Geldanlage: Betriebsvermögen richtig parken

Viele Handwerksbetriebe verfügen derzeit über eine gute Liquidität. Clevere Firmenchefs überlegen jetzt sehr genau, wofür sie ihre flüssigen Reserven am besten verwenden.

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    Rücklagen für den Betrieb jetzt richtig einsetzen: Das zahlt sich für Handwerksunternehmer aus.
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    Einlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren brachten im vergangenen Jahr nur wenig Zinsen.
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    „Unternehmer sollten als Erstes den Kontokorrent weniger in Anspruch nehmen.“ Franz Falk, Betriebsberater Handwerkskammer Stuttgart.

Liquidität optimal parken

Die Situation ist entspannt. Die meisten Handwerksbetriebe blicken zuversichtlich nach vorn, erwarten steigende Umsätze und bewerten ihre Wirtschaftslage mit „gut“ oder sogar „sehr gut“ - so das Ergebnis einer neuen Umfrage der Auskunftei Creditreform zur Handwerkskonjunktur. Jeder fünfte Betrieb weist danach inzwischen Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme von mehr als 30 Prozent auf.

Entsprechend gut sind die Unternehmen in puncto Liquidität und Rücklagen aktuell aufgestellt. Viele Firmenchefs im Handwerk sehen sich derzeit in der komfortablen Situation, sich zunehmend unabhängig von der Hausbank finanzieren zu können. „Das stellt sie automatisch auch vor die Frage, wofür sie ihre finanziellen Mittel jetzt am besten einsetzen, um den höchsten Ertrag zu erzielen“, weiß Franz Falk, Betriebsberater der Handwerkskammer zu Stuttgart. Verschiedene Möglichkeiten stehen dazu offen.

Kontokorrent zurückfahren

Häufig setzen die Unternehmer die überschüssige Liquidität dafür ein, den Kontokorrentkredit weniger in Anspruch zu nehmen. „Das ist gut so“, meint Falk. Denn kurzfristige Fremdfinanzierungen gelten bekanntlich als extrem teuer. Im Schnitt werden Zinsen von acht bis zehn Prozent im Jahr fällig. Zudem verbessern Betriebe, die weniger Kredite brauchen, automatisch ihr Rating. Fast noch mehr bringt es, wenn der Handwerksunternehmer seine Rechnungen zeitnah begleicht und Skonto zieht:

Gewährt der Lieferant bei einem Rechnungsbetrag von mehreren tausend Euro zwei bis drei Prozent Skonto, entspricht das einem Ertrag von 20 oder mehr Prozent im Jahr. „Und das ganz ohne Risiko“, sagt Falk.

Tages- oder Festgeld-Angebote

Bleibt dann noch Geld übrig, parken es viele Handwerker auf Tages- oder Festgeldkonten. „Oft wählen sie dabei Laufzeiten von maximal sechs Monaten“, sagt Heinrich Birken, Vorstandsmitglied der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. Viel Ertrag bringt das wahrlich nicht. Derzeit bewegen sich die Zinssätze für Festgeld bis zu einer Laufzeit von zwölf Monaten meist bei 0,5 bis einem Prozent im Jahr.

Anlagen am Kapitalmarkt können sicherlich mehr bringen. „Doch Aktien oder Fonds sollten nur mit langfristiger Perspektive gekauft werden“, sagt Birken. Denn sie lassen sich nicht jederzeit kurzfristig ohne Verlust liquidieren.

Das ist ein großer Nachteil bei der betrieblichen Geldanlage, falls das Kapital plötzlich gebraucht wird. Zum anderen sind die Risiken aufgrund der volatilen Märkte sehr hoch. „Deshalb haben nur wenige Handwerksbetriebe Wertpapiere wie etwa Aktien in ihrem Anlagevermögen“, weiß Christine Karut, Betriebsberaterin bei der Handwerkskammer Berlin. Vermutlich werden es weniger als zehn Prozent der Firmen sein. Aktien, Fonds oder Anleihen werden von Handwerksunternehmern in der Regel im Privatvermögen gehalten. Das heißt, der Firmenchef entnimmt das Kapital in guten Zeiten dem Betrieb und investiert es dann privat am Kapitalmarkt. „Das bringt auch den Vorteil, dass die Erträge nicht der Gewerbesteuer unterliegen“, sagt Karut.

Braucht der Betrieb später doch wieder Geld - etwa für die Neuanschaffung einer teuren Maschine -, kann der Firmenchef eine Einlage leisten. Diese Strategie ergibt durchaus Sinn, falls sich aus der Investition in der Firma langfristig eine höhere Rendite als am Kapitalmarkt erzielen lässt. Der positive Nebeneffekt: Die Eigenfinanzierung erhöht das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme - was wiederum beim Rating einen enormen Pluspunkt bringt. Den Handwerksunternehmer wird’s freuen.