Fahrbericht Opel Astra Sports Tourer Electric: Stromer für Arbeit und Familie

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Die Rüsselsheimer elektrisieren ihren Kompaktklassekombi. Herausgekommen ist der Opel Astra Sports Tourer Electric – ein guter und geräumiger Alltagsbegleiter.

Der Opel Astra Sports Tourer Electric besticht durch eine moderne und elegante Optik mit klaren Linien.
Der Opel Astra Sports Tourer Electric besticht durch eine moderne und elegante Optik mit klaren Linien. - © Opel

Anfang Dezember in der Industriestadt Rüsselsheim: nasskaltes Wetter, Nebel, drei Grad über null. Eine etwas trostlose Szenerie. Aus dem Bild fällt der fast schon leuchtend rote Opel Astra Sports Tourer Electric, der vor dem Gebäude des traditionsreichen Opelwerks steht. Der Kombi im modernen „Kardio Rot metallic“-Gewand und mit klaren Linien hebt sich zwar optisch nicht von seinen Geschwistern mit Verbrennungsmotor ab, es handelt sich jedoch um einen der ersten vollelek­trischen Kombis auf dem Markt. Ein Wagen, der das verbindet, was eigent­lich getrennt gehört: Arbeit und Familie.

Einer der ersten

Der Astra Sports Tourer ist der Buzz ­Aldrin unter den E-Kombis, denn Opel zuvor kam nur MG, die mit ihrem vollelektronischen Kombi MG5 Electric bereits seit Juni 2022 auf dem Markt sind. Der allererste Elek­tro-Kombi von SAIC Motor ist mit rund 30.600 Euro (exkl. MwSt.) ein gutes Stück günstiger als der Sports Tourer von Opel, bringt die gleiche Leistung auf den Asphalt, hat aber beim Ladevolumen das Nachsehen.

Der zweite Wider­sacher vom französischen Autohersteller Peugeot ist zwar rund 2.000 Euro teurer als sein deutscher Technik-Zwilling, bietet dafür aber eine bessere Grundaus­stattung. Beim E-308 SW sind sinnvolle Gimmicks wie Tempomat, Klimaautomatik, Sitzheizung sowie elektrische Außenspiegel, anders als beim Ast­ra, ­schon bei der unteren Ausstattungs­linie dabei.

Geräumiger Alltagsbegleiter

Laut Opel haben sie „richtig Geld in den Innenraum gesteckt“, und das sieht man. Ein schickes Cockpit mit selbst einstell­barem Infotainment-Display war im Budget. Trotzdem bleiben auch noch feste Tasten für die wichtigsten Einstellungen am Armaturenbrett. Diese Mischung macht die Bedienung selbsterklärend und einfach.

Der Astra Sports Tourer Electric ist insgesamt 4,64 Meter lang und damit noch mal 27 Zentimeter länger als die Fünf-Türer-Version. Die stolze Länge des E-Kombis kommt vor allem dem Stauraum zugute. Der Astra bietet, mit um­geklappten Sitzen,­ unter der Woche mit 1.553 Liter genug Platz für Werkzeuge, Maschinen und Material. Durch die Gesamthöhe von 1,49 Metern sollte man den Werkzeugkoffer auch hochkant aufstellen können, wenn man das denn möchte. Am Wochenende, mit den Kindern auf den Rücksitzen, bleiben immer noch 516 Liter für Dreiräder, Wasserbälle oder Picknick-Körbe. Mit einer Breite von 1,86 Metern dürften Kinder-Ski auch quer in den Kofferraum passen. Besonders angenehm am E-Kombi: Es hakt nichts. Durch die geraden Wände und den doppelten Ladeboden bleibt eine gerade Fläche, durch die sich sich jeder Milliliter auch tatsächlich nutzen lässt.

