Imagevideos: Den guten Ruf in Szene setzen

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Was macht Ihr Unternehmen einzigartig? Mit einem Film lässt sich diese Frage oft emotionaler und anschaulicher beantworten als mit Prospekten oder vielen Worten. So gelingt Ihnen das.

„Das Medium Video kann viele Fragen der Kunden  anschaulich beantworten.“ Ulf Lunge (re.), ­ Chef der Schuhmanu­faktur Lunge in Düssin (Mecklenburg). - © Gunnar Geller

Schon der erste Satz im Film macht neugierig. „Wir sind eigentlich keine solchen Revoluzzer“, sagt jemand aus dem Off, während die Kamera Bilder von Scheunen aus rotem Backstein, Ackergeräte, einen alten Anhänger einfängt. „Aber wenn man merkt: Wir müssen uns wandeln vom reinen Handelsbetrieb zum Produktionsbetrieb – da ging’s nicht anders“, hört der Zuschauer kurz darauf, während ein Jogger auf ihn zuläuft. Der Mann – und Sprecher – ist Ulf Lunge, einstiger Hamburger Marathon-Meister, der seit über 30 Jahren in eigenen Geschäften Sportartikel verkauft und mit seinem Bruder Lars 2008 im mecklenburgischen Düssin eine Manufaktur für Laufschuhe gründete. Als er sich und sein Unternehmen nach rund 50 Sekunden namentlich vorstellt, ist der Betrachter längst mittendrin in Lunges Geschichte und will mehr erfahren über das, was da in einem ehemaligen Kuhstall in der norddeutschen Provinz vor sich geht.

Das viereinhalb Minuten lange Porträt über den ungewöhnlichen Handwerksbetrieb entstand als Pilotfilm für MarkenmadeInGermany.de. Die Website ist eine Initiative von Werbeprofis, die gewöhnlich Biermarken und Hochglanzzeitschriften in Szene setzen, mit diesem Projekt jedoch gezielt jungen Firmen „mit kühnen Ideen und kleinen Budgets unter die Arme greifen“, wie Lars Kempin, einer der Initiatoren und Mitinhaber der Hamburger Agentur Blood Advertising, es formuliert.

Den Absatz ankurbeln

Obwohl der marktübliche Preis für das Lunge-Video deutlich über 10 000 Euro gelegen hätte, mussten die Handwerker keinen Cent bezah­lten. „Im Gegenzug gaben wir den Autoren völlig freie Hand“, erklärt Ulf Lunge den Deal. Das atmosphärische Interview bot dem Manufakturgründer dennoch Gelegenheit, „Fragen, die Kunden uns immer wieder stellen, zu beantworten“. Die wichtigste davon lautet bis heute: „Sie produzieren wirklich in Deutschland?“

Im Video, das bislang allein über die Firmenhomepage und die Plattform Vimeo fast 9000- mal abgerufen wurde, „können die Leute unseren Mitarbeitern bei der Herstellung der Schuhe quasi über die Schulter schauen“, beschreibt Ulf Lunge den Vorteil bewegter Bilder. Dieser schlägt sich nicht nur in Klicks nieder, sondern vor allem in den gestiegenen Verkaufszahlen.

Nutzen und Unterhaltung bieten

Gut gemachte Filme können vor allem bei Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit oder beim Setzen von Kaufanreizen stärkere Wirkung erzielen als andere Werbemedien. Eine Studie der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, bei der Messebesucher sich anhand eines Films oder einer Broschüre über ein Unternehmen informieren konnten, zeigt klar die Vorteile bewegter Bilder: Während der Prospekt 48 Prozent seiner Nutzer zur Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen anregte, lag dieser Anteil bei den Filmzuschauern bei über 65 Prozent.

Dennoch sagt Andreas Schulz, der über zehn Jahre als Autor für WDR und VOX arbeitete und sich auf Unternehmensfilme spezialisiert hat: „Der klassische Imagefilm ist tot.“ Austauschbare Hochglanzbilder, Eigenlob und Fahrstuhlmusik taugten bestenfalls, „um Besucher in Wartezimmern, die nicht wegrennen können, zu beglücken“, mahnt der Autor des Buches „Marketing mit Onlinevideos“. Um Internetnutzer zu fesseln, die jederzeit wegklicken können, brauche es interessante Geschichten, „die entweder unterhalten oder einen Nutzen bieten – im besten Fall beides“.

Ulf und Lars Lunge produzierten im Sommer ein zweites Video, das vor allem in den über 80 Fachgeschäften, die Lunge-Schuhe vertreiben, und auf der Facebookseite zum Einsatz kommt. „Es ist mit rund einer Minute Laufzeit kürzer als das ausführliche Porträt, zeigt die Herstellung der neuesten Modelle und kommt ohne Sprache aus“, nennt Ulf Lunge die wichtigsten Besonderheiten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: „Allein dadurch sind wir in den Regalen teilweise drei bis fünf Plätze höher gerutscht“, schmunzelt der Hanseat. Die Produktionskosten von 2000 Euro habe der neue Streifen jedenfalls „schon wenige Wochen nach seiner Premiere wieder eingespielt“.

