Digitalisierung und Fördermittel
Die KfW unterstützt gezielt Digitalisierungsprojekte des Mittelstandes mit vielen Förderprogrammen. Für welche Betriebe die Programme interessant sind, und was sie Handwerksunternehmern bieten.
Werkzeugmacher sind ein Volk für sich, findet Michael Fröhlich, Gesellschafter-Geschäftsführer der Fröhlich Holding in Bad Lauterberg. „Unsere Mitarbeiter können gar nicht unpräzise arbeiten. Die Digitalisierung verstärkt das noch“, ergänzt der Unternehmer. Die Fröhlich Plastics Group ist ein international agierendes deutsches Unternehmen, das einfache und komplexe Komponenten für die Automobilindustrie herstellt und diese Komponenten in Serie produziert.
Digitaler Wandel treibt Handwerk voran
Gegründet wurde das Unternehmen als klassischer Handwerksbetrieb. Doch Fröhlich weiß schon lange, dass sich gerade sein Unternehmen in einem technologischen Wettlaufmit internationalen Wettbewerbern befindet. Deshalb setzt der Unternehmer bereits seit Jahren auf den digitalen Wandel in seiner Firma.
Hinter der digitalen Optimierung stecken auch spezielle Anforderungen der Kunden an das Unternehmen: Schnelligkeit, Produktivität und Qualität. Fröhlich muss sich diesen Ansprüchen stellen undmit immer mehr Flexibilität „on-demand“ produzieren. Bis zu fünf Millionen Bremsflüssigkeitsbehälter unterschiedlicher Bauarten liefert das Unternehmen pro Jahr aus. Bei solchen Stückzahlen sind Geschwindigkeit und Effizienz wichtig. Nur die Produktion auf Basis digitaler Datenverarbeitung kann diese gestiegenen Qualitätsanforderungen der Kunden auch erfüllen.
Digitalisierungmit Innovationsdarlehen der KfW finanzieren
Für das Geschäftsjahr 2016/17 hat die Fröhlich-Gruppe ein Innovationsdarlehen aus dem ERP-Programm der KfW in Anspruch genommen, um neue Fachkräfte für Innovationen zu finanzieren. Zu diesen Innovationen gehören beispielsweise die Weiterentwicklung von Fertigungsverfahren für Luftfederungen aus Kunststoff-Metallverbindungen, die derzeit in Oberklassefahrzeugen eingesetzt werden, sowie die Digitalisierung des firmeneigenen Werkzeugbaus.
Die KfW-Mittel fließen außerdem in die Qualifizierung der 150 Mitarbeiter an den deutschen Standorten der Fröhlich-Gruppe, unter anderem für Schulungen zum Thema Cyber-Kriminalität. Denn auch die Anforderung an die IT-Sicherheit steigt in Zeiten der Digitalisierung und der verstärkten Vernetzung.
KfW-Förderprogramme für digitale Projekte
Innovative Unternehmen wie die Fröhlich-Gruppe unterstützt die KfW seit dem 1. Juli 2017 gezielt mit neuen Förderprogrammen, um „die digitale Transformation und die Innovationstätigkeit des Mittelstandes“ zu fördern, so die staatliche Förderbank. Denn hier sieht das Finanzinstitut in Deutschland noch Nachholbedarf: Wie Untersuchungen der Analysten von KfW-Research zeigen, schöpfen weite Teile der mittelständischen Unternehmen das Potenzial der Digitalisierung noch nicht aus. Der Anteil der innovativen Unternehmen sei zuletzt auf einen Tiefststand gesunken, so die Förderbank. Unter dem Titel "ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit" (Programm 380) erhalten etablierte Unternehmen und Freiberufler, die mindestens 2 Jahre am Markt sind einen Kredit bis zur Höhe von fünf Millionen Euromit einem effektiven Jahreszins ab einem Prozent . Die Programme 290 "KfW-Kredit Wachstum" und 360 "ERP Mezzanine für Innovation" bieten ebenfalls vorteilhafte Konditionen für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie.
