Ausbildungsmesse: Wie Sie als Aussteller potenzielle Nachwuchskräfte begeistern

Viele Unternehmen suchen händeringend Nachwuchs – und Schulabgänger nach dem passenden Ausbildungsplatz. Eine Ausbildungsmesse ist der Ort, wo beide aufeinandertreffen. Welche Chancen sich für Betriebe bieten und worauf es bei einem überzeugenden Auftritt ankommt. "Für uns ist es sehr wichtig, sich im lokalen Umfeld gut zu präsentieren", so Petra Athen, Personalleiterin bei Bürkle + Schöck Elektrotechnik bei einer Ausbildungsmesse in Stuttgart. Bei Bürkle + Schöck ist der Termin jedes Jahr dick im Kalender markiert, auch 2025 war die „First Job“ für das Elektrotechnik-Unternehmen wieder ein voller Erfolg: Auf der Ende Februar stattfindenden Messe präsentieren sich Unternehmen aus der Region in den Stuttgarter Wagenhallen und stellen sich dem Nachwuchs als attraktive Arbeitgeber vor. Es ist eine von vielen Ausbildungsmessen, die in ganz Deutschland auf dem wohl kürzesten Weg für das „Match“ zwischen Arbeitgeber und Auszubildenden sorgen. Ganze 356 solcher Messetermine listet das Portal Messeninfo.de für 2025 auf, dazu kommen unzählige Veranstaltungen an Schulen und Bildungseinrichtungen. Sie bieten eine Plattform, auf der Berufsanfänger, Schüler, Lehrer und Eltern Einblicke in die unterschiedlichen Handwerksberufe erhalten und persönliche Gespräche führen können, stärken die Sichtbarkeit des Handwerksberufs – und vor allem: helfen bei der Suche nach den passenden Auszubildenden. Neben der „First Job“ ist Bürkle + Schöck auch 2025 wieder auf mehreren Veranstaltungen vertreten, um junge Mitarbeitende zu finden. Für Petra Athen, Personalverantwortliche bei Bürkle + Schöck, steht dabei vor allem der Mensch im Mittelpunkt: „Diese Messen und Veranstaltungen sind eine gute Möglichkeit, aktiv und direkt mit Menschen in Kontakt zu kommen.“ Für den Betrieb als Arbeitgeber ist es nach ihrer Erfahrung enorm wichtig, sich in diesem lokalen Umfeld zu zeigen: „Nur, wenn uns die Leute kennen und schon einmal gesehen haben, nehmen sie uns auch als Arbeitgeber wahr.“ Mit Aktionen auf der Ausbildungsmesse mehr Besucher anlocken Über 40 Aussteller haben sich dieses Jahr auf der „First Job“ registriert, darunter auch Marken wie Aldi oder Coca-Cola. Sorgen, dass der eigene Stand neben großen Namen wie diesen nicht zur Geltung kommt, macht sich das Messeteam von Bürkle + Schöck aber nicht. Denn das Konzept funktioniert – und zwar so gut, dass sich oft sogar mehr junge Leute bewerben als es Praktikums- oder Ausbildungsplätze im Betrieb gibt. Durch zahlreiche Schul- und Bildungskooperationen kennen viele junge Messebesucher das Unternehmen bereits und erkennen es auf der Messe wieder. Der Stand ist auffällig, in der Mitte prangt ein buntes Superheldenmotiv, dazu ein Bildschirm, auf dem Azubivideos zeigen, wie die Arbeit im Unternehmen aussieht. Ein zusätzlicher Anreiz, den Stand zu besuchen, ist der beliebte Lolli-Baum. „So kommen die jungen Leute erst mal zu uns und dann ist es wichtig, ins Gespräch zu kommen“, erklärt Athen. Dabei hilft auch der „heiße Draht“, an dem sich angehende Elektrotechniker ausprobieren können; wer es ohne Fehler schafft, bekommt einen Preis. „So holen wir auch diejenigen ab, die etwas schüchterner sind oder wenig Lust auf die Messe haben.