Geld verdienen mit intelligenter Gebäudetechnik

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Smart Home

Eine Heimvernetzung steuert zentral Heizung, Stromverbrauch und Haushaltsgeräte. Handwerker können mit der richtigen Beratung und Ausführung einen lukrativen Markt erschließen.

Nach 20 Jahren, die er in Sachen Gebäudevernetzung unterwegs ist, hat Jochen Jennes eins gelernt: „Kunden sind begeistert von Spielereien wie dem Programmieren von Lichtstimmungen oder der Steuerung per Smartphone“, sagt der Geschäftsführer der Firma J+V Elektrosystemtechnik in Jülich. Der Elektroinstallateurmeister und Chef von acht Mitarbeitern verdient gut mit intelligenter Gebäudetechnik, seit Anfang der 90er Jahre ist er schon dabei: „Ein Smart-Home-Projekt“, sagt der Handwerker, „bringt deutlich mehr ein als die reine Elektroinstallation.“ Das kluge Heim ist eines der wichtigsten Themen auf der diesjährigen Messe Light + Building in Frankfurt. Heizung, Jalousien und Rollladen stellen sich automatisch ein, je nach Sonnenstand und Tageszeit. Das Licht beginnt wie von Geisterhand zu brennen, wenn unsichtbare Bewegungsmelder registrieren, dass die Hausbewohner daheim sind. Und die Waschmaschine erhält vom digitalen Stromzähler ein Signal zu starten, wenn der Tarif besonders günstig ist.

„Die Leute wollen auch eine Steuerung per Smartphone“, sagt Michael Schidlack, Experte für Heimvernetzung beim IT-Verband Bitkom. „Das ist günstiger als Einbausysteme.“ Das Problem: „Wenn Kunden sich so etwas wünschen, wehren einige Handwerker das meist ab“, sagt Günther Ohland, Vorsitzender der Smart-Home-Initiative Deutschland, einem Zusammenschluss von Geräteanbietern, Forschungsinstituten und Handwerkern. Viele Elektroinstallateure seien darauf fixiert, Leitungen zu verlegen. „Sie denken nicht in Problemlösungen“, so Ohland.

Kabellose Systeme

Das kann Christoph Frings, Geschäftsführer der Firma Gedako aus Hennef, bestätigen. Teilweise kabellose Systeme auf Basis des Funkstandards Enocean etwa, gesteuert über Apps auf dem Smartphone oder Tablet-PC, die für ein Einfamilienhaus in der Top-Ausstattung schon für 3000 bis 4000 Euro zu haben sind, gelten bei Elektroinstallateuren nicht viel, sagt Frings. „Die denken, wenn sie weniger Kabel ziehen, verlieren sie Umsatz.“ Dabei verdienen sie an der Installation und könnten hochwertige Geräte weiterverkaufen.

Enocean-Sensoren und Schalter sind per Funk mit der Zentrale verbunden. Der Clou: Sie brauchen keine Stromquelle mehr. Die Energie zum Funken liefern Piezo-Metalle, wenn jemand den Schalter drückt, oder der Messfühler, wenn sich die Temperatur ändert oder die Lichtstärke. Inzwischen, beobachten Praktiker wie Frings, sind Enocean-Schalter zu Preisen unter zehn Euro das Stück zu bekommen. „Damit kosten sie dasselbe wie ein normaler Schalter.“ Auch Andreas Lau, Inhaber der Firma Lau Systemtechnik in Oldenburg, setzt auf Enocean. Und auf die Zusammenarbeit mit anderen Gewerken. Der Elektroinstallateurmeister kooperiert nicht nur mit Architekten und IT-Firmen, sondern auch mit Malern und Fliesenlegern: „Die können dann mit der neuen Tapete oder dem neuen Badezimmer auch gleich intelligente Schalter mit anbieten.“ Lau hält den Markt für riesengroß. Dass so viele seiner Zunftkollegen weiter Berührungsängste in Sachen Smart Home haben, kann er nicht verstehen. „Da stimmen für das Elektrohandwerk endlich mal die Margen.“

Smart-Home-Techniken – Per Funk oder Kabel

Die Technik setzt einem Smart Home kaum Grenzen. Steuern lässt sich nahezu alles, und zwar auch aus der Ferne per Smartphone. Mindestens die Heizung lässt sich in einem „Smart Home“ zentral steuern, per Funk oder Kabel melden Sensoren an Fenstern und Türen, ob gelüftet wird. Rollos und Jalousien öffnen und schließen sich automatisch, je nachdem, wie die Sonne steht. Lampen reagieren auf ­Bewegungsmelder oder lassen sich sogar von Ferne per Smartphone steuern.

Elektro- und Heizungsinstallateure arbeiten für solche Lösungen mit IT-Dienstleistern zusammen. In der nächsten Ausbaustufe lassen sich Bewegungs- und Fenstersensoren zu einer Alarmanlage zusammenschalten. Gibt es einen digitalen Strom- und Gaszähler, schalten sich spezielle Hausgeräte, etwa aus der Serie ­„Miele@home“ je nach Energietarif an und aus. Hier kommen Elektriker für Haushaltsgeräte ins Spiel. Falls Multimedia-Geräte wie Fernseher und Hifi-Anlagen ins Hausnetz eingebunden werden, zusätzlich Informationselektroniker.