Nachhaltigkeit Nachhaltig arbeiten im Handwerk: Ein Paradebeispiel

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Seit 31 Jahren führt Udo Knake die Möbelfabrik seines Urgroßvaters. Eines ist für ihn seither eine Herzensangelegenheit: nachhaltig arbeiten. Das liege sowieso in der Natur des Handwerks: „Wenn ich ein Brett in der Ecke stehen sehe, dann frage ich mich, was ich daraus noch machen kann.“

Udo Knake (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Sven Thilker (links) und Jacek Mazur (rechts) in der Werkstatt der Möbelfabrik in Herford.
Udo Knake (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Sven Thilker (links) und Jacek Mazur (rechts) in der Werkstatt der Möbelfabrik in Herford. - © Franz Fender

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Leitprinzip für Unternehmen, die ihre Verantwortung für die Umwelt und kommende Generationen ernst nehmen. Ein Leitprinzip, dem sich auch Udo Knake, Inhaber der Möbelfabrik Werner Knake GmbH & Co. KG, verschrieben hat. Von Herford aus, direkt aus dem „Herzen der Küchenmöbelindustrie“, wie Knake sagt, liefert das Unternehmen seit den 1970er-Jahren hauptsächlich furnierte Möbel an die Küchenmöbelgeschäfte in der Region.

Schrittweise Klimaschonend

1992 hat der mittlerweile 58-Jährige schrittweise den Betrieb seines Vaters übernommen und mit ihm zusammen die CO2-Emissionen des Unternehmens sukzessive verringert. Das klimaschonende Arbeiten war dabei nie systematisch geplant, sondern hat sich mit der Zeit entwickelt. Sein Vater war dabei ein großer Antreiber und Motivator. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach machte vor über zwei Jahrzehnten den Anfang, später stellte der Betrieb alle Leuchtmittel auf LED um. Viele kleine und große Veränderungen folgten.Von der Produktentwicklung, über Ansätze wie die Kreislaufwirtschaft bis hin zur besseren Koordination der Auslieferungsstrecken. Besonders kreativ wird der leidenschaftliche Tennisspieler bei der Verarbeitung von Materialresten oder bei der Entwicklung ökologisch verträglicher Oberflächen. Hierfür verwendet er zum Beispiel alte Fischernetze, die aus dem Meer eingesammelt wurden, oder Kaffeesatz, zur Färbung von Oberflächen. Alles zum Wohle der Natur.
Ein Ansatz, der fest in der Geschäftsphilosophie verankert ist und auch seine 18 Mitarbeiter leben: „Auch meine Angestellten setzen Impulse und haben immer wieder tolle Ideen.“

Vorreiter und Vorbild

Mittlerweile produziert der Betrieb treibhausgas-neutral und hat dafür als erste Möbeltischlerei das RAL-Gütezeichen „Klimaneutrale Möbelherstellung“ erhalten. „Im Grunde hat jeder Tischler das nachhaltige Arbeiten in der DNA“, sagt der Tischlermeister. „Man sieht ein Brett in der Ecke liegen und fragt sich, was man daraus noch machen kann.“ Knake sieht sich und sein Unternehmen als Vorreiter in diesem Segment. Zu Beginn war ihm die Aufmerksamkeit, die seinem Handwerksbetrieb zuteil wurde, etwas unangenehm. Mittlerweile bezeichnet er es jedoch als seine Mission und möchte als Vorbild für andere Handwerksunternehmen dienen. „Die Schäden durch den Klimawandel sind offensichtlich. Jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe, sollte vor seiner eigenen Betriebstür kehren." Als erste Tischlerei in Deutschland hat die Möbelfabrik einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht beim Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) eingereicht, obwohl dies normalerweise erst für Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden erforderlich ist. Ein Engagement, das nicht nur der Umwelt zugutekommt, auch finanziell können sich die CO2-Einsparungen laut Knake lohnen. Und sich zudem positiv auf das Image des Betriebs auswirken: „Ich glaube, ein Betrieb kann sich auch über diesen Weg auf dem Markt etablieren und für Fachkräfte interessant sein.“

Finalist beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Im nächsten Jahr feiert die Möbelfabrik ihr 110-Jähriges Bestehen. Eine lange Geschichte, die beinahe mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 gekrönt wurde. Im Finale musste sich der kleine Handwerksbetrieb lediglich deutlich größeren, industriell ausgerichteten Betrieben geschlagen geben. Udo Knake freut sich trotzdem auf die Veranstaltung und die Überreichung der Finalisten-Urkunde. Der Handwerksmeister möchte weiterhin seinen Teil zu einer besseren Zukunft beitragen und seinen „Tischler- und Schreinerkollegen auch künftig mit Tipps zu Klimaschutzprojekten, Nachhaltigkeitsberichten und zirkulären Möbeln zur Seite stehen.“

Udo Knake mit einem Eichentisch, der besonders Nachhaltig hergestellt wurde.
Der Eichentisch besteht aus Holzresten und die Oberfläche wurde mit gemahlenem Kaffee, dessen Haltbarkeitsdatum überschritten war, gefärbt. - © Franz Fender