Mitarbeiter Gute Vorsätze fürs neue Jahr gibt es reichlich, doch oft hapert es an der Umsetzung. Wenn Chef und Mitarbeiter gemeinsam eine Strategie verabschieden, lassen sich Ziele leichter realisieren.
Im Team die Ziele festlegen
Eine erfolgreiche Unternehmerin, die das Wort „Umsatzziele“ am liebsten komplett aus ihrem Salon verbannen möchte? Was zunächst nach Widerspruch klingt, ist genau die Stärke von Jolanda de Brito und ihrem vierköpfigen Team: „Wir rennen nicht krampfhaft einem Ziel hinterher, sondern versuchen, die für alle wichtigen Punkte möglichst ausgewogen in Balance zu bringen“, erklärt die Friseurmeisterin in Versmold. Dazu haben ihre Mitarbeiter eine Liste mit Vorschlägen erstellt, die das Team gemeinsam mit der Chefin verabschiedet hat. Darauf finden sich Punkte wie „regelmäßige Fortbildung“ und „Arbeitskleidung“ genauso wie der Wunsch, jedes Jahr einen Auszubildenden einzustellen. Dass Jolanda de Brito lieber den Teamgeist fördert als den üblichen Umsatzwettlauf der Mitarbeiter, hat zudem ein handfestes unternehmerisches Motiv: „Haare schneiden können andere Friseure auch, doch wir wollen unseren Kunden eine besondere Wohlfühlatmosphäre bieten, die von der Begeisterung der Mitarbeiter lebt.“
Auf Wünsche eingehen
Teamgeist als Wettbewerbsvorteil und Mittel zur Zielerreichung, kann das funktionieren? Nach der Einschätzung der meisten Unternehmer offenbar schon, wie Helfrecht-Vorstand Werner Bayer bestätigt: „Auf der Ziele-Hitliste der meisten Chefs steht Mitarbeitermotivation ganz oben“ (siehe Jahreszielplan 2011). Dazu gehört laut Bayer eben auch, die unternehmerischen Zielsetzungen bestmöglich mit den Wünschen der Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Je besser dies gelingt, desto mehr Zugkraft bekommen laut Bayer auch die Unternehmensziele.
Eine Einschätzung, von der Jolanda de Brito nach fast sechs Jahren Selbständigkeit vollständig überzeugt ist. Wie jede verantwortungsvolle Chefin überprüft sie regelmäßig Ein- und Ausgaben, auch die Mitarbeiter können jederzeit ihre Umsätze abrufen. Doch im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen will sie ihre Ziele nicht mit Druck und knallharten Vorgaben, sondern mit engagierter Teamarbeit erreichen. Um die gemeinsame Linie abzustimmen, lädt sie ihre Mitarbeiter alle drei Monate zum Frühstück außerhalb des Salons ein, dazu gibt es gemeinsame Kochabende oder auch mal ein Wellness-Wochenende. Wer eine derart intensive Beziehung zum Job nicht mag, wird vor die Wahl gestellt: entweder mitmachen - oder gehen, da kennt de Brito keine Kompromisse: „Der Teamgeist ist unser Kapital, den lasse ich mir nicht kaputt machen.“
Begeistern statt anordnen
Ralf R. Strupat, Managementtrainer und Experte für Kundenbegeisterung, kennt die Tücken derklassischen zielorientierten Führung aus langjähriger Erfahrung: „Was nutzen alle Vorgaben, wenn kaufwillige Kunden von unfreundlichen Mitarbeitern verjagt werden.“ Neben Zielklarheit und Kommunikation rät der Experte deshalb zu einer Unternehmenskultur der Begeisterung: „Die Mitarbeiter sollen Freude an der Arbeit haben und dies auch die Kunden spüren lassen.“
Wie wertvoll eine solche Unternehmensphilosophie in kritischen Phasen sein kann, hat Jolanda de Brito bereits festgestellt. Kurz nachdem sie ihn fest angestellt hatte, brach sich ein Mitarbeiter den Daumen und fiel für zehn Wochen aus. Für das Team eine enorme Belastung, fehlten doch plötzlich 25 Prozent der Kapazität: „Da haben sich alle enorm reingekniet, um die Terminwünsche der Kunden zu erfüllen, selbst eine alleinerziehende Mutter hat etliche Überstunden geleistet“, freut sich die Chefin über ein Engagement, das sie so niemals hätte anordnen können.
kerstin.meier@handwerk-magazin.de
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