“ Checkliste 1: Den Messeauftritt strategisch planen Wer Jugendliche anlocken und von seinem Handwerk begeistern will, sollte diese Leidenschaft auch bei Standgestaltung, Aktionsprogramm und Kommunikation vermitteln. Die Checkliste zeigt, wie Ihr Messestand zum Besuchermagnet wird. Auf anderen Azubi-Messen Eindrücke sammeln: Bevor Sie selbst Aussteller werden, lohnt es sich, andere Messen zu besuchen und zuschauen, was die Aussteller hier richtig gut machen und wo besonders viele Jugendliche an den Stand kommen. Ziele formulieren: Was möchten Sie mit der Messebeteiligung erreichen? Legen Sie konkrete Ziele fest, wie Anzahl der Gespräche, Anzahl der Bewerber, Anzahl zu vergebender Stellen oder Anzahl von Kontakten. Welche Berufe möchten Sie vorstellen, möchten Sie „Imagewerbung“ betreiben oder konkrete Stellen vergeben? Budget: Wie viel möchten oder können Sie ausgeben? Kalkulieren Sie vorab, welche Kosten anfallen, und legen Sie das Budget möglichst jetzt schon im Detail fest. Standteam zusammenstellen: Wer kommt mit auf die Messe? Planen Sie ein Team aus Ausbildungsbeauftragten und fragen Sie bei den Azubis nach, wer gerne mitkommen möchte. Steht das Team fest, kann eine Schulung sinnvoll sein, wie man sich auf der Messe verhalten sollte. Materialien und Technik rechtzeitig vorbereiten: Ob es Flyer für Azubis sind, Roll-ups zum Aufstellen am Stand oder andere Unterlagen, denken Sie daran, diese rechtzeitig entwerfen und drucken zu lassen. Auch Videos, Bilder und die dafür benötigten Stromanschlüsse und Geräte sollten Sie vorab planen. Messestand und Aktionen: Wie soll Ihr Stand aussehen? Gibt es fertige Angebote oder können Sie kreativ werden, um aus der Masse herauszustechen? Überlegen Sie außerdem, wie Sie die Tätigkeit der Azubis auf der Messe anfassbar machen können. Ein „heißer Draht“ für angehende Elektrotechniker, ein Nagelbrett für Zimmerer oder Teig herstellen für Nachwuchsbäcker – eine Aktion zum Mitmachen wirkt wie ein Magnet. Werbegeschenke organisieren: Auch Geschenke sind sinnvoll. Kleine Streuartikel mit einem lustigen Spruch für alle und hochwertigere Dinge für wirklich interessiertere Bewerber – auch hier kann es sich lohnen, die Azubis zu fragen, was jungen Leuten gefällt. Bei den Innungen gibt es dafür oft Material. Kooperationspartner oder Unterstützung bei Innungen suchen: Ein Stand alleine ist zu aufwendig oder zu teuer? Tun Sie sich mit anderen zu einem Gemeinschaftsstand zusammen. Auch die Innungen bieten oft Unterstützung mit Materialien, Messesets und Aktionen, die Sie auf der Messe nutzen können. Werbung machen: Haben Sie einen Social-Media-Account? Dann machen Sie dort Ihre Follower auf Ihren Messestand aufmerksam – und knüpfen Sie Kontakt zu Schulen, um Schüler aus der Region einzuladen. Service am Stand: Adressen sammeln und Bewerbungslinks verschicken Am Stand haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Kontaktdaten auf kleinen Karten zu hinterlassen, und bekommen nach der Messe eine E-Mail mit direktem Bewerbungslink – eine kleine Maßnahme, die einen großen Unterschied macht: „Man muss es den jungen Leuten heute so leicht machen wie möglich und die Hürden, sich zu bewerben, immer weiter herunterfahren“, sagt Petra Athen. Ein Anruf in einem unbekannten Unternehmen fällt vielen Jugendlichen nicht leicht, der Klick auf einen Link dagegen schon – und der Betrieb sammelt damit eine lange Liste an potenziellen Kandidaten, auf die er auch später noch zurückgreifen kann.Freitags kommen Schulklassen mit ihren Lehrern auf die Messe, samstags meist Eltern mit ihren Kindern. Um mit allen Teilnehmern auf Augenhöhe zu sprechen, nimmt Bürkle + Schöck nicht nur die Ausbildungsbeauftragten mit auf die Messe, sondern auch die Azubis selbst. „Unsere jungen Mitarbeiter können viel besser aus ihrem Alltag erzählen und gehen meistens viel lockerer an die Sache ran“, erzählt Petra Athen. Ein Holzhaus als Messestand auf der Ausbildungsmesse Das gleiche Erfolgsrezept verfolgt auch das Team von Baufritz. Der schwäbische Hersteller von Öko-Fertighäusern sieht Schulveranstaltungen und Messen wie die „Memminger Azubimesse“ in der Region seit vielen Jahren als wichtigen Bestandteil in der Nachwuchssuche an – mit großem Erfolg. Schon der Messestand ist ein Hingucker, natürlich in Form eines eindrucksvollen Holzhauses. Das Team trägt die klassische Zunftkleidung der Zimmerer, die Besucher dürfen Kerzenhalter, Vogelhäuschen oder Stiftehalter