Die Baumann-Kolumne "Neues von der Werkbank" Kommentar: Bargeld, Freiheiten und Handlungsdrang – Corona als Motor für neue und alte Diskurse

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Coronavirus und Neues von der Werkbank – Kolumne von Ruth Baumann

Ob einzig Prognosen über Auswirkungen von Corona, eine Legitimation darstellen, Freiheit und Grundrechte zu beschneiden, werden Juristen diskutieren. Unsere Gesundheit muss geschützt und unsere Freiheit erhalten werden. Um das zu erreichen, braucht es jedoch Differenzierung. So sieht es Ruth Baumann, Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk (ufh) Baden-Württemberg, in der neuen Folge ihrer Kolumne “Neues von der Werkbank“.

Ruth Baumann, Landesvorsitzende ufh Baden-Württemberg
Laut unserer Kolumnistin Ruth Baumann besteht derzeit viel Handlungs- wie auch Redebedarf. - © Antoinette Steinmüller Fotostudio

Unser aller Leben wird aktuell durch Beschränkungen und Verordnungen geregelt. Dieses Handeln ist Ausdruck, den vielen Prognosen und bereits greifbaren Fakten Rechnung zu tragen. Die allgemeine Sorge um die Ges undheit sowie die Dynamik der Ereignisse münden in Maßnahmen, die für uns alle gelten. Gegenwärtig ist diese Form der „Gleichmacherei“ akzeptabel und legitim, aber auf Dauer kein Zustand!

Erneut Thema: Abschaffung des Bargelds

Der Kampf gegen die Pandemie darf nicht zum Türöffner werden, um eine Änderung der demokratischen Gesellschaft herbeizuführen. Noch vor Kurzem war das Abschaffen von Bargeld, ein Ausdruck für das Bekämpfen der Drogenkriminalität, des Waffenhandels, der Schattenwirtschaft und der Schwarzarbeit. Es gab aber auch viele Gegenstimmen, die sich der „geprägten Freiheit “, dem greifbaren Vertrauen in die Staatsform und der eigenen Hoheit über den Geldbeutel nicht berauben lassen wollten. Nun also erneut der Versuch, die Corona-Krise zu nutzen, um angesichts vermeintlicher „Ges undheitsgefahren“ dieses endgültig abzuschaffen. Kriminalität zeigt sich auch bargeldlos, sei es im Verkauf von nicht vorhandenen Waren, „Hacken“ von Förderprogrammen oder Leerräumen von Konten. „Phishing“ von Daten ist einfacher denn je, Betrug und Diebstahl im Netz an der Tagesordnung. Wer Bargeld denunziert, hat auch mit der Demokratie über kurz oder lang Probleme.

Persönliche Freiheit stößt an Grenzen

Die Freiheit als solches meint nicht nur die Möglichkeit, nach Belieben an jeden Ort der Welt reisen zu können, sie ist auch ein hohes Gut und beinhaltet Toleranz im gegenseitigen Miteinander. Dies zeigt sich in der Versammlungsfreiheit, der Meinungsfreiheit und vieler Freiheit en mehr. Die persönliche Freiheit stößt dort an ihre Grenzen, wo sie andere tangiert. Freiheit ist nicht selbstverständlich und braucht Eigenverantwortung. Und aktuell stößt unsere persönliche Freiheit an viele Grenzen. Dies darf aber nicht zum Dauerzustand werden, da generelle Maßnahmen keine Differenzierungen zulassen. Ziel muss es aber sein, dass der Bürger nicht als zu betreuendes Wesen, sondern als eigenverantwortlicher Teil der Gesellschaft leben kann. Schließlich geht alle Staatsgewalt vom Volke aus, wie es auch im Gr undgesetz steht. Der Grad der Freiheit wird sich darin zeigen, ob man gestalten kann oder verwaltet wird.

Maßnahmen, die nicht umsetzbar sind

Jeder braucht Luft zum Atmen, nicht nur der Unternehmer. Wir alle brauchen Spielregeln, die nicht strangulieren und drangsalieren. Es muss möglich sein, Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Bürokratie ist zum Selbstzweck und Verschiebe b ahnhof von Verantwortung verkommen. Es werden Dinge verlangt, die zwar objektiv nicht umsetzbar sind, aber dennoch nachgeprüft und geahndet werden. Man kann Desinfektionsmittel nicht kaufen, wenn der Markt leergefegt ist. Die geforderten Maßnahmen werden umgesetzt, zeigen aber zugleich, dass somit die Ausführung der Arbeiten nicht mehr möglich ist. Das sind dann die Herausforderungen, die die Betriebsinhaber zu lösen bzw. zu verantworten haben. Wer Verantwortung übernimmt, braucht dann aber auch die Freiheit , entscheiden zu können!

Es wird gehandelt!

Viele Unternehmer zeigen aktuell, wie schnell sie auf Herausforderungen reagieren können. Es wird genäht, geforscht, entwickelt und – ganz wichtig – unermüdlich nach Lösungen gesucht. Mal ist es der limitierte Eingang in das Ladengeschäft, mal der Take away, mal ein Schutz aus Plexiglas. Gemeinsam ist allen Aktionen: es wird gehandelt. Während Konzerne zum Staatsbetrieb mutieren, zeigen klein- und mittelständische Unternehmen, was alles in ihnen steckt. Gelebte soziale Verantwortung, Regionalität, Produktvielfalt, persönliche Haftung und vieles mehr. Diese gilt es zu erhalten und nicht der globalen Werkbank mit starren und oft unflexiblen Unternehmensmodellen zu opfern.

Innovationskraft und Flexibilität der kleinen und mittelständischen Betriebe

Schützen wir die Säulen der Gesellschaft und bekennen wir uns zu Handwerk und Mittelstand. Die Anzahl der Arbeitsplätze und die Höhe der Steuereinnahmen rechtfertigen dies. Ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, alle Steuerzahler sind Leistungsträger und brauchen die Freiheit zur Gestaltung und Entfaltung sowie Vertrauen in die Rahmenbedingungen. Es ist höchste Zeit, dass die Politik dieses wirtschaftliche Denken und Handeln nicht nur durch Worte honoriert.

Unsere vielfältigen Betriebe haben bewiesen, dass Innovationskraft und Flexibilität in ihnen steckt. Die wirtschaftlichen Folgen von Corona können so gemeistert werden, denn in Planwirtschaft oder Neosozialismus werden sie nur übertüncht.