Geldanlage Wie Handwerker ihr Geld gut anlegen

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Viele Handwerker investieren ihr Geld in den Betrieb. Das reicht auf Dauer nicht. Nur wer seine Ersparnisse geschickt verteilt und auch mal ein überschaubares Risiko eingeht, wird sein Vermögen erhalten.

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    Sichere Sachwerte: Aktien und Aktienfonds versprechen Anlegern Sicherheit und Rendite.
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    „Rendite ohne Risiko funktioniert heute so nicht mehr.“ Michael Piesche, Unikat Vermögens- verwaltung in Mannheim.
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    Die meisten Deutschen setzen auf Immobilien, um ihre Rente zu stärken.

Richtig anlegen für Handwerker

Seit Ausbruch der Finanz- und Eurokrise geht die Angst um. Handwerker, die Geld für eine sorgenfreie Zukunft angespart haben, fürchten die Inflation und um den Fortbestand des Euros. In diesen Zeiten sein Vermögen zu erhalten oder gar zu vermehren ist für Unternehmer eine He-rausforderung. „Das Motto vieler Anleger, Rendite ohne Risiko einzufahren, funktioniert heute nicht mehr“, bestätigt Michael Piesche von der Unikat Vermögensverwaltung in Mannheim.

Auf Mischung setzen

In der Geldanlage sollten sich Handwerker so breit wie möglich aufstellen und nicht alles auf eine oder zwei Karten, wie ausschließlich den Betrieb und Immobilien, setzen. Eine Kombination aus selbstgenutzter Immobilie, sicheren Zinsanlagen wie Tages- und Festgeld, Investitionen in Edelmetalle wie Gold sowie guten Aktien und Aktienfonds ist auf lange Sicht vielversprechend.

Selbst Handwerker mit ausgeprägtem Sicherheitsbedürfnis können sich Aktienfonds leisten, wenn sie auf das Geld zehn Jahre verzichten können. „Unternehmer sollten bei der Geldanlage ihr Ziel festlegen, was will ich erreichen? Und ihre Risikobereitschaft richtig einschätzen, was kann ich an Schwankungen aushalten? Damit sie ihre Geldanlage nicht zu früh mit Verlusten verkaufen“, sagt Markus Steinbeis, Leiter Fondsmanagement bei Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung in München (siehe auch „Checkliste Anlageberatung“, Seite 57)

Eine Rolle bei der Geldanlage spielt die individuelle Berufs- und Lebenssituation selbständiger Handwerker. So wird ein gestandener GmbH-Geschäftsführer, der Kredite für den Betrieb und das Eigenheim abbezahlt hat, mehr Geld für seine Altersvorsorge zurücklegen können als ein jüngerer Kollege, der viel Geld in den Betrieb gesteckt hat und der bei finanziellen Engpässen schnell auf Reserven wie Tagesgeld zugreifen muss. Für beide Beispiele zeigt handwerk magazin zwei mögliche Strategien auf, wie Unternehmer ihr Geld anlegen können (siehe „Strategien“, Seiten 55 und 56).

Inflation frisst Rendite

Mit sicheren Geldanlagen lässt sich derzeit kaum genug erwirtschaften, um die steigenden Preise auszugleichen. Mit deutschen Staatsanleihen, jahrzehntelang gepriesen als sichere Geldanlage, ist kein Cent mehr zu verdienen. Die Lebensversicherer schütten seit Januar 2012 nur noch einen mageren Garantiezins von 1,75 Prozent aus - das reicht nicht mal, um die Inflationsquote von 2,5 Prozent auszugleichen. Die Krisenwährung Gold ist bereits teuer und volatil. Die Immobilienpreise sind in den Ballungszentren explodiert.

