Technologietransfer-Preis 2018 Seifriz-Preis 2018: Auszeichnung für drei erfolgreiche Erfindungen aus dem Handwerk

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Erfolgsbeispiele und Technologietransfer

handwerk magazin hat zusammen mit dem Verein Technologietransfer Handwerk zum 30. Mal den Transferpreis Handwerk + Wissenschaft (Seifriz-Preis) verliehen. Drei Handwerksunternehmen erhielten für ihre Innovationen, die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftseinrichtungen entstanden sind, Pokale und Urkunden sowie ein Gesamtpreisgeld von 15.000 Euro.

Sieger und Gratulanten (v.l.): Olaf Deininger, Chefredakteur handwerk magazin, Marco Krückemeier (go3 – die Bewegungsexperten), Sportwissenschaftler Christopher Kreft, Professor Klaus Baalmann, Verleger Alexander Holzmann (Holzmann Medien), Hubertus Haking (Haking Metallbau), Frank Brormann (360 Grad Haare), Professor Jürgen Peterseim. - © KD Busch

Zum 30. Mal zeichnete handwerk magazin Handwerksunternehmen zusammen mit ihren Wissenschaftspartnern mit dem Transferpreis Handwerk + Wissenschaft (Seifriz-Preis) aus. Drei Handwerksunternehmen erhielten für ihre Innovationen, die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftseinrichtungen entstanden sind, im Rahmen einer Feier in Stuttgart Pokale und Urkunden sowie ein Gesamtpreisgeld von 15.000 Euro .

Die Gewinner des Seifriz-Preises 2018 sind:

  • Orthopädietechnikunternehmer Marco Krückemeier und Sportwissenschafter Christopher Kreft. Sie entwickelten im 3D-Druck hergestellte und maßgefertigte Einlegesohlen für Skischuhe.
 
  • Friseurmeister Frank Brormann und Professor Jürgen Peterseim. Ihre Erfindung ist die Haarschneidetechnik Calligraphy Cut.
 
  • Metallbauermeister Hubertus Haking und Professor Klaus Baalmann. Ihre Innovation ist eine Markise für Rundbogenfenster ohne sichtbare Schienen und Seile.

Seifriz-Preisträger 2018: go3 KG

© B3 Mediagroup/Frank Baumer

Marco Krückemeier entwickelte in seinem Unternehmen go3 – die Bewegungsexperten (www.go-drei.de) in Köln eine maßgefertigte und im 3D-Druckverfahren produzierte Einlegesohle für Skischuhe zu vertretbaren Kosten. Die Anpassung erfolgt über einen 3D-Scan mit höchster Genauigkeit. Der größte Vorteil liegt in der schnellen und trotzdem individuellen Versorgung von Kunden und mittelfristig einer günstigeren Herstellung von Einlagen für Sport- und Alltagsschuhe. Rund 30 Einlagen werden inzwischen pro Monat verkauft.

Sportwissenschaftler Christopher Kreft hat an der Sporthochschule Köln im Rahmen seiner Masterarbeit den Workflow für die Herstellung entwickelt. Nach Tests wurde als Verfahren Laser-Sintering ausgewählt. Zusätzlich wurden diverse Labortests sowie Praxiserprobungen auf Skipisten durchgeführt.