selbst anfertigen und mit nach Hause nehmen, was immer für Aufmerksamkeit sorgt. „Uns ist es wichtig, auf der Messe nach außen zu tragen, was wir tun. Die Bauzeichner haben ihren Laptop dabei und zeigen ihre Zeichenprogramme, bei den Zimmerern dürfen die Besucher sägen oder nageln. So kommen die Menschen gerne zu uns und bleiben meistens länger als ohne diese Aktivitäten“, sagt Katharina Holl-Kraft, stellvertretende Personalleiterin bei Baufritz.Welche Azubis mit auf die Messe gehen, entscheiden diese selbst: „Wir fragen, wer von unseren Auszubildenden Lust auf die Messe hat. Denn wenn das jemand freiwillig macht, ist es ein enormer Vorteil.“ Schon im Vorfeld trommelt der Betrieb auf Instagram und Tiktok für einen Messebesuch; ein Pluspunkt, der Wiedererkennung schafft. Außerdem gibt es Gewinnspiele, um im Nachgang noch einmal auf die Jugendlichen zugehen zu können. Holl-Kraft ist überzeugt: „Es kommt nicht auf die Größe des Standes an, und auch nicht auf die Anzahl der Bildschirme, die man dabeihat. Sondern darauf, wie offen das Standteam ist.“ "Die Besucher aktiv anzusprechen und offen für alle Fragen zu sein ist das Wichtigste." Bianca Sowa, Team Ausbildungsbetreuung der Handwerkskammer Region Stuttgart. Bei jeder Ausbildungsmesse: Aktiv das Gespräch mit den Jugendlichen suchen Dazu rät auch Bianca Sowa aus dem Team Ausbildungsbetreuung und Berufsorientierung der Handwerkskammer Region Stuttgart: „Aktiv auf die Interessenten, die an den Stand kommen, zugehen, und offene Fragen stellen. ‚Was glaubst du, um welchen Beruf es hier geht? Weißt du schon, was du nach der Schule machen möchtest?‘.“ Die Handwerkskammer ist selbst auf vielen Berufsmessen und weiß, worauf es ankommt. „Wir leisten dort viel Aufklärungsarbeit für die Handwerksberufe an sich. Wichtig ist, dass die Schüler auf den ersten Blick erkennen und verstehen, was ein Betrieb macht und was den Beruf ausmacht.“ Für Bianca Sowa heißt das: unbedingt Bilder oder Videos zeigen, Werkzeug oder Produkte mitbringen, mit denen täglich gearbeitet wird. „Dafür ist das Handwerk prädestiniert“, so die Expertin. „Jeder Betrieb kann etwas zeigen oder etwas zum Anfassen mitbringen.“ Auch ein eigens für Jugendliche gestalteter Flyer, der kompakt zeigt, um was es geht, kann hilfreich sein – mit QR-Codes zu offenen Stellen und Kontaktadressen. Jugendliche haben Schwierigkeiten, in der Realität Kontakt aufzunehmen Entscheidend für eine erfolgreiche Ansprache ist es, die Kontaktaufnahme so einfach wie möglich zu gestalten: „Die jungen Leute haben immer mehr Schwierigkeiten, mit Menschen im realen Leben Kontakt aufzunehmen“, sagt Markus Wasserle. Er ist Gründer der Gebäudereinigungsfirma Wasserle in Kaufering – und seit 2007 auch Veranstalter der Ausbildungsmesse in Landsberg am Lech, die er vor fünf Jahren in die Kreishandwerkerschaft überführt hat. Die Messe hat Wasserle ins Leben gerufen, weil er selbst als Jugendlicher gerne mehr über mögliche Berufe erfahren hätte, es aber keine Plattform dafür gab. „Solche Veranstaltungen bieten einen sehr großen Vorteil für Betriebe, denn so müssen sie nur auf einer einzigen Messe präsent sein und nicht auf fünf verschiedenen Haus- oder Schulmessen.“ Bei den Unternehmen in der Region kommt das an, zusätzlich zu zwei Messehallen baut er seit einigen Jahren ein riesiges Bierzelt auf, um für 120 Aussteller Platz zu bieten, weitere kann er nicht annehmen. Viele Betriebe sind seit dem ersten Tag dabei. Seine Learnings aus fast zwei Jahrzehnten Messe: Je mehr Aktionen es an einem Messestand gibt, desto eher kommen die Besucher. „Man muss etwas bieten, sei es etwa ein Bewerbungsfoto-Automat oder eine eigens hergestellte Wurst vom Metzger: Wenn es der Beruf hergibt, sollte man Kreatives mitbringen.