Sichere Klassiker

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Vermögensaufbau

Geldanlage | Sicherheit bei der Altersvorsorge geht mit Einbußen bei der Redite einher. Der Vermögensaufbau für die Rente verläuft wegen des gedämpften Zinseszins-Effektes nur mühsam.

Sichere Klassiker

Auf der Hitliste der Investments stehen in Deutschland bombensichere Anlageformen ganz oben: das gute alte Sparbuch, Kapitalversicherungen, Immobilien, Festverzinsliche Wertpapiere und Rentenfonds sowie spezielle Anlagezertifikate mit Kapitalgarantien. Nachteil all dieser Anlageformen: Die Renditechancen sind nicht gerade berauschend, was der Preis für die große Sicherheit ist. Je geringer die regelmäßigen Erträge, desto weniger dynamisch entwickelt sich der Zinseszins-Effekt. Die Klassiker im Überblick.

Sparbuch und Festgeld Beliebt und bewährt sind beide. Zugleich auch zum Teil extrem renditearm und deshalb die Vermögensvernichter schlechthin. Diese Erkenntnis kommt allerdings erst bei näherem Hinsehen. Denn nominell sind die zwei, Sparbuch und Festgeld, extrem sichere Anlageformen, sofern das jeweilige Geldinstitut einem der Einlagensicherungsfonds angehört.

Doch 0,5 Prozent Jahreszins beim Sparbuch und ein paar Zehntel Punkte mehr als drei Prozent beim Festgeld verlieren schnell ihren Charme, sobald der Sparer das Finanzamt und die Inflation berücksichtigt. Hintergrund: Zum 1. Januar 2007 wurde der Sparerfreibetrag auf 750 Euro pro Jahr und Person beinahe halbiert. Rechnet man 51 Euro Werbungskostenpauschale hinzu, dann unterliegt jeder Zinscent über 801 Euro im Kalenderjahr mit dem persönlichen Einkommensteuersatz dem Zugriff des Finanzamts. Dadurch wird der Bruttoertrag erheblich verringert. Und sobald dieser sowieso, wie beim Sparbuch und Festgeld, vergleichsweise gering ist, bleibt nach Steuern von den Zinsen kaum etwas übrig.

Dies gilt umso mehr, sobald der Anleger auch noch die inflationsbedingten Kaufkraftverluste hinzurechnet. In Deutschland beträgt die jährliche Geldentwertung momentan knapp unter zwei Prozent. Somit verringert sich das Kapital auf dem Sparbuch oder auf Festgeldern inflationsbereinigt über Jahre und Jahrzehnte erheblich. Folge: Solche, an sich sehr sicheren Anlageformen, sind für den Vermögensaufbau zur privaten Altersvorsorge denkbar ungeeignet. Sein Geld unter die Matratze zu stecken wäre ähnlich ungeschickt und sinnlos.

Kapitalversicherungen Statistisch gesehen hat jeder mindestens eine Police. Herkömmliche Kapitalpolicen kombinieren Vermögensaufbau mit Risikoschutz für den Ernstfall, dass der Ernährer sprich: Firmenchef, verstirbt und deshalb Hinterbliebene finanziell abgesichert werden müssen. Private Rentenpolicen wiederum sichern lediglich durch garantierte Zahlungen bis zum Tod des Versicherungsnehmers das Langlebigkeitsrisiko ab. Deshalb kann die Rendite solcher Rentenpolicen langfristig ein paar Zehntel Prozentpunkte höher liegen als bei herkömmlichen Kapital-Lebensversicherungen mit integriertem Risikoschutz. Die Investmentform „Kapitalversicherung“ gilt traditionell als solide bis sehr sicher, aber Renditewunder dürfen Policensparer schon seit Jahren nicht mehr erwarten. Auch wenn die Börsenbaisse nach dem Platzen der Technologieblase kurz nach der Jahrtausendwende mittlerweile längst vorbei ist und sich die Aktienmärkte beinahe dramatisch erholt haben, so wirkt sie noch nach. Die Versicherer haben in den vergangenen Jahren die Überschüsse, die der Kundschaft regelmäßig gutgeschrieben werden, drastisch kürzen müssen. Zudem sind die Renditen für Festverzinsliche Wertpapiere, der von den Assekuranzen bevorzugten Anlageform, gefallen.

Sinkende Zinsen

Zu allem Überfluss ist die nunmehr seit fast vier Jahren dauernde Hausse an den Aktienbörsen weitgehend auch an den Policensparern vorbeigegangen, weil die Versicherer sich nicht trauten, ihre Aktienquoten zu erhöhen.

Somit liegt bei den meisten Kapitalversicherungen die Gesamtverzinsung heutzutage zwischen vier und fünf Prozent im Jahr, also nur geringfügig über dem garantierten Rechnungszins, der in der Spitze – bei früheren Verträgen – vier Prozent beträgt.

Auch das früher schlagende Verkaufsargument, die Steuerfreiheit der in der späteren Ablaufleistung enthaltenen Erträge, ist seit gut zwei Jahren Historie. Abhängig vom Alter des Policensparers bei Vertragsende ist mindestens die Hälfte der Überschüsse steuerpflichtig. Deshalb sind herkömmliche Kapital- und private Rentenversicherungen mittlerweile ein Auslaufmodell. Stattdessen setzen die Assekuranzen auf Fondsgebundene Versicherungen, bei denen die Sparanteile der regelmäßigen Beiträge vorzugsweise in – angeblich – erstklassige Aktienfonds investiert werden. Dies allerdings mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen, da börsennotierte Unternehmensbeteiligungen – nichts anderes als Aktien und Aktienfonds – landläufig erheblichen Wertschwankungen unterliegen können. Das kann vor allem kurz vor Vertragsende einer Police fatal werden. Deshalb sehen neue Versicherungskonzepte auf Basis von Investmentfonds etwa Beitrags- und Höchststandsgarantien sowie ein Ablaufmanagement vor, um die üblichen Anlagerisiken weitgehend zu mildern.