Steckbrief: "Im 3D-Druck maßgefertigte Einlegesohlen" für Skischuhe
  1. Der Betrieb: go3 – Die Bewegungsexperten, Köln, go-drei.de
  2. Die Innovation: Eine mit eigenem Workflow maßgefertigte und im 3D-Druckverfahren produzierte Einlegesohle für Skischuhe zu vertretbaren Kosten. Die Anpassung erfolgt über einen 3D-Scan mit höchster Genauigkeit. Dabei gibt es zwei Varianten: eine flexible Sohle für sportliche und eine stabile für Skifahrer, die weniger Kraft auf den Skischuh ausüben. Der größte Vorteil liegt in der schnellen und trotzdem individuellen Versorgung von Kunden und mittelfristig einer günstigeren Herstellung von Einlagen für Sport- und Alltagsschuhe.
  3. Der Technologietransfer: Sportwissenschaftler Christopher Kreft hat an der Sporthochschule Köln im Rahmen seiner Masterarbeit den Workflow für die Herstellung entwickelt. Nach Tests wurde als Verfahren das Laser-Sintering ausgewählt. Zusätzlich wurden diverse Labortests sowie Praxiserprobungen auf Skipisten durchgeführt.
  4. Der Erfolg: Rund 30 Einlagen werden pro Monat verkauft. Das Produkt wird in einer Pilotphase auch als Testversorgung über Skilehrerverbände vertrieben. Weitere Folgeprodukte sind in Planung.

Seifriz-Preisträger 2018: Calligraph

„Alle Frauen wünschen sich Haare, die einfach zu stylen sind, nicht splissen und immer glänzen“, weiß Friseurmeister Frank Brormann ( 360gradhaare.de ), der in Oelde einen Betrieb mit 48 Mitarbeitern führt. Er erfand mit dem Calligraphy Cut einen Haarschneider, der Haare in einem bestimmten Winkel abschneidet. „Durch die vergrößerte Schnittfläche wird das Haar elastischer, und im Schnittpunkt wird mehr Licht reflektiert“, so Brormann. "Nur hatte ich dafür keinen wissenschaftlichen Beweis."

Den lieferte Professor Jürgen Peterseim von der Fachhochschule Münster. Untersuchungen im Rasterelektronenmikroskop brachten ans Licht, „dass die
neue Schneidtechnik ein konstantes Schneidergebnis sichert und die Haarspitzen schont“, sagt Peterseim. „Erst der wissenschaftliche Beweis brachte uns den wirtschaftlichen Erfolg“, ist sich Brormann sicher. Der Calligraph gebe auch anderen Friseurbetrieben die Möglichkeit, eine neue Dienstleistung zu einem höheren Preis anzubieten.

Steckbrief: Der "Calligraphiy Cut" sorgt bei Haaren für mehr Fülle und Elastizität
  1. Der Betrieb: 360º Haare Gmbh, Oelde, 360gradhaare.de
  2. Die Innovation: Frank Brormann entwickelte die Haarschneidetechnik „Calligraphy Cut“, bei der Haare mit einer Art Messer in einem bestimmten Winkel schräg angeschnitten werden. Durch den schrägen Schnitt wird die Grundfläche der Schnittkante größer, dadurch soll das Haar mehr Fülle bekommen, elastischer und frisierbarer werden. Ob diese Theorie auch stimmt, sollte in einer wissenschaftlichen Untersuchung untermauert werden.
  3. Der Technologietransfer: Werkstofftechnik-Spezialist Professor Jürgen Peterseim untersuchte an der Fachhochschule Münster die Schnittflächen von unterschiedlichen Haaren, die mit verschiedenen Schneidwerkzeugen geschnitten wurden. Dafür wurde ein Rasterelektronenmikroskop mit 5000-facher Vergrößerung verwendet. Das Ergebnis zeigte, dass der Calligraphy Cut ein konstantes Schneideergebnis sichert und die Haarspitzen schont. Dadurch wird mehr Fülle und Elastizität erzeugt.
  4. Der Erfolg: Laut Frank Brormann sind seine Umsatzzahlen im ersten Quartal dieses Jahres um 30 Prozent gestiegen. Geplant ist eine Expansion in die USA.

