Regionale Fördermittel Schleswig-Holstein: So unterstützt die Landesregierung

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Finanzierung mit Regionalmitteln und Fördermittel

19.000 Handwerksbetriebe in Schleswig-Holstein bringen 170.000 Menschen Lohn und Brot. Die Landesregierung hilft mit vielen Zuschüssen, Darlehen, Beratung und mehr, damit das auch so bleibt.

Fördermittel Schleswig-Holstein
Die Landesregierung hilft mit vielen Zuschüssen, Darlehen, Beratung und mehr. - © Florian Kunde/AdobeStock

Schleswig-Holstein meerumschlungen – das Land liegt zwischen Nord- und Ostsee, grenzt im Norden und über den Fehmarnbelt an Dänemark und hat rund 2,9 Millionen Einwohner. Die knapp 19.000 Handwerksbetriebe decken das gesamte Spektrum ab, sind aber mehrheitlich im Baugewerbe tätig, so das Statistikamt Nord .

Das Handwerk in der Pandemie

Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz sieht im Handwerk Gewinner und Verlierer der Pandemie. „Da sind einerseits die Unternehmen, die unmittelbar von den Maßnahmen wie zum Beispiel den Schließungen betroffen waren. Dazu gehört etwa das Kfz-Handwerk. Die Umsatzausfälle sind verloren. Im Feinmechaniker-Handwerk sind die Betriebe häufig als Zulieferer für die Industrie tätig. Hier ist die Lage ebenfalls schwierig, weil neue Aufträge ausbleiben. Bisher weiß ich allerdings von keinen Corona-bedingten Insolvenzen“, erzählt er. Geholfen hätten die Corona-Hilfsprogramme und die gute Konjunktur in den letzten Jahren. So hätten viele Betriebe eine gute Eigenkapitalquote aufbauen können. Es gebe aber auch eine Menge Betriebe, die noch immer sehr gut dastehen, „insbesondere im Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe“, sagt er. „Auch insgesamt gibt es eine langsame Erholung der konjunkturellen Lage im Handwerk, die Stimmungslage hellt sich zunehmend auf. Das wird mir auch bei meinen regelmäßigen Betriebsbesuchen so zurückgespiegelt.“

Förderprogramme fürs Handwerk

Der Staat, die Europäische Union und das Bundesland Schleswig-Holstein fördern Unternehmer, Nachfolger und Existenzgründer im Handwerk mit verschiedenen Fördergeldern. Neben Existenzsicherung gehören Wachstum, Digitalisierung und Innovation zu den wesentlichen Fördergebieten. Förder-Highlights des Bundeslandes sind beispielsweise der Investitionskostenzuschuss von bis zu 35 Prozent der Kosten und die Übernahme von Kosten der Personaleinstellung von bis zu 35.000 Euro. Die Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze wird mit maximal 200.000 Euro pro Betrieb unterstützt, wer ein Patent anmeldet, wird mit bis zu 8.000 Euro gefördert und wer ausbildet, darf mit einer Finanzspritze von bis zu 7.800 Euro rechnen (siehe Download).

Wege zu den Fördermitteln

Der klassische Weg zur Förderung erfolgt über die Hausbank. Handwerksunternehmer sollten ihren Berater gezielt nach der Möglichkeit staatlicher Förderung fragen. Ist die Antwort abwiegelnd („Das lohnt sich wegen der niedrigen Zinsen nicht“) oder ausweichend („Ich habe da etwas Besseres für Sie“), lohnt sich auch die direkte Kontaktaufnahme mit dem Förderinstitut des Landes, der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). „Wir fördern das Gründen, Übernehmen, Wachsen, Digitalisieren und Investieren. Aber auch Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität und des Eigenkapitals, zur Entwicklung von Innovationen – und auch europaweite Kooperationen“, sagt Erk Westermann-Lammers, Vorsitzender des Vorstands des IB.SH.

Ansprechpartner für Fördermittelsuchende sind die sogenannten Förderlotsen – sie beraten kostenlos, kompetent und umfassend. Der Kontakt lässt sich leicht per E-Mail über foerderlotse@ib-sh.de herstellen. Auch eine Beratung per Video- und Textchat ist möglich. Haben die Lotsen die passenden Programme für den Handwerker identifiziert, holen sie sich von der Hausbank eine Einverständniserklärung für die Förderung ein. Der Hintergrund: Die IB.SH darf kraft Gesetzes nicht als Wettbewerber anderer Banken und Sparkassen auftreten – das Einverständnis ist Formsache.

