Deutscher Nutzfahrzeugpreis und Pick-ups
Zwölf Handwerker nahmen zwei Tage sechs Pick-ups unter die Lupe. Am Ende des Praxistests von handwerk magazin und der Deutschen Handwerks Zeitung lag der VW Amarok vorn.
Es war heiß, es war staubig und es war spannend: Eine Handwerkerin und elf Handwerker traten beim Deutschen Nutzfahrzeugpreis 2014 an, um sechs Pick-ups auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Nach zwei Tagen stand fest, welche Geländefahrzeuge mit Doppelkabine und Pritsche den Deutschen Nutzfahrzeugpreis gewonnen haben:
Zum zwölften Mal veranstaltete handwerk magazin den Deutschen Nutzfahrzeugpreis, aber noch nie war die Fahrzeuggattung der Pick-ups am Start. Zwar werden von den Pritschenwagen nur gut 15 000 pro Jahr in Deutschland zugelassen. Aber im Handwerk finden immer mehr Firmenchefs Gefallen an den geländegängigen Autos. „Mit unserer Firmenwerbung versehen, sind sie einfach ein Hingucker für die Kunden und für den Chef ein Spaßfaktor“, bringt es Tester Torsten Geilsdorf auf den Punkt. Der Bauunternehmer aus Dresden ist längst überzeugter Pick-up-Fahrer.
Nach dem Testwochenende werden das wahrscheinlich noch mehr werden, denn die zwölf Praxistester zeigten sich alle positiv überrascht von der Leistungsfähigkeit und Qualität der sechs Testfahrzeuge.
So wurde getestet
Am ersten Tag des Testwochenendes in Bad Wörishofen, dem Sitz von Holzmann Medien, stand die Standprüfung auf dem Plan. Hierbei untersuchten die Tester die Kabine, den Laderaum sowie das Design. Die Standprüfung ging mit 40 Prozent in die Gesamtwertung ein.
Am zweiten Tag fuhr jeder Tester jedes Auto auf einer Teststrecke, die auch einen Geländeparcours in einer Kiesgrube beinhaltete. Die Fahrbeurteilung ging ebenfalls mit 40 Prozent in die Gesamtwertung ein. Die restlichen 20 Prozent steuerte die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Dekra bei. Sie basiert auf den Annahmen drei Jahre Nutzungsdauer mit einer Laufleistung von 20 000 Kilometer pro Jahr sowie den Kriterien Kosten für Versicherung und Steuern, Anschaffungspreis, Reparaturkosten für einen fiktiven Unfallschaden und den Kraftstoff nach Angabe der Hersteller. Aus diesen Daten errechneten die Dekra-Experten für jeden Pick-up im Teilnehmerfeld einen Wert in Cent pro Kilometer. Am Ende ermittelte die Jury, das sind Nutzfahrzeugjournalist Robert Domina und Dekra-Experte Christian Koch, aus den Wertungen der Tester und der Wirtschaftlichkeitsberechnung die drei Sieger.
Knappes Rennen
Souveräner Erster wurde der VW Amarok, er gewann sowohl die Standwertung als auch die Fahrwertung. Für die Fahrerkabine gab es von den Handwerkstestern durchweg gute Noten. Nur für die Heizung und Lüftung der Passagierkabine gab es mehrfach schlechtere Bewertungen. Beim Fahrtest kritisierten einige Tester die geringe Elastizität des Motors.
Knapper ging es bei den Plätzen 2 und 3 zu. Der Ford Ranger überzeugte die Tester mit seiner Fahrerkabine, bei der Passagierkabine wurde wie auch beim Sieger Amarok die Heizung und die Lüftung kritisiert. Einige schlechte Noten vergaben die Handwerker für die Heckklappe und die Ladungssicherung. Bei der Fahrwertung wurde von einigen die Motorisierung als zu schwach empfunden.
Der Nissan Navara kam auf den dritten Platz, weil er sowohl bei der Fahrer- und Passagierkabine als auch bei der Pritsche etwas schlechter abschnitt als der Ford Ranger . Der von einigen Testern als zu laut empfundene Motor sowie die Schaltführung platzierten den Navara in der Endabrechnung hinter dem Ford Ranger .
Der Isuzu D-Max erhielt zwar in der Fahrwertung viel Lob, kam aber durch eine schlechte Standwertung nur auf den vierten Platz.
Beim Mitsubishi L 200 bemängelten etliche Tester das Fahrverhalten sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit reichte es nur zum fünften Platz in der Gesamtwertung.
Der Toyota HiLux bekam schlechte Noten für Fahrer- und Passagierkabine. In der Fahrwertung wurde die Motorleistung kritisiert, am Ende landete der HiLux auf dem sechsten und damit letzten Platz beim Nutzfahrzeugpreis.
In der Wirtschaftlichkeit lagen alle Testfahrzeuge übrigens eng beieinander, der VW Amarok als Bestplatzierter steht mit 100 Cent pro Kilometer zu Buche, bei Ford, Nisssan und Isuzu sind es 102 Cent, beim Mitsubishi L 200 und Toyota HiLux 103 Cent pro Kilometer. Interessant sind die Reparaturkosten, hier liegen die Asiaten deutlich über dem VW Amarok.
Als Chefauto geeignet
Einig waren sich alle Tester, dass Pick-ups gerade wegen ihrer Geländetauglichkeit und der hohen Anhängerlasten durchaus für viele Handwerker als Firmenfahrzeug infrage kommen. Wolfram Reck, Bauunternehmer aus Adelmannsfelden, fährt selbst auch einen Pick-up. „Für mich ist das ein reines Nutzfahrzeug, da brauche ich auch kein Pkw-Ambiente“, sagt Reck, der mit seinem Pick-up seine Baustellen abfährt und auch gerne mal einen Anhänger mitführt. Benjamin Schöck, Elektrohandwerker aus Königstein, kann sich einen Pick-up in seinem Fuhrpark ebenfalls gut vorstellen. „Man könnte vielleicht auf der Pritsche eine große Kabeltrommel montieren“ und damit das Auto flexibler gestalten, so Schöck. Andere Tester, wie zum Beispiel Ilka Ahne, die zusammen mit ihrem Mann einen Malerbetrieb in Ludwigsburg leitet, sehen zwar keinen konkreten Einsatzzweck für einen Pick-up in ihrem Betrieb, hatten aber großen Spaß mit den Fahrzeugen auf der Geländepiste. Stuckateur Harry Titos aus Laichingen sieht das ähnlich: „Als Chefauto wäre ein Pick-up bei mir 50 Prozent Vernunft, der Rest Spaßfaktor und die schicke Optik.“
Dass Pick-ups eine interessante Fahrzeuggattung sind, zeigte sich an den beiden Testtagen in Bad Wörishofen auch daran, dass nahezu alle Partner und Partnerinnen der eingeladenen Tester beim Stand- und Fahrtest mit Engagement mit dabei waren. Ein „Begleitprogramm“ war also nicht nötig.
Der Deutschen Nutzfahrzeugpreis wird am 26. September 2014 im Rahmen der IAA Nutzfahrzeuge auf der Messe in Hannover verliehen. Dort nehmen die Vertreter der Autohersteller ihre Auszeichnungen in Empfang.