Die Herausforderungen für Handwerker, ihr Geld gut und sicher anzulegen, sind einzigartig. In der Vergangenheit standen hohen Inflationsraten deutlich höhere Zinsen gegenüber. „Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken verändert die Spielregeln an den Kapitalmärkten und zwingt Anleger ins Risiko“, sagt Fondsmanager Steinbeis. Einen Ausweg aus der Misere sehen Vermögensberater in der Streuung auf verschiedene Anlagen. Handwerker setzen aber in erster Linie auf Immobilien. „Handwerker setzen bei der Altersvorsorge sehr oft auf Betongold. Das ist wegen der damit verbundenen Risikostreuung problematisch“, sagt Joachim Schluchter, Vorstand von Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement in Emersacker bei Augsburg.

Eigenheim macht Sinn

Die Experten unterscheiden zwischen einer selbstgenutzten Immobilie und vermieteten Objekten als Geldanlage. „Ein Eigenheim macht durchaus Sinn und ist ein wichtiger Teil der Altersvorsorge“, betont Piesche. Vermietete Objekte sehen die Berater dagegen kritisch: „Sie bringen kaum noch Rendite, können nicht schnell zu Geld gemacht werden, und Eigentümer müssen Neben- und Instandhaltungskosten einplanen. Außerdem könnte der Staat, um seine Schulden zu reduzieren, die Grundsteuer erhöhen und weitere immobilienbezogene Steuern einführen. Das sollten Anleger wissen“, so Schluchter.

Ein Tagesgeldkonto oder Aktienfonds können Handwerker dagegen bei finanziellen Engpässen im Betrieb jederzeit abräumen oder verkaufen. Die Möglichkeit, eine Investition kurzfristig zu Geld zu machen, gehört zu den drei zentralen Merkmalen einer Geldanlage. Die anderen beiden heißen Rendite und Sicherheit.

Zu Sachwerten, die in Krisenzeiten eine gewisse Sicherheit und Rendite versprechen, zählen auch Aktien und Aktienfonds. Denn sie ermöglichen eine direkte Beteiligung an Unternehmen, ihrem Besitz und Produkten. Wenn es an den Börsen besonders turbulent zugeht, können Handwerker günstig einsteigen. Wenn Unternehmer diese Chance nutzen und nicht ungeduldig werden, dürfen sie auf gute Erträge hoffen.

Bessere Rendite mit Aktien

Da Finanzkrisen aber stets Börsenabstürze nach sich ziehen, bringen viele Handwerker Aktien oder Aktienfonds nicht mit Sicherheit in Verbindung. „Auf lange Sicht sind solide Aktien und gute Aktienfonds nach wie vor eine empfehlenswerte Geldanlage“, sagt Fondsmanager Steinbeis. Handwerker sollten sich hier auf „große, globale Unternehmen konzentrieren“, so der Experte. Als Beispiele nennt er Aktien von Linde, Allianz, Nestlé, Microsoft oder Siemens. „Auch Unternehmensanleihen von Firmen mit einer guten bis mittleren Bonität bringen drei bis fünf Prozent Rendite vor Steuern“, so Vermögensverwalter Piesche. Ob Aktien und Anleihen einen Schutz vor Inflation bieten, lässt sich nicht vorhersagen. Der Vorteil solider Aktienfonds liegt in den guten langfristigen Perspektiven.

Einig sind sich die Experten auch, was die Investitionen in Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin betrifft. „Gold als Baustein im Portfolio macht Sinn, weil es hier keinen Wertverfall gibt. Anleger sollten Gold daher als reale Währung sehen“, so Steinbeis. Handwerker können hier entweder in Gold- und Silberminenaktien investieren oder in Münzen oder Barren. „Handwerker sollten die Anlage in Gold- oder Silbermünzen auch als Zahlungsmittel für den Ernstfall betrachten“, rät Vermögensberater Schluchter. Die Kosten zur Verwahrung in einem Bankschließfach liegen zwischen 50 und 100 Euro. Das könnten Unternehmer getrost vernachlässigen oder aber ihre Münzen gleich zu Hause im Tresor lagern. ◇

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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