Praxisbeispiel für eine Förderung

Lasse Will ist Friseurmeister, vier Salons hat der 30-Jährige in Schleswig-Holstein inzwischen. 2015 eröffnet er seinen ersten Laden in Büsum. „Die Miete war günstig, und ich konnte den Laden so, wie er war, übernehmen“, erinnert er sich. Perfekte Startvoraussetzungen für den Gründer. Von seiner Sparkasse bekommt er dennoch keinen Kredit, er finanziert sich aus privaten Mitteln .

Sein Betrieb wächst und ein gutes Jahr später geht sein zweiter Salon in der Region an den Start. Dieses Mal allerdings fehlt die Einrichtung – 25.000 Euro benötigt Lasse Will. Seine Sparkasse sagt die Finanzierung mündlich zu, Will investiert. Kurz vor Öffnung des Geschäfts zieht die Sparkasse ihre Zusage zurück – für Will eine Katastrophe. Mithilfe eines freien Finanzberaters wechselt er zur Volks- und Raiffeisenbank. „Dort hat man mir dann den Existenzgründerkredit über die IB.SH vermittelt. Das ging innerhalb von knapp drei Wochen, was wirklich wichtig für mich war“, erzählt er. 2019 kommt ein weiterer Salon hinzu. Auch hier unterstützt die IB.SH – mit einem Mittelstandskredit über 30.000 Euro.

Ebenfalls 2019 gründet Lasse Will seinen vierten Laden, den er vollständig aus eigenen Mitteln zu finanziert. „Der Aufwand beim ersten Kredit war enorm, aber der Berater der IB.SH hat verstanden, wie wichtig die schnelle Abwicklung für mich war, und hat super unterstützt“, erzählt der Unternehmer. Vieles gefällt ihm gut an der Zusammenarbeit: Er hat seinen festen Berater bei der IB.SH, die Kredite sind günstig, die Abwicklung schnell. Manches ist ihm ein bisschen lästig: „Ich muss alle drei Monate eine Betriebswirtschaftliche Auswertung erstellen lassen, das macht zwar der Steuerberater, aber es kostet mich Geld. Und einmal jährlich verlangt die IB.SH einen vollständigen Jahresabschluss, auch das ist ein Aufwand.“ Trotzdem rät er anderen Handwerkern zur Fördermittelnutzung: „Mein Berater ist auf meiner Seite, er hilft. Wissen muss man allerdings, dass die IB.SH ins Geschäftsgeschehen eingreift, wenn der Jahresabschluss nicht rechtzeitig kommt oder die Zahlen nicht gut sind. Das war bei mir nie der Fall, aber es war immer im Hinterkopf und meine größte Sorge.“

Wettbewerbe: Hier gibt es Bargeld und mehr

Wettbewerbe bringen Geld – und einiges mehr: Unternehmer können ihren Betrieb einem breiten Publikum präsentieren, bekommen Tipps von Fachleuten und können Chancen und Risiken, Stärken und Schwächen besser erkennen und daraus Maßnahmen ableiten.

  1. IB.SH-Unternehmerinnenpreis
    für erfolgreiche Frauen. Preis: 5.000 €, ein Kurzfilm über ihren Betrieb;
    Info : ib-sh.de/infoseite/wettbewerbe-und-preise-fuer-gruender-und-unternehmer/
  2. IB.SH-Newcomerin
    für Gründerinnen. Preis: 1 E-Bike und ein Kurzvideo; Info : ib-sh.de/infoseite/wettbewerbe-und-preise-fuer-gruender-und-unternehmer/
  3. Kiel Region Gründer Cup
    Wettbewerbe zu kreativen Lösungsansätzen (insgesamt 7.500 €), Businessplan (insgesamt 8.500 €) und Geschäftsidee (1.000 €);
    Info: kielregion.de/wirtschaft/gruendercup-kielregion/
  4. KfW Award Gründen
    junge Unternehmen, Preis insges. 30.000 €; Info: kfw.de/KfW-Konzern/über-die-KfW/KfW-Awards/KfW-Award-Gründen/
  5. VR-Förderpreis Handwerk
    Auszeichnung für kreative Konzepte und Innovationen. Preis: 15.000 €; Info: sh.vr.de/firmenkunden/news/foerderpreis-handwerk.html
  6. Existenzgründerpreis der Lübecker Wirtschaft
    Existenzgründerpreis (5.000 € und ein Mediapaket der Lübecker Nachrichten im Wert von 2.000 €), Innovationspreis (3.000 € und ein Mediapaket der Lübecker Nachrichten im Wert von 2.000 €); Info: ln-existenzgruenderpreis.de/