Geschäftsidee So entdecken Sie Ihre Marktnische

Wer neu am Markt ist, muss seinen Konkurrenten die Kunden abjagen. Das klappt jedoch nur mit einem Konzept, das sich deutlich von den Wettbewerbern abhebt. Drei positive Beispiele.

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    © Christian Ahrens
    BrillenspaßHeike Bender aus Niederkassel weiß, dass Kinder Brillenanpassen nervig finden. Geschickt lockert sie die Atmosphäre auf.
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    © Lutz Tölle
    SpezialserviceTorsten Damrath aus Wuppertal ist ein Perfektionist. Er installiert und wartet europaweit spezielle Messeinrichtungen, zuverlässig und schnell.

So entdecken Sie Ihre Marktnische

Für jeden Gründer gibt es eine alles entscheidende Frage: Warum sollten die Kunden sich gerade für mein Angebot entscheiden? Wer da-rauf keine Antwort weiß, hat je nach Branche und Region nur sehr begrenzte Überlebenschancen. Um etwas zu bieten, was die Konkurrenz nicht hat oder kann, brauchen pfiffige Jungunternehmer jedoch nicht zwingend ein Patent, oft genügt eine innovative Idee in Kombination mit dem entsprechenden Serviceangebot.

Optikerin Heike Bender:Ein Herz für Kinder

Brillenschlangen gibt es überall, aber einen „Brillenlöwen“ nur in Niederkassel, einer Kleinstadt zwischen Köln und Bonn. Eine Spielecke mit Bauklötzen, Malbüchern, Plüschtieren zum Knuddeln, Stühle und Tische im Miniformat, eine Wickelecke, eine angenehm lockere Stimmung - und natürlich Brillen, Kontaktlinsen und alles andere, was man für gutes Sehen braucht. „Brillenlöwe“-Gründerin Heike Bender hat sich auf Kinder und Jugendliche spezialisiert, die Idee dazu hat ihre Wurzeln in der eigenen Kindheit:

„Als ich mit acht Jahren meine erste Brille bekommen habe, war das grauenvoll!“ Zwar gebe es eine Riesenauswahl an tollen Gestellen selbst schon für die Kleinsten, doch leider fehle vielen Kollegen die „innere Einstellung“ zu dieser Kundengruppe. Benders Zielsetzung deshalb: den Kauf einer Brille mit einem positiven Erlebnis zu verbinden. Nach vier Jahren Selbständigkeit kann die 36-Jährige mit Stolz von einer gelungenen Umsetzung sprechen. Etwa ein Drittel ihrer Kunden ist unter 20 Jahren, die Umsatzkurve zeigt „deutlich nach oben“ und der Ertrag ist nur noch knapp unter dem kalkulierten Soll. Inzwischen beschäftigt die Meisterin zwei Mitarbeiterinnen, bald möchte sie einen Auszubildenden einstellen.

Elektriker Torsten Damrath:Wartungsservice für die Industrie

„Von Jugend an“, war Torsten Damrath klar, dass er „halbe Sachen“ nicht mag. Die Kunden seines im März 2009 gegründeten Unternehmens d-Analytik wissen das zu schätzen. Der 47 Jahre alte Elektrotechnikermeister installiert und wartet europaweit Gas- und Umweltanalysetechniken sowie Gaskonzentrationsmesseinrichtungen und bietet zusätzlich einen Service für industrielle Erdgas-Feuerungsanlagen. „Mich hat schon immer das interessiert, was nicht alle machen“, so der Meister über den Gründer.

Heute hat er 40 industrielle Kunden verschiedens-ter Sparten in seiner Kartei. Das Erfreuliche für ihn: Sie empfehlen ihn ebenso intensiv weiter wie seine Zulieferer. Angesichts dieses Zuspruchs beschäftigt der Unternehmer bis zu acht freie Mitarbeiter, Mitbewerber gibt es kaum. „Allenfalls Großkonzerne wie Siemens und ABB sind eine „Konkurrenz“, aber die sind nicht so wendig und flexibel wie wir - und das ist unser Kapital.“ Insgesamt lag d-Analytik 2009 schon um 50 Prozent über der Umsatzplanung und konnte 2010 dieses Ergebnis noch einmal leicht steigern.

Zimmerer Jonas Geitmann:Dämmen mit Schafswolle

Als Jonas Geitmann hörte, dass zwei Kanadier in der Nähe einen Kursus im Blockhausbauen anboten, war er sofort begeistert. „Ich ging hin - und 14 Tage später war ich für ein Jahr in Kanada, um die Sache gründlich zu lernen.“ 2007 schloss sich noch ein mehrwöchiger Lehrgang in Schottland an. Seitdem versucht der Iserlohner, diese Bauweise - Baumstämme werden übereinandergelegt, dazwischen wird mit Schafwolle gedämmt - in Deutschland und darüber hinaus bekannter zu machen. „Zurück zur Natur und zu ökologischem Wohnen, bei dem aber auch anspruchsvolle Energiestandards eingehalten werden“, ist seine Geschäftsidee. Seit 2008 ist der heute 25 Jahre alte Zimmermeister selbständig.

Drei der urig wirkenden Blockhäuser hat er inzwischen gebaut, alle handgefertigt und sehr individuell. Die Montage vor Ort dauert nur wenige Tage. An den Innenwänden können die Stämme so rund bleiben, wie sie außen sind, oder flach gesägt werden. Die Haupteinnahmequelle sind derweil die Zimmerei und ein mobiles Sägewerk. Als Zimmerer habe er sich immerhin auf „besondere Problemlösungen spezialisiert“, von der nach einem Brand zu sanierenden Scheune bis zu Carports oder Gartenmöbel. Den Blockhaus-Markt schätzt Geitmann unverändert positiv ein, aber es gebe für ihn wegen der Lärmbelastung der Umgebung große Probleme mit der Vorfertigung der Stämme. Er sei daher dringend auf der Suche nach einem passenden Gelände. Unterm Strich ist er mit seiner Selbständigkeit zufrieden. Er sei inzwischen in einem größeren Umkreis gut bekannt und die Mund-zu-Mund-Propaganda wirke. „2010 war ein richtig erfreuliches Jahr.“

Tipp: Weitere Beispiele für pfiffige Geschäftsideen im Handwerk finden Sie unter handwerk-magazin.de/geschaeftsidee