Gesundheit im Betrieb: Richtiges Heben und Tragen

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Arbeitsschutz und Gesundheit

Rückenbeschwerden gehören in zahlreichen Berufsgruppen zum Alltag. Der Grund: Rund 32 Prozent aller erwerbstätigen Männer und 20 Prozent aller Frauen müssen in ihrem Job schwere Gegenstände bewegen. Damit diese Arbeit nicht zur Fehl- oder Überbelastung führt, sollten Arbeitgeber umfangreiche Schutzmaßnahmen treffen. Wie Sie die berufliche Belastung Ihrer Mitarbeiter ermitteln und Fehlbelastungen im Betrieb vorbeugen.

Rückenschmerzen sind zur Volkskrankheit geworden. Auch Handwerker leiden häufig darunter. - © Cello Armstrong; Fotolia.com

Nicht nur das häufige Halten, Heben und Tragen von schweren Lasten gefährdet die Gesundheit. Auch das Ziehen oder Schieben schwerer Gegenstände hinterlässt auf Dauer Spuren. Hierzu zählen neben Schäden des Stütz- und Bewegungsapparats, auch eine Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems und der Atmung. Arbeitgeber müssen darum in der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung genau ermitteln, wie hoch diese Belastungen tatsächlich sind und ob den Beschäftigten hieraus Gesundheitsprobleme drohen. Wenn ja, können diese im schlimmsten Fall sogar zur Berufsunfähigkeit führen. Um dies zu vermeiden, müssen Unternehmer Maßnahmen ableiten, die die Belastung wirkungsvoll reduzieren.

Wo falsches Heben und Tragen schadet

Am stärksten wird beim Heben und Tragen die Wirbelsäule belastet. In ihr sind Knochen und bewegliche Bandscheiben so angeordnet, dass der Körper stabil und optimal beweglich ist. Bei Bewegung liegt die Hauptlast auf den Bandscheiben -  knöchernen Wirbelkörpern bestehend aus einem Faserring und Knorpel. Anders als andere Gewebe, werden sie nicht über Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt. Die Versorgung geschieht vielmehr mechanisch in einer Art Pumpvorgang, der nur bei Bewegung ausgelöst wird. Dies erklärt auch, warum auch statische Fehlbelastungen wie langes Sitzen oder Stehen der Wirbelsäule schaden und körperliche Bewegung zur Gesundheit der Bandscheiben beiträgt.

Allerdings muss diese in richtiger Form erfolgen. Denn beim Heben in einer ungünstigen Körperposition, etwa mit rundem Rücken, wird der Druck ungleich auf die Bandscheiben verteilt, sodass diese sich auf Dauer einseitig keilförmig verformen. Der Bandscheibenkern wird dann in Richtung Rückenmarkskanal verschoben und kann dort auf Nerven drücken. Reißt der Faserring der Bandscheibe, kommt es zum gefürchteten Bandscheibenvorfall.

Falsches Heben belastet die Bandscheiben

Auch nicht so schwere Gewichte üben je nach Körperhaltung enorme Kraft aus. Hebt man etwa ein 50-kg-Gewicht mit rundem Rücken,...

... werden die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule mit etwa 700 kg belastet. Eine Belastung, die eine gesunde Bandscheibe problemlos verkraftet. Ist sie aber durch den natürlichen Alterungsprozess oder durch häufige einseitige Belastung vorgeschädigt, kommt es zu Beschwerden. Verkrampft sich zusätzlich die Rumpfmuskulatur mehr oder weniger chronisch, wird die Druckbelastung auf die Bandscheiben weiter verstärkt.

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    Treten Sie mit geradem Rücken dicht an die Last heran und positionieren Sie diese am besten zwischen den Füßen. Beim Bücken (mit geradem Rücken!) das Gesäß nach hinten schieben und die Knie nicht weiter als 90 Grad beugen.
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    Die Last körpernah durch Strecken der Hüft- und Kniegelenke anheben oder absetzen. Die Bewegung sollte fließend und keinesfalls ruckartig erfolgen.
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    Den Körper aufrecht halten und nicht nach hinten – ins Hohlkreuz – fallen. Tragen Sie Lasten so dicht wie möglich am Körper und verwenden Sie nach Möglichkeit Hilfsmittel (z.B. Tragegurte, Schubkarre, Treppensteiger).
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    Verteilen Sie mehrere Lasten symmetrisch auf beide Arme. Legen Sie bei längeren Strecken Pausen ein. Setzen Sie die Last immer kontrolliert ab (kein ruckartiges Fallenlassen).
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    Verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig auf beide Füße und Fußsohlen. Die Kniegelenke sollten minimal gebeugt werden und lotrecht über den Füßen stehen. Becken und Brustkorb befinden sich senkrecht übereinander, die Schultern sind nach hinten gezogen. Ziehen Sie das Kinn in Richtung Kehlkopf und strecken Sie den Nacken. Spannen Sie zudem so oft wie möglich das Gesäß an und ziehen Sie den Bauch nach innen.
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    Die optimale Haltung ist anstrengend und kann von vielen anfangs nicht lange eingenommen werden. Hier hilft regelmäßiges Üben, was die Muskeln trainiert und automatisch zu einer besseren Haltung führt. Zusätzlich sollten Sie starre Haltungen vermeiden: Ändern Sie beim Arbeiten so oft wie möglich Ihre Standhaltung und bewegen Sie sich zwischendurch.
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    Ihr Stuhl sollte so eingestellt sein, dass die Füße flach auf dem Boden stehen. Der Winkel zwischen Oberschenkel und Unterschenkel beträgt 90 bis 110 Grad. Ihre Oberarme hängen locker herab, die Schultern sind entspannt.
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    Dynamisch sitzen: Bleiben Sie auch beim Sitzen in Bewegung und verändern Sie die Sitzhaltung so oft wie möglich. Stehen Sie zwischendurch auf (etwa beim Telefonieren) und gehen Sie ein paar Schritte.

Chronische Beschwerden als Berufskrankheit

Ob Beschäftigten beim Heben und Tragen Gesundheitsschäden drohen, hängt von der Art, der Dauer und der Intensität der Beanspruchungen und von individuellen Faktoren wie Alter oder bestehenden Schäden des Bewegungsapparates ab. Neben akuten Überlastungen der Muskulatur, der Bänder, der Schleimbeutel oder der Sehnen bzw. der Sehnenansätze sind auch Quetschungen, Stauchungen oder Prellungen durch Unfälle nicht selten. Werden Beschwerden chronisch, kann es zu degenerativen Veränderungen der Lenden- oder Halswirbelsäule und zu Arthrose in Knie oder Hüfte kommen. Einige dieser chronischen Beschwerden sind als Berufskrankheiten anerkannt.