Mittelstand: Digitalisierung noch im Aufbau
Wie die aktuelle Studie von KfW-Research belegt, befindet sich der deutsche Mittelstand noch in einer frühen Phase der Digitalisierung. Zwar haben vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen in den zurückliegenden drei Jahren Digitalisierungsprojekte umgesetzt und in neue Technologien oder Verbesserung der IT-Kompetenz investiert.
Die einzelnen Vorhaben hatten jedoch meist nur einen überschaubaren Umfang: Vor allem kleinere Unternehmen (unter zehn Mitarbeitern) setzten dafür weniger als 10.000 Euro im Jahr ein – und planen häufig für die nächsten Jahre keine höheren Ausgaben. Knapp die Hälfte der großen Mittelständler (150 und mehr Beschäftigte) geben über 100.000 Euro im Jahr für digitale Maßnahmen aus. Hochgerechnet auf den gesamten deutschen Mittelstand, entspricht dies jährlichen Ausgaben in Höhe von etwa zehn Milliarden zum Ausbau der Digitalisierung.
Gründe für den Start von Digitalisierungsprojekten
Nutzung von Chancen | 90 % |
Forderungen von Endkunden | 32,8 % |
Wettbewerbsdruck am Markt | 24,3 % |
Druck aus Wertschöpfungskette | 17,8 % |
Quelle: ZEW 2017
Kleinere Unternehmen: Oft Nachzügler bei digitalen Projekten
„Etwa ein Drittel der Mittelständler befindet sich aktuell noch in einem Grundstadium der Digitalisierung . Das heißt, bei ihnen sind selbst grundlegende Anwendungen wie ein eigener Internetauftritt unterdurchschnittlich verbreitet“, resümiert der Abschlussbericht von KfW-Research. Besonders häufig zählen die kleineren Mittelständlermit weniger als 50 Mitarbeitern zu diesen Digitalisierungsnachzüglern .
Rund die Hälfte der mittelständischen Firmen hierzulande liegt im Mittelfeld und nutzt zum Beispiel einzelne Anwendungen digital vernetzter Information und Kommunikation. Digitale Vorreiter wie etwa die Fröhlich-Gruppe, die bereits auf digitale Produkte, Dienstleistungen, Apps oder Industrie 4.0 setzen, stellenmit einem knappen Fünftel des Mittelstands derzeit die Minderheit dar. Vorreiterunternehmen realisieren fast doppelt so häufig Kompetenzprojekte wie Nachzügler.
78 Prozent der deutschen Unternehmen haben zwischen 2013 und 2015 in technologische Projekte investiert (Hardware, Software, IT-Sicherheit, Website, IT-Bezugsformen, Verknüpfung von Prozessen). Projekte zur Erweiterung von Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung, wie IT-Weiterbildung, IT-Beratung, Reorganisation des Workflows, Konzepte für Internetmarketing und Internetvertrieb, wurden von 64 Prozent der mittelständischen Firmen umgesetzt.
Banken blockieren oft digitale Investitionen
Ein Grund für die Zurückhaltung der Unternehmen, wenn es um die konkrete Umsetzung digitaler Projekte geht, ist sicher das Problem der Kapitalbeschaffung. Denn die Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben stellt für Betriebe und Banken nach wie vor eine Herausforderung dar.
„Die Finanzierung digitaler Projekte bringt ein erhöhtes Risikomit sich. Und die Bewertung fällt externen Geldgebern besonders schwer“, erklärt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Bei der Digitalisierung fallen hohe Personal- und Vorleistungsaufwendungen an, die deutlich über den materiellen Investitionskosten liegen. Die Möglichkeiten, aus solchen Projekten den Geldgebern Sicherheiten zu stellen, sind gering, weshalb die Banken hier sehr vorsichtig agieren“, erklärt Zeuner weiter.
Nur vier Prozent finanzieren digitale Vorhaben über Bankkredit
Daher werden derzeit digitale Projekte zu 77 Prozent aus den laufenden Einnahmen der Unternehmen finanziert . Bankkredite spielenmit vier Prozent des Finanzierungsvolumens nur eine untergeordnete Rolle.
