Immaterielles Kulturerbe Handwerk
Immer mehr traditionelle Handwerkstechniken werden in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Warum das für das Handwerk wichtig ist, lesen Sie hier.

Vom 12. bis 14. September 2018 fand im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin der Handwerkerkongress „ Kulturerbe Handwerk in Europa “ statt. Hauptthema: der Doppelcharakter des UNESCO-Kulturerbes in Bezug auf das Handwerk. Dr. Titus Kockel, Leiter des Kulturreferats beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und Mitglied des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission, erklärt die Bedeutung des Handwerks als Kulturerbe und die Ziele des Kongresses .
Was bedeutet immaterielles Kulturerbe für das Handwerk?
Das immaterielle Kulturerbe ist das von Generation zu Generation weitergegebene Know-how in den Köpfen und Händen der Handwerker. Dieser wertvolle Schatz an Wissen und Können gibt Handwerkern die Möglichkeit, gegenüber der Öffentlichkeit zu sagen: Was wir machen, ist wertvoll und unverzichtbar.
Welche Handwerkstechniken können eingereicht werden?
Generell kann jedes Handwerk einen Antrag stellen. Chancen auf Anerkennung haben vor allem traditionelle Handwerkstechniken. Zentral ist, dass alle handwerklichen Träger in den Antrag eingebunden sind und sie die Ausdrucksform als gemeinsames Kulturerbe verstehen. Die Antragsteller müssen deutlich machen, dass sie die Weitergabe der Handwerkstechniken sichern und ihre Ausdrucksform zukunftsfähig machen.
Wie viele Handwerkstechniken sind bereits aufgenommen worden?
Bis Mai 2018 wurden 16 handwerkliche Ausdrucksformen aufgenommen, also solche, deren Technikrepertoire auf formaler Berufsbildung basiert, oder solche, die – wie die Gesellenwanderung – eng mit dem handwerklichen Selbstverständnis zusammenhängen.
Was bietet der Kongress „ Kulturerbe Handwerk in Europa“ in Berlin?
Mit ihm betonen wir einen wirtschaftlichen Blick auf das Kulturerbe und rücken das Handwerk als wichtigen und unverzichtbaren Akteur des kulturellen Erbes auch auf
europäischer Ebene in den Vordergrund. Im Mittelpunkt stehen die Fragen Nachwuchssicherung und wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten
Folgende Handwerkstechniken sind Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland:
- Blaudruck
- Deutsche Brotkultur
- Handwerksgesellenwanderschaft Walz
- Orgelbau und Orgelmusik
- Vogtländischer Musikinstrumentenbau in Markneukirchen und Umgebung
- Reetdachdecker-Handwerk
- Manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas
- Flechthandwerk
- Mal-, Fass- und Vergoldetechniken der Kirchenmalerei
- Porzellanmalerei
- Zubereitung und Anwendung von traditionellem Kalkmörtel
- Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald
- Töpfertradition Westerwälder Steinzeug in und um Höhr-Grenzhausen, Kannenbäckerland, sowie Breitscheid
- Manufakturelle Schmuckgestaltung
- Bewahrung und Förderung von Kultur, Vielfalt und Qualität regionaler Spezialitäten in Oberfranken
- Köhler und Teerschwelerei
- Flößerei
- Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle
- Das Bauhüttenwesen - Weitergabe, Dokumentation, Bewahrung und Förderung von Handwerktechniken und -wissen
- Künstlerische Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen
- Drechslerhandwerk (aktuell nur im Bayerisches Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes)
- Hessischer Kratzputz