2. Platz 2014: Rein in die Nischen

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Sven Stelzel (27) hat sich 2009 als Maler selbständig gemacht – und schnell gemerkt, wie hart umkämpft der Markt ist. Also verlegte er sich auf Nischen wie Schimmelsanierungen und wasserdichten Putz. Damit ist er sehr erfolgreich.

© KD Busch

Seit ein paar Monaten tüftelt Sven Stelzel wieder an einer Geschäftsidee. Gemeinsam mit einem befreundeten Schreiner will Malermeister Stelzel Möbel bauen. Der Schreiner – so der Plan - wird das Gerüst liefern, Stelzel die Oberflächen verputzen, in Beton-Optik. Die beiden umtriebigen Handwerker haben schon drei Möbelhäuser für ihr Konzept gewonnen, freut sich Stelzel. „Die werden uns die erste Kollektion abkaufen.“

Für den 27-jährigen Malermeister aus dem schwäbischen Esslingen ist es inzwischen völlig normal, auf diese Art potenzielle neue Geschäftsfelder auszuprobieren. „Das Maler- und Lackiergewerbe bietet nur schlechte Verdienstmöglichkeiten für einen Gründer“, sagt Stelzel trocken. Er machte sich 2009 nach Meisterkurs und Betriebsmanager-Ausbildung selbständig, und wusste schon, dass es allein in Esslingen bereits 30 Maler-Betriebe gab. Und er wusste: Er könnte sich zwar mit besonders guten Services und modernen Techniken einen Namen machen – doch viele der anderen Betriebe waren seit Jahrzehnten am Markt und hatten treue Stammkunden.

Also entschied Stelzel, sich ganz neue Märkte aufzubauen. Der erste hieß Schimmelsanierungen. Stelzel machte eine Fortbildung und schaltete Anzeigen im städtischen Mitteilungsblatt. „Viele Maler bieten ebenfalls Schimmelsanierungen an. Sie bekämpfen aber nicht die Ursachen.“ Die Strategie ging auf: Wenn Stelzel das Schimmelproblem seiner Kunden beseitigt hatte, beauftragten sie ihn oft fortan auch als Maler. Er hatte einen Fuß in der Tür.

Die zweite Nische entdeckte Stelzel kurz darauf: Spanndecken. Dabei spannt ein Fachmann Spezialfolien zwischen Profilen auf – so entsteht eine makellos glatte Oberfläche, hinter der Rohre, Kabel oder Unebenheiten verschwinden. Stelzel schaffte sich einen zweiten Werkstattwagen an und beklebte ihn mit dem Slogan „Doktor Spanndecke“ – so heißt auch die passende, separate Internetseite. „Wenn wir beim Kunden vorfahren, denken die, wir würden nichts anderes machen“, sagt Stelzel.

Nach dem gleichen Muster hat er im vergangenen Jahr das Thema „Fugenloses Badezimmer“ aufgezogen: Er lernte die Technik, bei der man einen besonderen, wasserdichten Putz aufträgt. Dann stellte er eine eigene Internetseite mit dem Slogan „endlich fugenlos“ online – und beschriftete einen weiteren Lieferwagen damit.

Stelzel besitzt drei Fahrzeuge und drei Internetseiten, alle mit eigenem Markenauftritt, für das jeweilige Spezialgebiet. „Traumgestaltung“ für Malergeschäft und Sanierungen, „Doktor Spanndecke“ und „Endlich Fugenlos“ für die Bäder. Überhaupt sind dem Maler seine Kunden wichtig: „Gerade als Gründer muss ich erreichbar sein, freundlich, pünktlich und zuverlässig.“

Nebenbei betreibt Stelzel noch einen Online-Shop für mineralische Farben, der inzwischen schon Einnahmen von an die 20000 Euro pro Jahr bringt. Mit Erfolg: Den Umsatz hat Stelzel seit 2010 verdreifacht, auf jetzt 360.000 Euro pro Jahr, aus dem Ein-Mann-Betrieb ist ein Mittelständler mit sieben Angestellten geworden. „Es reicht nicht, ein guter Maler zu sein“, sagt der Handwerker. „Man muss auch Freude am Unternehmertum haben.“