“ Frust auf der Ausbildungsmesse einfach weglächeln Doch was tun, wenn Resonanz und Begeisterung der Jugendlichen trotz aller Bemühungen ausgesprochen überschaubar bleiben? Messeprofi Wasserle warnt davor, die Besucher auf einer Ausbildungsmesse mit den Kunden bei B2B-Events zu vergleichen: „Aussteller auf Berufsmessen brauchen heute oft eine hohe Frustrationsgrenze, schließlich steckt ein Großteil der Besucher mitten in der Pubertät und würde vielleicht lieber im Bett bleiben, als auf die Messe zu gehen. Mein Rat: nicht persönlich nehmen und weiter freundlich auf die jungen Leute zugehen.“ Petra Athen von Bürkle + Schöck ist überzeugt, dass sich der direkte Kontakt zu den Jugendlichen sowie der persönliche Austausch auch langfristig lohnen. Schließlich geht es nach ihrer Erfahrung nicht nur um das Suchen und Finden von Auszubildenden: „Uns geht es vor allem darum, Partner zu gewinnen, die lange im Unternehmen bleiben. Checkliste 2: So kommen Betriebe mit potenziellen Auszubildenden ins Gespräch Wer sich und seinen Betrieb als Arbeitgeber bestmöglich darstellen möchte, sollte die Besucher auf der Ausbildungsmesse mit offenen Armen empfangen und zögerliche Kandidaten proaktiv ansprechen. Wie Sie sich am Stand am besten präsentieren und warum die Nacharbeit so wichtig ist. Auf der Ausbildungsmesse: Passende Kleidung: Wichtig ist, wirklich authentisch zu bleiben. Kommen Sie in Ihrer Arbeitskleidung, ziehen Sie bequeme Schuhe an – ein Tag auf der Messe bedeutet viel Stehen. Wer nie einen Anzug trägt, braucht das auch auf der Messe nicht zu tun. Jogginghosen oder unordentliche Kleidung sind natürlich ebenfalls tabu, wenn man sich als vertrauensvoller Arbeitgeber präsentieren möchte. Besucher richtig ansprechen: Eltern, Schüler, Lehrer – auf die Messe kommen zahlreiche Besucher mit unterschiedlichen Motiven. Sind Sie unsicher, zu welcher Gruppe der Besucher zählt, fragen Sie nach. Offen und freundlich auftreten: Gespräche eröffnen Sie am besten mit einer (offenen) Frage – „Welche Handwerksberufe kennst du?“, „Für was interessierst du dich?“ Denken Sie daran, dass die Jugendlichen das Gespräch nicht beginnen – dafür sind Sie und Ihr Team zuständig. Kontaktinformationen aufnehmen: Lassen Sie sich Kontakte geben oder verteilen Sie Visitenkarten, damit Sie sich auch nach der Messe noch einmal austauschen können. Offenheit zeigen: Verstecken Sie sich nicht hinter einem Tresen oder einem aufgeklappten Laptop. Wer vor dem Stand steht, signalisiert, dass jeder hier willkommen ist und eine offene Atmosphäre herrscht. Mitmachaktionen begleiten: Sie haben eine Aktion zum Mitmachen dabei? Das ist toll – aber nur, wenn Sie die Aktion entsprechend begleiten und die Besucher nicht alleinlassen. Ein kleines Spiel ist immer eine gute Gelegenheit für ein Erstgespräch. Nach der Ausbildungsmesse: Ziele abgleichen: Wie viele Gespräche haben Sie geführt – und was hatten Sie sich vorgenommen? Wie viele potenzielle Bewerber waren am Messestand? Gleichen Sie Ihre Ziele ab mit dem, was Sie tatsächlich erreicht haben. Kontakte verwalten, nachfassen: Sie haben ein Gewinnspiel durchgeführt, Karten ausgelegt oder auf andere Weise Daten gesammelt? Das ist ein wertvoller Schatz, den Sie behüten sollten. Speichern Sie die Kontakte und gehen Sie auf Interessenten zeitnah nach der Messe zu. Verschicken Sie Dankschreiben und laden Sie zu einem Schnuppertag ein. Follow-up-Veranstaltung: Führen Sie nach der Ausbildungsmesse ein weiteres Event im Betrieb durch, zu dem Sie auf der Messe bereits einladen. Ein erfolgreiches Instrument, um wirklich interessierte Bewerber „herauszufiltern“. Feedback und Analyse: Sie haben nicht das erreicht, was Sie sich vorgenommen haben? Besprechen Sie im Team, was gut und was schlecht gelaufen ist, und legen Sie fest, was beim nächsten Mal anders laufen soll.

Fachkräftesicherung Ausbildungsmesse: Wie Sie als Aussteller potenzielle Nachwuchskräfte begeistern

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