Sauber und sparsam heizen

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Erneuerbare Energien | Sonne, Wind, Wasserkraft oder Erdwärme – Immobilienbesitzer können inzwischen aus einer großen Zahl an Energiequellen wählen. Hier ein Überblick.

Sauber und sparsam heizen

Die Rechnung klingt gut: In der Doppelhaushälfte von Ralf Kleyer war eine Modernisierung fällig. Die 30 Jahre alte Heizungsanlage flog raus, ein Niedrigtemperaturkessel mit Ölbrennwerttechnik wurde eingebaut. Das Ganze wurde kombiniert mit Solarthermie und einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes. Eine Wärmedämmung hatte das Dach auch erhalten. Rund 33 Prozent weniger Brennstoffverbrauch bringt die Modernisierung, und die thermische Solaranlage, die sowohl die Warmwasser-Bereitung also auch die Heizung unterstützt, deckt rund 63 Prozent des benötigten Warmwassers ab. Insgesamt spart Kleyer rund 420 Liter Heizöl im Jahr. Dazu kommt der Sonnenstrom aus der Fotovoltaikanlage, der eine jährliche Einspeisevergütung von rund 1120 Euro bringt. Die Energie-Agentur NRW wählte die Modernisierung von Kleyers Haus in Erkrath wegen der Kombination von Solar- und Ölbrennwerttechnik als „Projekt des Monats“ aus.

In immer mehr Haushalten und Betrieben in Deutschland werden regenerative Energiequellen genutzt, die ihre Kraft aus Sonne, Wind, Wasserkraft oder Biomasse erhalten. Kein Wunder bei täglich neuen Meldungen über Konflikte mit Erdöl, Erdgas und Atomkraft, den steigenden Energiepreisen sowie den klimatischen Veränderungen.

800000 Kollektoren

Nach der weltweit umfangreichsten aktuellen Studie zum Thema Energieverbrauch der privaten Haushalte, durchgeführt durch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und forsa im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, wurden im Jahre 2006 4,9 Prozent aller bewohnten Gebäude mit Solarkollektoren geheizt, was etwa 800000 installierten Kollektoren entspricht. Mit nahezu 300000 Anlagen, die einen Anteil von 1,8 Prozent ausmachen, erzeugten Fotovoltaikanlagen den Strom für deutsche Haushalte. 2,4 Prozent beziehungsweise etwa 400000 bewohnte Gebäude waren zu diesem Zeitpunkt mit Wärmepumpen ausgerüstet. Beeindruckende Zahlen, die aber ohne staatliche Förderung der regenerativen Energien nicht möglich wären. Denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zwingt Versorger, Strom aus Biogasanlagen, Windrädern, Wasserkraftwerken und Fotovoltaikanlagen zu einem garantierten Fixpreis zu vergüten. Allerdings plant die Bundesregierung, das Gesetz zu ändern und die Förderung zu verringern (siehe auch Seite 64).

Eine 100-prozentige Wärme- und Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien ist zwar möglich, aber wirtschaftlich nur selten sinnvoll. Je nach Gebäudeart und Anwendung bieten sich jedoch einzelne oder die Kombination mehrerer Anlagen an (siehe Beispiele auf diesen Seiten). Entscheidend bei der Nutzung erneuerbarer Energien ist das Prinzip der Nachhaltigkeit: Der Verbraucher beansprucht die Ressourcen nicht stärker, als diese sich regenerieren können. Dadurch tragen diese im Idealfall nicht zur globalen Erwärmung bei. Mitentscheidend ist natürlich auch, sich unabhängiger von den unkalkulierbaren Preissteigerungen der fossilen Brennstoffe zu machen. Durch das EEG und das Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung unterstützt der Staat die Betreiber durch einen festen Vergütungssatz für den erzeugten Strom, der sich an den Kosten der jeweiligen Erzeugungsart orientiert. Zuständige Netzbetreiber sind aufgrund des gesetzlichen Schuldverhältnisses verpflichtet, die Anlage an das öffentliche Netz anzuschließen und eine feste Vergütung zu zahlen.

Immobilienbesitzer, die ausschließlich thermische Energie gewinnen und nutzen möchten, greifen für ihre Gebäude auf Solarthermie zurück, indem sie mithilfe von Glasfassaden und Dachfens-tern passiv oder mithilfe von Kollektoren aktiv die Sonnenwärme nutzen. Im Idealfall sollte die Fläche der Kollektoren mit 45 Grad nach Süden geneigt sein. Gleiches gilt bei der Auswahl des Wärmespeichers, um die Wirtschaftlichkeit eines solchen Systems zu gewährleisten. Von Vorteil ist, wenn das Gebäude erst gebaut wird, da hier die Architektur der Sonneneinstrahlung entsprechend ausgerichtet werden kann. Ähnlich verhält es sich bei der Installation einer Fotovoltaikanlage. „Grundsätzlich lassen sich beide Anlagentypen auf fast jedem Dach wirtschaftlich sinnvoll installieren“, so Jörg Schmid, Vorstand der Better Energy AG aus Eschbach.

Bauherren, die eine weniger sichtbare Anlage bevorzugen, greifen auf die Geothermie zurück. Vorteile dieser Erdwärmeanlagen sind neben der Optik der geringe Platzbedarf sowie die relativ geringen Betriebskosten. Entscheidende Nachteile sind die Tatsache, dass die Investitionskosten hoch sind, sowie der Umstand, dass zum Betrieb der Anlagen etwa 20 Prozent der gewonnenen Energie mittels Strom aufgebracht werden muss.

Mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wie zum Beispiel Blockheizkraftwerken spart der Verbraucher bis zu 60 Prozent Primärenergie, weil die Abwärme der Stromerzeugung direkt am Ort der Entstehung genutzt wird.

Windkraftanlagen sind grundsätzlich erst ab einer gewissen Größe wirtschaftlich sinnvoll.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de