Die Baumann-Kolumne "Neues von der Werkbank" Kommentar: Gutmenschen sorgen für Staus und verhindern damit Rettungsgassen!

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Neues von der Werkbank – Kolumne von Ruth Baumann

Die Rettungsgasse rettet Leben. Trotzdem werden immer wieder Rettungswege in Innenstädten verbaut - unter anderem um Fördergelder zu nutzen. Ein Skandal für alle, die auf der anderen Seite der Autoschlange auf Hilfe warten, findet unsere Kolumnistin Ruth Baumann, Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk (ufh) Baden Württemberg.

Ruth Baumann Landesvorsitzende UFH Baden-Württemberg
Ruth Baumann Landesvorsitzende UFH Baden-Württemberg. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. - © privat

Es gibt Erfahrungen im Leben, die wünscht man niemanden. Haben Sie mal voller Verzweiflung auf die Feuerwehr oder den Notarzt gewartet? Dann wissen Sie sicher, dass nicht immer jede Stunde 60 Minuten hat, sondern manchmal Vorgeschmack auf die Ewigkeit sein kann.

Dank Fördergeldern: Rettungswege werden rückgebaut

Vor diesem Hintergrund macht es mich einfach fassungslos, wenn ich aktuell sehe, wie Rettungswege für Polizei, Feuerwehr und Ärzte verbaut bzw. rückgebaut werden, weil es dafür Gelder aus den Töpfen der Europäischen Union gibt.

Es ist mittlerweile keine Seltenheit mehr, dass die Rettungs- und Einsatzfahrzeuge jeglicher Art nicht vorwärts kommen, weil die Liga der Gutmenschen in einem stockenden Verkehr den Weg zur Glückseligkeit sieht. Die Politik anscheinend auch, denn anders lässt sich der Einsatz der Fördermittel nicht erklären. Wo für Rettungsfahrzeuge kein Durchkommen möglich ist, tut sich auch der Handwerker oder das Lieferfahrzeug schwer.

Soll man Ersatzteile beamen, Badewannen schultern oder Bestattungsunternehmen Fahrradkuriere beauftragen? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es gilt, Verkehrsfluss an sich schon zu verhindern. Anders kann man sich auch nicht die unverständlichen Schaltungen von Ampeln erklären. Intelligentes Management von Verkehrsaufkommen ist oft kaum festzustellen. Glaubt man allen Ernstes, dass die Ausrüstung mit der Sackkarre zum Einsatzort kommen kann? Soll dies die Menschen, die solche Aufgaben mitunter im Rahmen eines Ehrenamtes ausüben, wert schätzen? Die Freiwillige Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Menschen zur Wehr“, kommt nicht vorwärts, weil der Individualverkehr zum Sinnbild allen Übels wurde? Wann geht die nächste Straßenbahn, wir haben einen Einsatz?

Rettungsgasse verbaut: Fehler in der Planung fallen erst hinterher auf

Manche Städteplaner merken erst nach Abschluss einer Baumaßnahme, dass die Rettungsgasse blockiert bzw. behindert wurde. Ich erlebe dies öfters in Freiburg, aber nicht nur dort. Jeder Gemeinderat scheint sich mehr über die Reduzierung eventueller Kosten zu freuen, denn zu überlegen, wie ein Fortkommen überhaupt noch möglich sein soll. Dann ist es halt post-faktisch, dass man die Anforderungen der Praxis mit der Realität abgleichen muss.

Ein Blaulicht, ein Martinshorn signalisiert: hier ist schnelles Handeln erforderlich. Auch seitens der anderen Verkehrsteilnehmer. Aber wohin soll der Autofahrer oder der mit dem Auto Fahrende (gegenderter Ausdruck der Straßenverkehrsordnung) ausweichen, wenn er rechts und links nicht die Möglichkeiten dazu hat? Das Grün der Straßenbahntrasse kann hierfür nicht wirklich entschädigen.

Betroffene Personen leiden darunter

Somit werden die oft teuren Einsatzfahrzeuge gezwungen, untätig auszuharren, bis sich der gordische Knoten gelöst hat. Sei es, dass man sich doch getraut, in eine Kreuzung einzufahren, sei es, dass man abbiegt, auch wenn man den direkten Weg dadurch verlassen muss. Nichts ist aber Schlimmer als die Schockstarre oder die Hilflosigkeit von den betroffenen Personen.

Diese Gesichter sollten sich die Verantwortlichen vor Augen halten, wenn man Gefahr läuft, dass Gier Hirn frisst. Denn wie gesagt: ich wünsche niemandem, dass er am eigenen Leib erleben muss, wie lange eine Ewigkeit dauern kann, wenn man auf Rettungs- und Einsatzfahrzeuge wartet….

Die Unternehmerfrauen im Handwerk (ufh) Baden-Württemberg

Die Unternehmerfrauen im Handwerk (ufh) Baden-Württemberg verstehen sich als Berater-, Informations- und Serviceorganisation für ihre Mitglieder und als berufsübergreifende Interessenvertretung. Organisiert sind darin aktive Frauen im Handwerk. Darunter Ehefrauen, Lebensgefährtinnen, Töchter oder Schwiegertöchter von Betriebsinhabern/Handwerksmeister, aber auch selbständige Handwerksmeisterinnen bzw. Unternehmerinnen im Handwerk.

In Baden-Württemberg gibt es 32 Arbeitskreise mit 1.681 Mitgliedern. Die Aktivitäten finanzieren sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge.   Die Unternehmerfrauen im Handwerk stehen im Dialog mit den Handwerksorganisationen und arbeiten an innovativen Projekten mit, die dazu beitragen, die Zukunft des Handwerks zu sichern. Seit 1996 sind sie stimmberechtigtes Mitglied im Baden-Württembergischen-Handwerkstag.

Die Unternehmerfrauen im Handwerk setzen sich für die soziale Absicherung und generelle Unterstützung von Frauen im Handwerk ein, fordern die gesetzliche Anerkennung der enormen Leistungen, die Frauen im Handwerk vollbringen. Sie wollen erreichen, daß es für Frauen im Handwerk leichter wird, ihre umfassenden beruflichen und familiären Verpflichtungen zu erfüllen. Eines der wichtigsten Ziele ist, sich beruflich weiterzubilden, um den vielschichtigen Aufgaben und Anforderungen gerecht zu werden.

Kontakt: 
Ruth Baumann

Tullastrasse 47
79108 Freiburg
Telefon: 0761 / 509819
Telefax: 0761 / 509816
Email: praesidentin@ufh-bw.de
 
http://ufh-bw.de/