Rheinhessen: Schon lange Gleichberechtigung in den Chefetagen

Arbeitskreis Rheinhessen e.V. der Unternehmerfrauen im Handwerk feiert 20-jähriges Jubiläum: Mehr wissen = mehr können = mehr Erfolg: Dieses Motto hat sich der Arbeitskreis Rheinhessen e.V. der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) auf die Fahnen geschrieben und ist damit seit 20 Jahren gut gefahren.

 „Wir bieten unseren Mitgliedern ein vielfältiges, breit gefächertes Programm an Vorträgen, Seminaren, Reisen, Workshops und Betriebsbesichtigungen, aus dem sie für ihre berufliche Tätigkeit, aber auch für ihre persönliche Entwicklung interessante Impulse erhalten“, sagt Buchbindemeisterin Christine Merkel-Köppchen, seit acht Jahren Vorsitzende des Arbeitskreises Rheinhessen. Die Entwicklung der Mitgliederzahl spricht für sich: 1991 mit ein paar Frauen gestartet, zählt der Arbeitskreis 20 Jahre später 70 selbstständige Handwerksunternehmerinnen, mitarbeitende Unternehmerfrauen und angestellte Meisterinnen.

Ein entscheidender Pfeiler der Arbeit der Unternehmerfrauen im Handwerk sind Meinungsaustausch und Weiterbildung, wobei die Mitglieder die Themen selbst festlegen. So ist nach den Worten von Christine Merkel-Köppchen gewährleistet, dass genau die Bereiche angesprochen werden, die für die Frauen wichtig sind. Ein weiterer Aspekt sei das Netzwerken, das über den Erfahrungsaustausch hinaus auch immer wieder zu tragfähigen Geschäftskontakten führe. „Die Unternehmerfrauen im Handwerk sind ein exzellentes Beispiel dafür, wie Frauen aktiv und eigenständig ihre Fortbildung in die Hand nehmen und damit Erfolg haben“, unterstreicht die Vorsitzende zum runden Geburtstag des Arbeitskreises.

Überhaupt habe das Handwerk hinsichtlich der Frauen in Führungsverantwortung längst eine Vorreiterrolle übernommen. So stehe bei jedem vierten rheinhessischen Handwerksunternehmen eine Frau an der Spitze, bei mehr als 60 Prozent der Betriebe seien Frauen als Partnerinnen mit in der Führungsverantwortung.

Elf Prozent der Firmen würden von Ausländerinnen geleitet, und etwa 30 Prozent aller Beschäftigten im Handwerk seien weiblich. Um diese Tendenz noch weiter zu verstärken, engagiere sich der Arbeitskreis unter anderem im „Landesarbeitskreis zur Förderung von Gründerinnen und Unternehmerinnen“, der beim Wirtschaftsministerium angesiedelt sei.

Wirtschaftsstaatssekretär Alexander Schweitzer betonte bei der Feierstunde zu dem 20-jährigen Bestehen des Arbeitskreises, dass dieser zu einer festen Institution des rheinhessischen Handwerks geworden sei und als wichtiges Forum gelte. Besonderes Anliegen dabei sei die Qualifizierung der Frauen im Handwerk. „Unternehmerfrauen im Handwerk sind auch Pionierinnen für ein modernes Zukunftsmodell. Wir brauchen die gut ausgebildeten und motivierten Frauen in der Wirtschaft“, bekräftigte der Staatssekretär. Er nannte dabei auch die „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“, für die sich das Wirtschaftsministerium engagiere. Diese biete Handlungsgrundsätze und Modelle für eine strategische Neuausrichtung der Unternehmens- und Personalpolitik. „Wirtschaftliche Ziele und Mitarbeiterorientierung sind hier gleichermaßen in personelle Lebens- und Berufsphasen der Beschäftigten miteinbezogen.“

Der Arbeitskreis Rheinhessen der UFH beweise überdies, so Christine Merkel-Köppchen, dass man mit Ideenreichtum, klar strukturierter Organisation und wenig bürokratischem Aufwand Jahr für Jahr ein attraktives Weiterbildungsprogramm auf die Beine stellen könne, mit dem man in einer Zeit, in der viele Organisationen unter Mitgliederschwund litten, zusätzliche Interessentinnen für die Mitarbeit gewinnen könne: „Wir sind heute einer größten UFH-Arbeitskreise im Land. Dahinter steht ein aktives Führungsteam und gut investiertes Geld der Sponsoren.“

Günther Tartter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Rheinhessen, betonte bei den Jubiläumsfeierlichkeiten, dass sich der Arbeitskreis Rheinhessen der UFH über Jahre hinweg fest in der regionalen Handwerkslandschaft etabliert habe. „Frauen im rheinhessischen Handwerk wissen, was Unternehmensberatungen immer wieder bekräftigen: Unternehmen mit Frauen in Führungsverantwortung erwirtschaften höhere Erträge und sind, weil Frauen mit mehr Teamgeist und weniger Ellenbogen besser führen, erfolgreicher. Qualifizierte Frauen brauchen keine Quote, sie setzen sich durch“, bekräftigte Tartter. Das Handwerk habe mit Gleichberechtigung in den Chefetagen kein Problem: „Im Handwerk haben wir 100 Prozent Frauenquote und eine Unternehmerfrau in jedem Betrieb.“

Auch Eveline Brinkert, Mitglied des Präsidiums der Frauen Europäischer Mittel- und Kleinbetriebe, bekräftigte, familienfreundliche Betriebe oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien beim Handwerk schon gelebt worden, ehe andere darüber nachgedacht hätten. „Die Frauenquote haben wir sofort beim Eintritt in den Betrieb mit 50 Prozent eingenommen“, sagte sie bei der Festveranstaltung in der Handwerkskammer.

Mainz, 8. April 2011