in das Gedächtnis der Leute zurückrufen. „Bislang funktioniert das recht gut. Auch die Behörden sind viel zuvorkommender zu uns, denn für jede Fahrt brauchen wir eine Genehmigung.“