Lange Arbeitszeiten: Höheres Unfallrisiko und weniger Effizienz

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38 Prozent der Fühungskräfte in Deutschland arbeiten laut der aktuellen Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Bundesamtes mehr als 48 Stunden pro Woche. Dabei ist Vorsicht geboten, denn Untersuchungen zeigen, dass mit hoher Arbeitszeit das Unfallrisiko steigt und die Effizienz abnimmt.

Mit zunehmender wöchentlicher Stundenarbeitszeit steigen Fehler und das Unfallrisiko. - © © mokee81 - Fotolia.com

In seiner Arbeitskräfteerhebung für das Jahr 2014 hat das Statistische Bundesamt Daten zu Beschäftigung und Arbeitszeiten in Deutschland erfasst. Laut der Erhebung beträgt die Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen im Schnitt 35,5 Stunden: Die Vollzeitbeschäftigten arbeiten im Schnitt 41,5 Stunden, die Teilzeitbeschäftigten 18,8 Stunden.

12 Prozent der in Vollzeit arbeitenden Personen gaben 2014 an, gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Vor allem Männer sind mit 15 Prozent von solch langen Arbeitszeiten betroffen. Bei den Frauen sind es nur 7 Prozent.

Führungskräfte und Selbstständige arbeiten besonders viel

Der Anteil der Vollzeiterwerbstätigen, die im Schnitt mehr als 48 Stunden wöchentlich arbeiten, steigt mit zunehmendem Alter, da vor allem Führungskräfte besonders lange arbeiten – und diese sind in der Regel eher älter. 38 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen in Leitungs- und Führungspositionen arbeiteten gewöhnlich mehr als 48 Stunden – bei den Erwerbstätigen ohne Führungsaufgaben fiel dieser Anteil mit 11 Prozent deutlich kleiner aus.

Am häufigsten arbeiteten jedoch Selbstständige mehr als 48 Wochenstunden: 53 Prozent aller Selbstständigen arbeiteten besonders lange. Dazu kommt, dass rund die Hälfte der Selbstständigen samstags arbeitet – bei den Arbeitnehmern waren es 24 Prozent. Fast jeder vierte Selbstständige war zudem auch sonntags im Einsatz (24 Prozent).

Lange Arbeitszeiten: mehr Fehler und höheres Unfallrisiko

Wie die BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) in ihrer aktuellen Ausgabe BAuA aktuell ausführt, steigen mit zunehmender wöchentlicher Stundenzahl das Fehler- und Unfallrisiko.

Dabei könne allerdings nicht pauschal beantwortet werden, welche Zahl von Arbeitsstunden, bezogen auf Tag, Woche oder sogar auf das ganze Arbeitsleben, aus gesundheitlicher Sicht angemessen ist. Das hänge einerseits von der körperlichen Belastung ab, andererseits aber auch zunehmend von der psychischen Belastung. Um gesund zu bleiben, müsse die Tätigkeit über die gesamte Arbeitszeit in angemessenem Umfang und ohne negative Folgen für den Arbeitenden ausgeübt werden können. Entscheidend sei dabei aber nicht nur die Gesamtdauer der Arbeit, sondern unter anderem auch, wie Arbeit und Pausen über einen Arbeitstag verteilt werden.

Wie sich die Dauer von Arbeitszeit auf die Gesundheit von Beschäftigten auswirkt, hängt unter anderem auch von den Arbeitsinhalten ab, wie etwa der Schwierigkeit oder Komplexität der zu erledigenden Aufgaben.

Denn, wie etwa die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2012 zeigt, gehen lange Arbeitszeiten oft mit hohen psychischen Anforderungen einher: Von denjenigen, die 48 Stunden wöchentlich oder mehr arbeiten, geben 72 Prozent einen hohen Termin- oder Leistungsdruck an. 71 Prozent sagen, dass sie verschiedene Arbeiten gleichzeitig betreuen müssen und 52 Prozent, dass sie häufig bei der Arbeit gestört oder unterbrochen werden.

Welche Risiken bürgen zu lange Arbeitszeiten?

In Untersuchungen zeigt sich jedoch, dass mit steigender wöchentlicher Stundenzahl auch die Fehler und das Risiko für Unfälle zunehmen. Ab der siebten oder achten Arbeitsstunde nimmt außerdem die Leistungsfähigkeit beziehungsweise die Effizienz der Arbeitsleistung deutlich ab. Mit der Dauer der Arbeitszeit von mehr als acht Stunden steigt auch das Unfallrisiko drastisch an. Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse deuten außerdem auf einen Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten, psychischer Belastung und gesundheitlichen Beschwerden hin.

Die Beschäftigten fühlen sich zumindest auf längere Sicht auch subjektiv von langen Arbeitszeiten belastet: Der Anteil von Beschäftigten, die über gesundheitliche Beschwerden klagen, nimmt mit der Dauer der geleisteten Arbeitszeit zu. Zu den gesundheitlichen Beschwerden, die mit der Arbeitsdauer zusammenhängen, gehören laut BAuA insbesondere Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Beeinträchtigungen.

Zudem fehlen häufig ausreichende Erholungszeiten. Lange Arbeitszeiten beeinträchtigen außerdem biologische Rhythmen wie den Tag-Nacht-Rhythmus und haben Auswirkungen auf das Sozialleben. Auch zeigt sich, dass lange Arbeitszeiten oft mit mehr Konflikten in Beruf und Privatleben einhergehen, da beides in der Folge schwerer miteinander zu vereinbaren ist.