Genügsamer Stromer

Neben der Geräumigkeit stand bei den Entwicklern aus Rüsselsheim vor allem die Gewichtsreduzierung im Fokus. Mit einem Leergewicht von rund 1.700 Kilogramm ist der Kombi relativ schlank geraten – ideal für die Reichweite. Bei einem Verbrauch von 15 kWh je 100 Kilometer und einer Akkukapazität von 54 kWh soll der Astra laut Opel über 400 Kilometer (nach WLPT) ohne Boxenstopp absolvieren können. Damit sollten alle täglichen Fahrten auf die umliegenden Baustellen, zu Kunden und zum Ein­kaufen zu schaffen sein.

Nicht zu erreichen ist die maximale Reichweite im durstigeren „Sportmodus“. Damit lassen sich angenehme 156 PS auf die Straße bringen, zumindest bis zur Obergrenze von 170 km/h. Aber auch in den anderen beiden Fahrmodi „Normal“ und „Eco“ können das maximale Drehmoment von 270 Nm anliegen, wenn der Fahrer das Pedal komplett durchdrückt. Die Effizienz lässt sich zusätzlich zu den verschiedenen Fahrmodi mit der stufenlosen Rekuperation-Taste erhöhen.

Ist der Akku dennoch erschöpft, kann mit dem serienmäßig verbauten Onboard-Charger an der heimischen Steckdose geladen werden. Bei einer 230-Volt-Steckdose geht Opel von einer Ladedauer von 19 Stunden aus. Dreiphasig, zum Beispiel an einer Wallbox, wird der Akku mit ca. 11 kW geladen, dann dauert es bis zur Vollladung knappe sechs Stunden. Beim Schnellladen mit Gleichstrom, an einer öffentlichen Ladestation, kommen bis zu 100 kW beim Akku an. Damit lässt sich laut Hersteller der Ladestand in nicht mal 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent heben.

Daten: Opel Astra Sports Tourer Electric

  • Abmessungen (L/B/H): 4.642/1.860/1.488 mm
  • Radstand: 2.732 mm
  • Ladevolumen: 516–1.553 l
  • Batterie: 54 kWh, Lithium-Ionen-Batterie
  • Aufladung: Ladedauer an der Wall Box (AC), 3-phasig mit ca. 11 kW insgesamt 5 Std. 45 Min.
  • Motor: Elektromotor
  • Leistung: 115 kW/156 PS
  • Drehmoment: 270 Nm
  • Getriebe:1-Gang-Automatik
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Verbrauch (WLTP): 15,0 kWh
  • CO2-Emissionen: 0 g/km
  • Grundpreis (exkl. MwSt.): ca. 36.500 Euro

Insgesamt gut abgemischt

Angenehm unspektakulär bewegt sich der Elektro-Astra über die Straße. Durch den tiefen Schwerpunkt fühlt er sich mühelos beim Einlenken an. Agil, aber nicht rasant. Komfortabel, aber nicht luxuriös. Das fasst nicht nur das Fahrgefühl, sondern den Newcomer insgesamt am besten zusammen. Der Opel Astra Sports Tourer Electric ist in zwei Ausstattungslinien verfügbar. Für das Basismodell müssen Handwerker rund 36.500 Euro (exkl. MwSt.) einkalkulieren, für die GS-Variante­ sind zusätzliche 2.600 Euro fällig. Ein wichtiger Unterschied, denn im Grundmodell steckt längst nicht alles drin. Mit elegantem schwarzen Karbon-Dach und Dachhimmel kommt nur die GS-Version daher. Weitere Annehmlichkeiten wie ergonomische Sport-Aktiv-Sitze,­ Frontkollisionswarner, 360-Grad-Kamera, LED-Beleuchtung im Innenraum und die Zwei-Zonen-Klimatisierung sind auch nur in der teureren Variante verbaut. Ein kostspieliger Spaß und kleiner Makel an einem ansonsten gelungenen Alleskönner, der sich vor allem ­durch ­seine Praktikabilität und Effizenz ­auszeichnet.