Kosten nicht unterschätzen

Immobilien Ob nun selbst genutzt oder vermietet – beide gelten als erste Wahl auf der Vermögensseite, sobald es um die private Altersvorsorge geht. Die schuldenfreien eigenen vier Wände bringen eine erhebliche finanzielle Entlastung auf der Ausgabenseite, weil die eingesparte Miete gleichbedeutend ist mit einer privaten Extra-Rente. „Nicht unterschätzen sollte man die laufenden Kosten für Reparaturen, Modernisierungen und Instandsetzungen. Auch wenn Handwerker viele Arbeiten kostengünstig selbst ausführen können“, warnt Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH, die regelmäßig und bundesweit die Finanzierungskonditionen für Immobilien analysiert und veröffentlicht.

Bei Immobilieninvestments der Gegenpol zu den eigenen vier Wänden sind vermietete Objekte. Bei ihnen setzen Anleger halt nicht auf Kostenersparnis durch mietfreies Wohnen, sondern auf die idealer Weise sicheren und deshalb kalkulierbaren Überweisungen der Mieter. Gerade momentan scheint bundesweit die Zeit günstig für Investitionen besonders in vermietete Wohnobjekte. Mit der lebhaften Konjunktur steigen allmählich auch die Preise vor allem für gut erhaltene Mehrfamilienhäuser. Zugleich aber sind Hypothekendarlehen mit derzeit 4,5 Prozent effektiv bei zehnjähriger Zinsbindung weiter deutlich preiswerter als im langfristigen Schnitt von gut sieben Prozent. „Mit einem ausgewogenen Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital können sich deshalb gut vermietete Objekte fast wie von selbst tragen“, ist Zinsexperte Max Herbst überzeugt.

Doch nicht nur selbst genutzte, auch Mietimmobilien sind oft recht pflegeintensiv. Hier müssen nämlichen ebenfalls bisweilen Reparaturen sein und alle zehn oder 15 Jahre auch Modernisierungen. Das geht oft erheblich ins Geld, selbst wenn der Eigentümer seine Ausgaben Steuern sparend mit den Mieteinnahmen verrechnen darf und er zudem auch noch die Gebäudeabschreibung (maximal 2,5 Prozent vom Substanzwert im Jahr) nutzt.

Nur geringe Renditen

Festverzinsliche Wertpapiere Als ausgesprochen sicher gelten Euro-Staatsanleihen, weil diese kein Schuldner- und auch kein Währungsrisiko bergen. Dafür müssen sich Anleger bei solchen Staatspapieren mit zehnjähriger Restlaufzeit erneut mit recht schmaler Renditekost zufrieden geben. Viel mehr als vier Prozent pro Jahr sind derzeit nicht drin. Wer mehr aus seinen Festzinsinvestments herausholen möchte, muss einmal mehr höhere Risiken eingehen. Etwa indem er vor allem auf Unternehmensanleihen, die so genannten Corporate Bonds, setzt. Diese bringen, abhängig von der Güte des Schuldners, eins bis drei Prozentpunkte mehr Rendite im Jahr.

Oder aber der Anleger weicht auf Festverzinsliche Wertpapiere in fremden Währungen aus. Dazu zählen Anleihen in US-, Australischem und Neuseeländischem Dollar. Bisweilen aber auch solche Exoten wie die türkische Lira oder die isländische Krone. Vorteil: Schuldtitel in solchen Währungen bieten oft deutlich mehr Nominalzins als solche im harten Euro. Dafür allerdings sind die Verlustrisiken enorm, letztlich für typische Festzins-Anleger unakzeptabel groß. Sobald nämlich das Europäische Einheitsgeld Euro an Wert gewinnt, die fremde Währung demnach schwächer wird, drohen erhebliche Verluste. So haben deutsche Investoren im vergangenen Jahr mit Türkischen Lira- und Isländischen Kronen-Papieren trotz höherer Nominalverzinsung mehr als 20 Prozent ihres eingesetzten Kapitals eingebüßt. Sobald es also um die private Altersvorsorge geht, sollte man um solche Hochzins-Anleihen einen großen Bogen machen.

Die Alternative: Ein internationaler Rentenfonds, in dessen Portfolio sowohl Fremdwährungsanleihen als auch Unternehmensschuldverschreibungen stecken. Solche Geldsammler eignen sich auch langfristig als Depotbeimischung, sofern das jeweilige Fondsmanagement nachweislich sein Handwerk versteht.

Im Übrigen sind auch Euro-Staatsanleihen nicht so sicher wie allgemein vermutet. Der garantierte Kapitalerhalt zieht nämlich nur dann, wenn der Anleger seine Schuldtitel bis zu deren Rückzahlung im Depot behält. Wer zwischenzeitlich verkaufen muss oder will, sieht sich bisweilen herben Werteinbußen gegenüber. Das passiert, wenn die Zinsen seit dem Kauf einer solchen Anleihe allgemein gestiegen sind. Dann nämlich reagieren lang laufende Schuldtitel besonders sensibel. Die Faustformel lautet: Bei ein Prozent Zinsanstieg verlieren Anleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit rund vier Prozent an Wert.

Heinz-Josef Simons

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de