Porträt Seifrizpreis: Breitenvariabler Katamaran

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Ein Zimmermeister, der sich auf den Bau von Segelbooten spezialisiert hat! Auch das gibt es im Handwerk.

Gerd Euchenhofer vor seinem Katamaran. - © KD Busch

Gerhard Euchenhofer hat sich mit seinem Betrieb für Holz- und Kunststofftechnik in Weilheim/Teck aber auf etwas ganz Besonderes spezialisiert: auf Katamarane mit in der Breite verstellbaren Rümpfen.

Die Entwicklung basiert auf einem Patent für den breitenvariablen Katamaran von Dr. Ernst Bullmer. Er war der erste Katamaran-Weltumsegler und ist der Onkel von Zimmermeister Gerhard Euchenhofer. Die Idee, die dahinter steckt, ist einfach: Ein Katamaran in dieser Größenordnung ist gut acht Meter breit. Schiebt man die zwei Rümpfe zusammen, ist er nur 4,80 Meter breit. Damit spart man die Hälfte der teuren Liegegebühren im Hafen, ist kanaltauglicher und passt sogar in kleine Schleusen. Die Futura 49, so heißt der Prototyp des Bootes, hat 46 Prozent weniger Betriebs- und Unterhaltskosten als ein gewöhnlicher Katamaran, hat Gerhard Euchenhofer ausgerechnet. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Die beiden Rümpfe befindet sich unter der Kabine, so das für die Wohngondel ein komfortabler Raum von 4,30 Metern Breite und neun Meter Länge bei voller Stehhöhe von 2,10 Meter zur Verfügung steht. Normalerweise befinden sich bei Katamaranen die Wohnräume in den Rümpfen.

So einfach die Idee klingt, so kompliziert war die Umsetzung. Schwerpunkt des Projektes war die Entwicklung des Breitenverstellmechanismus. Man musste einfach die Mechanik im Zusammenspiel mit den Wasserkräften in den Griff bekommen.

Hier kommt Berthold Karrais ins Spiel. Er ist Chef-Ingenieur der „Steinbeis Flugzeug Leichtbau GmbH“ in Stuttgart. Der Kontakt zwischen Handwerker und Wissenschaftler kam über einen Bekannten von Gerhard Euchenhofer zustande. Berthold Karrais hat den Verschiebmechanismus mitentwickelt und entsprechende Berechnungen vorgenommen. Innerhalb von einem Jahr wurde die Entwicklung konstruiert, ein Prototyp gebaut, erprobt und die Konstruktion optimiert.

Heraus gekommen ist ein Verschiebemechanismus auf Rollschienen, der mit Wasserhydraulik die beiden Rümpfe des Katamarans absolut synchron auseinander und zusammenzieht.

Der Katamaran ist eine patentgeschützte Weltneuheit und soll aufgrund seiner Vorteile den Binnen- und Seeverkehr künftig bereichern. Drei Aufträge liegen bereits vor, derzeit wird über ein weiteres Paket von acht Katamaranen mit einem Charterunternehmen verhandelt. Der Prototyp, die Futura Prima, hat alle Tests bestanden.

Gerhard Euchenhofer fertigt den Verschiebemechanismus komplett selbst in seinem Unternehmen, der Prototyp des Schiffes wurde in einer Werft an der Ostsee gebaut. Wo die Serienfertigung startet, wird zurzeit verhandelt. Im März 2014 soll das Serienschiff fertig sein. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht. Mit dem Gewinn des Seifriz-Preises haben Gerhard Euchenhofer und Berthold Karrais sicher einen guten Anfang gemacht. Herzlichen Glückwunsch.