Teilzeit-Ausbildung: Warum Betriebe gute Erfahrungen damit machen

Für Handwerksbetriebe bieten Teilzeitmodelle für die Ausbildung eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen. In Schleswig-Holstein machen die Betriebe gute Erfahrungen, auch weil die Auszubildenden besondere Qualitäten mitbringen.

Der Fachkräftemangel hält die Handwerksbetriebe an, neue Wege zu gehen und sich attraktiv für den Nachwuchs aufzustellen. Teilzeitmodelle für die Ausbildung sind eine Möglichkeit, um den Bewerberkreis zu erweitern und zum Beispiel alleinerziehende Mütter als Fachkräfte gewinnen zu können (Unsere Themenseite Ausbildung gibt weitere Tipps für ausbildende Betriebe).

Die Handwerkskammer Schleswig-Holstein hat 2006 in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer ein Konzept für die Ausbildung in Teilzeit gestartet. Das Modell wird gut angenommen – und kann den Handwerksbetrieben bundesweit als Vorbild dienen.

Änderung im Berufsbildungsgesetz gibt Anstoß

Das Projekt im Norden sieht zwei Möglichkeiten für Teilzeit-Ausbildungen vor: Entweder verlängert sich die Ausbildungszeit um bis zu ein Jahr. Die Auszubildenden in Schleswig-Holstein müssen dann einschließlich des Berufsschulunterrichts mindestens 20 Stunden pro Woche arbeiten. Anstoß für diese Möglichkeit gab die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2005, die eine flexiblere Gestaltung der Wochen- und Tagesarbeitszeiten ermöglichte.

Alternativ kann die Möglichkeit der Auszubildenden, ihre Ausbildung zu verkürzen, für die Teilzeit-Lösung genutzt werden…

…Dann dauert die Ausbildung die reguläre (nicht verkürzte) Ausbildungszeit und mit reduzierter Tätigkeit von 25 Wochenstunden oder 75 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit. Der Berufsschulunterricht findet stets in Vollzeit statt, die Arbeitszeit dagegen vereinbaren Betrieb und Beschäftigter flexibel.

Die Betriebe in Schleswig-Holstein haben gute Erfahrungen mit dem Modell gemacht, nicht zuletzt weil die Auszubildenden, die das Modell nutzen, zum Großteil Mütter in den Zwanzigern sind: „Die Teilzeit-Auszubildenden sind oft reifer, motivierter und lebenserfahrener“, erklärt Martina Jekat, Projektverantwortliche von der Handwerkskammer Flensburg.

Ausbildung in Teilzeit als Möglichkeit nach der Schwangerschaft

Auch komme das Teilzeit-Modell denjenigen Auszubildenden zugute, die ihr Ausbildungsverhältnis zum Beispiel durch Schwangerschaft für eine Weile ruhen lassen: „In Teilzeit beenden mehr Auszubildende ihr ruhendes Ausbildungsverhältnis“, so Jekat, die Betrieb und Auszubildende beim Teilzeit-Konzept berät.

Das Engagement zahlt sich aus,…

…der Anteil der Teilzeit-Auszubildenden ist in Schleswig-Hokstein verhältnismäßig hoch: 2009 wurden in 0,52 Prozent der Ausbildungsverhältnisse im Land in Teilzeit abgeschlossen. Bundesweit waren es nur 0,14 Prozent.

Teilzeit-Angebot regional noch ausbaufähig

Überhaupt ist das Angebot an Teilzeit-Angeboten ein einigen Regionen noch durchaus ausbaufähig: Wie eine Projektlandkarte der Initiative „Netzwerk Teilzeitausbildung“ zeigt, sind Teilzeit-Ausbildungsprojekte bislang vorwiegend in der westlichen Hälfte Deutschlands, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, angelaufen. In den neuen Bundesländern und in Bayern sieht die Karte dagegen ganz schön leer aus.