Tischler Mobiles Kochsystem für Seniorenheime

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Manfred Philipp entwickelte ein mobiles Kochsystem für Seniorenheime. Bewohner sollen damit wieder selbst kochen können.

Angepasst an den Lift: Manfred Philipps Küchen erreichen jede Ebene eines Pflegeheims. - © Stephan Minx

Das Konzept

Die Fertigung von Fenstern, Türen und Treppen reicht Manfred Philipp, Leiter einer Schreinerei bei Bayreuth (schreinerei-philipp.de), schon lange nicht mehr aus. Seit 2009 entwickelt der 57-Jährige behindertengerechte Möbel, die eingeschränkten und alten Menschen das Leben vereinfachen sollen. Die neueste Errungenschaft ist das Konzept einer mobilen Küche, die in Pflegeheimen in fast jedem Raum einsetzbar ist: „Die Innovation wurde jahrelang Schritt für Schritt entwickelt“, erinnert sich der Chef von acht Mitarbeitern und fügt hinzu: „Die Idee hatte eine Ergotherapeutin – bislang wurden bei ihr im Seniorenheim Herde provisorisch auf wackeligen Wägen festgespannt und zu den Bewohnern geschoben, das wollte ich ändern.“

Der Bedarf an neuen Ideen für Pflegeheime ist in der Tat groß: Die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland stieg seit der Jahrtausendwende um gut 30 Prozent auf 2,6 Millionen im Jahr 2013, die Zahl der Pflegeheime im gleichen Zeitraum sogar um fast 50 Prozent auf 13 030. Vor zwei Jahren wurden erstmals mehr Menschen in Heimen versorgt als von ambulanten Diensten – viel Potenzial für mobile Küchen.

Die Umsetzung

Kreativer Kopf hinter den mobilen Kochsystemen ist Sohn und Medizintechnik-Ingenieur Roman Philipp. Gemeinsam mit dem 24-Jährigen entwarf sein Vater eine Küche auf vier Rollen, bestehend aus einer Herdplatte mit zwei Induktionskochfeldern, einem Backofen und einer Tischverlängerung für Rollstuhlfahrer. „Alles funktioniert mit Wechselstrom aus einer gewöhnlichen Steckdose – wichtig ist, dabei die Feststellbremse zu arretieren, sonst fließt aus Sicherheitsgründen kein Strom“, erklärt der Tischlermeister und ergänzt: „Die Größe der Küchenzeile ist variabel, das Kriterium sind die Maße des Aufzugs, in den die Küche zum Transport in andere Stockwerke passen muss.“ Stolz ist Philipp dabei vor allem auf den Gesundheitsaspekt: „Durch mein Kochsystem erinnern sich demenzkranke Bewohner wieder an Dinge, die sie noch aus der eigenen Küche kennen.“

Der Erfolg

Die mobile Küche ist seit 2014 auf dem Markt, 15 Stück wurden bereits an Seniorenheime in ganz Deutschland verkauft. Der Stückpreis bewegt sich je nach Größe zwischen 3000 und 6000 Euro. Bei Betrachtung der Entwicklungskosten seiner barrierefreien Projekte von etwa 250 000 Euro, muss sich Philipp aber noch gedulden, bis er mit seiner Küche schwarze Zahlen schreibt: „Es dauert noch circa zehn Jahre, bis die Küche ein Umsatzbringer wird“, schätzt der mit seiner Idee für den bayerischen Pflegepreis nominierte Schreiner, „ihr Alleinstellungsmerkmal macht mich aber optimistisch für die Zukunft.“ Derzeit macht die Schreinerei noch 95 Prozent des Gesamtumsatzes durch das Baugewerbe – ändern könnten das erweiterte Absatzmärkte: „Für mobilen Kochunterricht im Klassenzimmer hat sich eine Schule in Weiden bei mir gemeldet“, strahlt Philipp und fügt hinzu: „Wenn ich jetzt heimkomme und dadurch einen Auftrag für die mobile Küche habe, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.“