Seifriz-Preisträger 2018 Haking Metallbau GmbH

Auch Preisträger Hubertus Haking, Metallbauermeister und Chef der Haking Metallbau GmbH in Ladbergen nördlich von Münster, hatte seine Erfindung schon weitgehend ausgetüftelt. Doch bei der Konstruktion der Markise für Rundbogenfenster brauchte er dann Hilfe. Weil sein Kunde in einem jahrhundertealten bayerischen Kloster residiert, durften Seile und Schiene für die Markise nicht sichtbar sein. Rund ein Jahr lang arbeiteten Haking und Professor Klaus Baalmann von der Fachhochschule Münster deshalb an einer überzeugenden Lösung
für dieses Problem.

Das Ergebnis ist eine intelligente Seilführung, welche bei Einfahren der Markise deren gesamte Infrastruktur in der Kassette verschwinden lässt. Hakings Fazit nach der Entwicklung fällt eindeutig aus: „Als Handwerker kannst du das vor allem mit den ganzen Normen und Vorschriften nicht stemmen.“ Baalmann, sein Partner von der Fachhochschule, ergänzt: „Es hat viel Spaß gemacht, solch ein Produkt zu entwickeln ist eine wunderbare Ergänzung für die Theorie.“

Steckbrief: " Markise für Rundbogenfenster" ohne sichtbare Schienen und Seile
  1. Der Betrieb: Haking Metallbau GmbH, Ladbergen, haking-sonnenschutz.de
  2. Die Innovation: Eine Markise für Rundbogen- oder Segmentfenster, bei der im eingefahrenen Zustand keine Schienen oder Seile zu sehen sind. So lautete die Vorgabe für einen Auftrag für ein historisches Gebäude, bei dem der Gesamteindruck der Fassade nicht gestört werden sollte. Eine solche Technik gab es nicht am Markt. Hubertus Haking erfand eine Lösung, bei der die erforderlichen Seile bei eingefahrener Markise in den äußeren Führungsschienen verschwinden.
  3. Der Technologietransfer: Maschinenbau-Experte Professor Klaus Baalmann übernahm an der Fachhochschule Münster vorrangig die technische Konstruktion. Außerdem wurden vonseiten der Wissenschaft die passenden Materialien in einer langwierigen Marktrecherche ausgesucht. Baalmann unterstützte auch die CE-Kennzeichnung des Produktes.
  4. Der Erfolg: Das Produkt ist am Markt eingeführt, bisher wurde ein Umsatz von 75.000 Euro erwirtschaftet. Aufgrund der regen Nachfrage werden bis Ende des Jahres weitere 150.000 Euro Umsatz folgen.

Preisverleihung

Die Preisverleihung fand in der Handwerkskammer Region Stuttgart statt. Beglückwünscht wurden die Sieger von der baden-württembergischen Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Nicole Hoffmeister-Kraut, Professor Johann Löhn, Präsident der Steinbeis-Hochschule Berlin und Vorsitzender der Jury sowie Oskar Vogel, Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerkstags. Die Laudationes hielten Olaf Deininger, Chefredakteur von handwerk magazin, Dr. Peter Weiss vom Zentralverband des Deutschen Handwerks und Jürgen-Johannes Lau, Landesgewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH). Das Preisgeld von 15.000 Euro wurde zu gleichen Teilen gestiftet von der Signal Iduna Gruppe und von handwerk magazin, das von Holzmann Medien (Bad Wörishofen) herausgegeben wird.

Der Seifriz-Preis wurde als Technologietransfer-Wettbewerb von handwerk magazin zusammen mit der Steinbeis-Stiftung und der Signal Iduna Gruppe Versicherungen und Finanzen bundesweit zum 30. Mal veranstaltet. Er wird vom Verein Technologietransfer Handwerk organisiert und vom Baden-Württembergischen Handwerkstag sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks unterstützt.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte in einem Grußwort, die ausgezeichneten Projekte der vergangenen Jahre seien Best-Practice-Beispiele für den gelungenen Transfer zwischen Handwerk und Wissenschaft, die zu besseren, kundengerechten Lösungen geführt hätten. Gleichzeitig liefere der Preis eine ideale Plattform, um solche Beispiele einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.