Kryptowährungen Bitcoin & Co.: Kryptos in der Krise

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Geldanlage und Kryptowährungen

Im Griff von Corona haben manche Themen ihre Bedeutung eingebüßt. Das gilt etwa für die Demokratiebewegung in Hongkong. Unter der Wucht der Coronakrise geriet sie aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit und wurde nun fast unbemerkt von China unterdrückt. Das gilt aber auch für Finanzthemen weltweit. So beispielsweise für die Kryptowährungen. Ihr Weg durch die Krise - und ein Ausblick auf ihre Zukunft.

Kryptowährung
Haben virtuelle Währungen in der Handwerksbranche eine Zukunft? - © stockphoto-graf - stock.adobe.com

Den Verfechtern der Kryptowährungen gelten Bitcoin & Co. als sichere Häfen. Gleichgestellt mit Gold, das traditionell als Krisenwährung gehandelt wird. Kritiker waren da immer skeptisch. „Tatsächlich haben sie sich aber gar nicht schlecht geschlagen“, findet Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Hennef.  

Zu Beginn der Krise, bereits bevor die Aktienmärkte einbrachen, fielen die Kryptos massiv. „Der Bitcoin etwa begann seinen Abstieg Anfang Februar bei rund 10.000 US-Dollar je Bitcoin und fiel dann auf rund 5.500 US-Dollar. Mittlerweile notiert er um die 7.000 US-Dollar“, schreibt Zimmer.Die frühe Reaktion auf die Krise erklärt er mit der engen Verflechtung der Kryptos mit Asien. Ein guter Teil der Umsätze mit Kryptowährungen finde in Asien statt, wo die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm. Deshalb reagierten die Kryptos schneller als die Aktienmärkte, die unter weltweiter Beteiligung funktionieren.

Kryptos möchten der sichere Hafen sein

Die Krypto-Szene hatte dem Bitcoin als größter Kryptowährung zugetraut, „in der Krise eine ähnliche Rolle wie Gold zu übernehmen – als Rückzugsort für Investoren , wenn andere Anlageklassen zu riskant werden“, sagt Uwe Zimmer. Doch beim Blick auf die Entwicklung der Preise für Gold im Vergleich zum Bitcoin fällt auf: Der Goldkurs hat sein Allzeithoch erreicht. Der Bitcoin hat noch nicht einmal seine Verluste wieder wettgemacht. Es fehlt bei Anlegern noch ganz offensichtlich am entsprechenden Vertrauen in die Kryptos.

Ähnliche Voraussetzungen, andere Verläufe

„Dabei sind die Voraussetzungen ähnlich“, wirbt Zimmer für die Kryptowährungen als Alternative zum Gold. „Beide zahlen keine Zinsen, beide werden als Ersatzwährung gehandelt, beide sind theoretisch überall gleich und weltweit verfügbar “. Was sie unterscheidet: Gold ist weltweit ein begehrter Rohstoff, Gold hat Tradition und Gold hat sich seit Jahrtausenden als Krisenwährung bewährt. Anders der Bitcoin: Ihm fehlt jegliche Historie und im Vergleich zum Gold sind es nur wenige Investoren, die der Kryptowährung vertrauen. „Das mag dazu beigetragen haben, dass er sich nicht von den Verlusten aller anderen Anlageklassen abkoppeln konnte“, sagt Zimmer.

Der Blick in die Zukunft

Soweit zum Status Quo. Was die Zukunft den Kryptos bringen wird, lässt sich nur mit einiger Vorsicht prognostizieren. Klar ist: „Die Pandemie hat weltweit auf die Stimmung gedrückt. Bestehende Unternehmen wollen erst ihr Kerngeschäft in Sicherheit wissen, bevor sie neue Felder erschließen“, so Zimmer.

Wer bereits mit Kryptowährungen arbeitet, macht dies meist wenig offensiv. Und Unternehmen wie Facebook, die mit ihrer Libra  an einer eigenen Kryptowährung basteln, müssen gerade nacharbeiten :Die Notenbanken haben strenge Auflagen gemacht. „Start-ups in dem Bereich werden noch eine ganze Weile mehr Mühe haben, an Finanzierungen zu kommen“, sagt Zimmer.

Dennoch glaubt der Finanzberater daran, dass die Kryptowährungen letztlich von der Pandemie profitieren können. „Die Aufforderung, kontaktlos zu bezahlen, lässt Bargeld immer schneller verschwinden. Neue Formen der Bezahlung werden zunehmend akzeptiert. Bitcoin & Co. gehören möglicherweise dazu“, so seine Einschätzung. Und er wertet positiv, dass die Kryptowährungen die Krise als dezentral aufgestellte Zahlungsmittel bereits überstanden haben, während die großen Währungen der Welt, wie Dollar, Euro, Yen und Yuan, die Krise noch nicht hinter sich gelassen haben. „Unklar ist, ob aus der horrenden Verschuldung nicht irgendwann ein echtes Währungsproblem resultiert. Dann schlüge wohl endgültig die Stunde der Kryptos“, zeigt sich Zimmer optimistisch.