Handwerkskonjunktur Bau: Süddeutsche spekuliert über Ende der fetten Zeiten für Handwerker

Ein Betonhaus inklusive Isolierung, Fenster, Türen, Boden und Außenanstrich in nur 24 Stunden erstellen? Weil Apis Cor mit Sitz in Moskau und San Francisco für die Immobilie aus dem 3-D-Drucker nur schlappe 8000 Euro verlangt, prognostiziert die Süddeutsche Zeitung bereits das Ende des Bauhandwerks.

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    © Gensler
    Gedrucktes Büro-Gebäude in Dubai des Architekten-Büros Gensler.
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    © HuaShang Tengda
    3D-gedruckte, zweistöckige, ca. 400 Quadratmete große Villa in Beijing/China, entworfen vom Architekten HuaShang Tengda.

Mit einem Umsatzwachstum von 3,5 Prozent gehörte 2017 laut Konjunkturbericht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin zu den besten Jahren in der Geschichte. Und die Show soll laut ZDH auch 2018 so weitergehen: 94 Prozent der befragten Unternehmer rechnen für sich mit einer verbesserten oder stabilen Geschäftsentwicklung, die Kapazitäten sind ausgelastet und die Auftragsbücher für die ersten Monate des neuen Jahres bereits kräftig gefüllt. Getrieben wird die historisch positive Entwicklung vor allem von der Baubranche, deren Betriebe 2017 die höchste Auslastung aller Branchen verzeichneten.

Die Party am Bau ist bald zu Ende

Alles prima also für Hoch- und Tiefbauer sowie Fliesenleger und die Baugewerke? Von wegen, meint zumindest die Süddeutsche Zeitung (SZ) in ihrem Artikel „Angst vorm Fliesen“. Da die hohe Auslastung für die Verbraucher dazu führt, dass sie laut SZ  teilweise irrwitzige Preise für Handwerksleistungen bezahlen müssen, sehnt sich der Markt angeblich nach Alternativen. Erklärt wird der neue Trend am Beispiel des Münchner Bauhandwerkers Markus Reicher, der für das Fliesen zweier Badezimmer ein Angebot in Höhe von 900 Euro pro Quadratmeter abgegeben hatte. Der Kunde, ein SZ-Redakteur, bezeichnete die Kosten als „surreal“ und brachte in dem Artikel nicht nur seinen Ärger zum Ausdruck, sondern läutete auch gleich das Ende des klassischen Bauhandwerks ein.

Preiswerte Alternativen aus dem 3-D-Drucker

Wenn in China, Japan und den USA bereits ganze Wohnsiedlungen für kleines Geld aus dem 3-D-Drucker entstehen, gäbe es für deutsche Bauherren keinen Grund mehr, sich mit zu hohen Kostenvoranschlägen des deutschen Bauhandwerks herumzuschlagen?  Schließlich punkten die neuen Wohnlösungen von der Stange nicht nur durch ihren niedrigen Preis, sondern sind auch wartungsarm, langlebig und im Idealfall sogar individuell anpassbar. So lässt sich etwa das Basismodell der südenglischen Firma Ten Fold in nur vier Tagen von vier Bauarbeitern aufstellen – zum Schnäppchenpreis von 110.000 Euro!

Betongold oder 3-D-Druck? Der Kunde entscheidet

„Die Nostalgie des Bauhandwerks geht ihrem sicheren Ende entgegen, denn die Industrialisierung und Automation des Bauens ist nicht mehr aufzuhalten“, sagt Professor Peter Ebner, Leiter des Future-LAB of Architecture, der bereits 2014 das weltweit erste Haus aus dem 3-D-Drucker in Bayern erstellt hat. Ebner hat zwar seinerzeit sogar den Wettstreit um das erste 3-D-Druck-Haus gegen Google gewonnen, ob ihn das dazu befähigt, über die Geschicke der deutschen Bauherren zu entscheiden, ist fraglich. Zwar möchten 47 Prozent der Deutschen laut Umfrage der GfK-Meinungsforscher in ein Eigenheim investieren, ob die 3-D-Druck-Häuser jedoch die Anforderungen der Bauherren an klassisches Betongold erfüllen, bleibt abzuwarten. Schließlich feiert Ebners Haus aus dem Drucker in diesem Jahr erst seinen vierten Geburtstag, ist also in der klassischen Bau-Zeitrechnung noch fast ein Neubau.