Kennzahlen im Handwerk Investitionsquote: Mit Augenmaß die Chancen sehen

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Brauchen wir die neue IT-Ausstattung wirklich? Natürlich sollten Sie in unsicheren Zeiten jede Investition genau ­überdenken. Doch wer alles einspart, riskiert die Zukunfts­fähigkeit. Die Investitionsquote zeigt, wo der Betrieb steht.

Investitionsquote
Die Aus­gaben bei den meisten Unternehmen schwanken stark, weil nicht zwingend in jedem Jahr Neuanschaffungen oder Ersatzinvestitionen anstehen. - © NAMPIX-stock.adobe.com

Was sagt die Kennzahl aus?

Die Investitionsquote gibt Auskunft darüber, wie viel ein Betrieb in einem Geschäftsjahr im Verhältnis zum bereits bestehenden Anlagevermögen investiert hat. Dazu zählen Neuanschaffungen von Maschinen, Geräten, Grundstücken, Kraftfahrzeugen und IT-Ausstattung genauso wie Ausgaben für immaterielle Anlage­güter wie Patente, Lizenzen oder Forschung und Entwicklung. Da die Aus­gaben bei den meisten Unternehmen stark schwanken, weil nicht zwingend in jedem Jahr Neuanschaffungen oder Ersatzinvestitionen anstehen, hat ein einzelner Jahreswert nur wenig Aussagekraft. Sinn­voller ist es deshalb, die Quoten über mehrere Jahre miteinander zu vergleichen, um etwa einem möglichen Investitionsstau rechtzeitig auf die Spur zu kommen.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Prinzipiell steht eine hohe Investitionsquote für ein wachsendes, modernes sowie zukunftsorientiertes Unternehmen und wird deshalb positiv bewertet. Doch die Formel „je höher, desto besser“ ist mit Vorsicht zu genießen, da die Quote natürlich nichts über die Qualität und Sinnhaftigkeit einer Investition aussagt.

Darüber hinaus wird der Wert auch von der Finanzierungsform beeinflusst, weil geleaste oder gemietete Anschaffungen oft nicht in der Bilanz auftauchen und somit die Quote nicht beeinflussen. Umgekehrt ist ein Wert von null über mehrere Jahre in Folge ein Indiz dafür, dass nicht nur ­Zukunftsinvestitionen, sondern auch betriebswirtschaftlich notwendige Ersatz­investitionen ausgeblieben sind. Letzteres gefährdet die Zukunftsfähigkeit des Betriebes und schmälert die Attraktivität für einen etwaigen Nachfolger massiv.

Die Formel: So wird die Kennzahl berechnet

Invetstitionsquote =Investitionen*
------------------------------
Anlagevermögen
**
x 100
*zu Netto-Anschaffungs- oder Herstellungskosten;
**zu historischen Anschaffungskosten

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Zum richtigen Zeitpunkt die notwendigen Investitionen zu tätigen ist eine der wichtigsten unternehmerischen Kernaufgaben. Dafür gibt es keine Blaupause, da Betriebe, Märkte und Branchen zu unterschiedlich sind. Sich in unsicheren Zeiten zurückzuhalten ist zwar nachvollziehbar, darf aber nicht dazu führen, den Anschluss bei den zentralen Zukunfts­themen wie Digitalisierung und Energieversorgung zu verpassen. Der dafür notwendige finanzielle Spielraum lässt sich vorausschauend über entsprechende Rücklagen schaffen.