Expertenrat: Geschichten erzählen statt Phrasen dreschen

„Unternehmensfilme müssen ihr Publikum unterhalten und mit Nutzwert für sich begeistern“, sagt Videoproduzent und Buchautor Andreas Schulz. Wie Sie das realisieren, hat der Inhaber von worldwidevideo.de für uns zusammengefasst:

1. Bauen Sie schon in den ersten Sekunden Spannung auf! Zum Beispiel mit einer provokanten These, einem Blick hinter die Kulissen oder mit einer spannenden Frage. Ersparen Sie Ihren Zuschauern das einfallslose „Willkommen bei der Firma xy“ oder einen drögen Vorspann.

2. Verzichten Sie so weit wie möglich auf Erwartbares. Schwenks entlang austauschbarer Fassaden oder über Computertastaturen langweilen ebenso wie das allseits strapazierte Schwadronieren über „Kunden, die im Mittelpunkt stehen“. Suchen Sie nach Einfällen, die sich beim weiteren Nachdenken einstellen, nachdem Sie all das zum Tabu erklärt haben!

3. Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter und Kunden mit ein. Und zwar sowohl bei der Suche nach Gestaltungsideen für Ihren Film als auch bei dessen Umsetzung. Oftmals wirkt so schon die Entstehung des Videos identitätsstiftend.

4. Akzeptieren Sie Unvollkommenheit. Widerstehen Sie der Versuchung, Ihr Fachgebiet in allen Details erklären zu wollen. Lassen Sie Typisches (wie zum Beispiel ein wichtiges Produkt) symbolhaft für das große Ganze (eine Produktgruppe, ein Geschäftsfeld) stehen.

5. Erzählen Sie Geschichten, statt nüchterne Fakten aneinanderzureihen. Denn Geschichten sind weitaus besser geeignet, positive Emotionen zu wecken. Diese wiederum zählen zu den effektivsten Verstärkern, wenn es darum geht, Informationen aufzunehmen und möglichst lange im Gedächtnis zu behalten.

6. Wählen Sie ungewöhnliche (Erzähl-)Perspektiven. Statt etwa wie üblich als Chef zu erklären, was Ihr Unternehmen leistet, könnten Sie zum Beispiel eines Ihrer Produkte seine eigene Entstehung in Ihrer Werkstatt „schildern“ lassen. Oder vielleicht sogar das Engagement Ihres Teams für zufriedene Kunden aus Sicht Ihres Haustieres beschreiben. Auch Parodien, Gleichnisse oder Zeitsprünge können außergewöhnliche Blickwinkel eröffnen.

7. Haben Sie Mut zum Humor. Gerade im Internet finden Protagonisten, die über sich selbst lachen können, bedeutend mehr Zuschauer als staatstragende Selbstdarsteller.

Vermarktung: So sammeln Sie Klicks:

Um für Ihr Video viele Zuschauer zu finden, sind Homepage und soziale Medien ideal. Die wichtigsten Verbreitungskanäle im Überblick.

Youtube. Das Hochladen des Videos wird auf der Seite anschaulich erklärt und ist kostenlos. Achten Sie darauf, die während des Video-Uploads eingeblendeten Felder für Titel und Inhaltsangaben möglichst aussagekräftig auszufüllen, damit Suchmaschinen Ihr Video auch finden.

Vimeo. Die Plattform lockt zwar weniger Besucher an als Youtube, bietet aber als Sammelplatz für qualitativ hochwertigeren Content ein seriöseres Umfeld. Nachteil: Wer mehr als 500 MB pro Woche, mehr als einen Kanal oder Full-HD-Videos anbieten möchte, benötigt einen kostenpflichtigen Plus-Account für 9,95 US-Dollar monatlich.

Homepage . Das Firmenvideo „von Hand“ auf der eigenen Homepage einzubinden erfordert einiges Fachwissen. Einfacher gelingt die Integration eines auf Youtube hinterlegten Videos: Klicken Sie dort auf den Button „Teilen“, anschließend auf den Link „Einbetten“, so öffnet sich eine Codezeile, die Sie kopieren und an der gewünschten Stelle in Ihre Website einfügen können.

Soziale Netzwerke. Binden Sie das Video in Ihre Accounts bei Sozialen Netzwerken ein. Teilen Sie es mit anderen über Facebook, Twitter & Co. Platzieren Sie Share-Buttons in oder bei Ihrem Video (zum Beispiel auf der Homepage), um Besuchern die Weitergabe zu erleichtern. Posten Sie in Ihrem Blog, dass es ein neues Firmenvideo gibt.