Damit unterscheidet sich die Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben deutlich von der Finanzierung von Investitionen in Sachanlagen. Dort machen Bankkredite 21 Prozent, laufende Einnahmen aber nur 58 Prozent des Finanzierungsvolumens aus, ermittelte die KfW in ihrer Unternehmerbefragung.
So werden Digitalisierungsprojekte finanziert
Methode | Digitalisierungsprojekte | Andere Sachinvestitionen |
Laufende Einnahmen | 77 % | 58% |
Leasing, Miete, Pay-per-Use | 17 % | 17 % |
Bankkredite | 4 % | 21 % |
Andere Finanzierungsformen | 2 % | 5 % |
Quelle: ZEW 2016
Digitaes Handwerk: Infos und Hilfe für Betriebe
Beim externen Beratungsangebot sieht es für Handwerksunternehmen deutlich besser aus: Hier hilft die Handwerksorganisation ihren Betriebenmit dem Kompetenzzentrum „Digitales Handwerk“ , das vom Wirtschaftsministerium bis 2018mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert wird.
In den regionalen Zentren erhalten Handwerker Unterstützung und Informationen. Die bundesweiten Kompetenzzentren zeigen Unternehmern anhand von Beispielen und Lösungen anderer Handwerksbetriebe, wie sie die Digitalisierung Schritt für Schritt angehen und Industrie-4.0-Technologien in ihrem Betrieb einführen können.
Daneben bieten die Kompetenzzentren verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen und die Möglichkeit, eigene technische Entwicklungen oder Schnittstellen zu Produkten und Kunden auszutesten.
Unternehmer Michael Fröhlich ist hier schon einen Schritt weiter. Er erwartet in seiner Branche künftig noch kürzere Produktzyklen. Für diese Herausforderung des Marktes will er die Fröhlich- Gruppe richtig aufstellen. Der Unternehmer plant zum Beispiel Investitionen in 3D-Druck und den Einsatz von humanoiden Robotern: für Sortier- und Aufräumarbeiten sowie für die Fertigung. Die humanoiden Roboter befinden sich bereits in der Projektierungsphase. Begleitend zu diesen neuen Digitalisierungsprojekten will Fröhlich in die Weiterbildung und Qualifizierung seiner Mitarbeiter investieren.
Welche Betriebe führen Digitalisierungsprojekte durch
Betriebsgröße | Digitalisierungsprojekte |
5 bis 9 Beschäftigte | 78 % |
10 bis 49 Beschäftigte | 84 % |
50 bis 149 Beschäftigte | 95 % |
150 und mehr Beschäftigte | 98 % |
Insgesamt | 83 % |
Quelle: ZEW 2016
Neue KfW-Fördergelder für digitale Projekte
Die beiden neuen KfW-Programme richten sich an etablierte Unternehmen. Angesprochen werden Firmen der gewerblichen Wirtschaft und Freiberufler in Deutschland. Der jährliche Gruppenumsatz darf jeweils 500 Millionen Euro nicht überschreiten.
ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit (ERP steht für European Recovery Program).
Dieses Förderprogramm ist zur F inanzierung von Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben breit einsetzbar. Gefördert wird die Digitalisierung von Produkten, Produktionsprozessen und Verfahren – beispielsweise die Vernetzung der Produktionssysteme unter dem Stichwort Industrie 4.0. Auch Maßnahmen zur Ausrichtung der Unternehmensstrategie oder Unternehmensorganisation auf die Digitalisierung können begleitet werden. Darüber hinaus werden Innovationsvorhaben finanziert, bei denen Unternehmen neue oder substanziell verbesserte Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen entwickeln.
ERP-Mezzanine für Innovation
Hier bietet die KfW Finanzierungspakete aus Fremd- und Nachrangkapital speziell zur langfristigen Finanzierung marktnaher Forschung und der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren, Prozesse oder Dienstleistungen sowie ihrer wesentlichen Weiterentwicklung an. Aus dem Programm werden sowohl Vorhaben unterstützt, die für das antragstellende Unternehmen neu sind, als auch solche, die sich vom Stand der Technik in der Europäischen Union abheben.