Geldanlage 2014: Der Inflation trotzen

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Die Zinsen sind niedrig, Aktienkurse können nicht ewig steigen, Immobilien boomen, neu abgeschlossene Lebensversicherungen ­werfen kaum etwas ab. Auch 2014 bleibt die Geldanlage ein Balanceakt.

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    Wohnimmobilien sind als Geldanlage für ­Handwerker nur noch mit Vorsicht zu genießen.
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    © Chart: handwerk magazin
    Die eigenen vier Wände sind für die Deutschen immer noch die sicherste Vorsorge fürs Alter.

Was Anleger 2014 erwartet

Die Sparkasse Köln / Bonn gibt sich alle Mühe, Anlegern ein Sparbuch schmackhaft zu machen. Ein „Klassiker für alle Fälle“ sei das Produkt. Zu seinen Vorteilen zähle die „Verzinsung bereits ab dem ersten Cent“. Und was für eine Verzinsung: Der jährliche Zinssatz bei der Sparkasse Köln / Bonn beträgt 0,15 Prozent. Zum Vergleich: Die Inflationsrate in Deutschland lag im November 2013 bei 1,3 Prozent. Im selben Monat senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent. Wer sein Geld auf dem Sparbuch parkt, muss dabei zusehen, wie es an Wert verliert. „Bis die Zinsen steigen, ist das Sparbuch die schlechteste Anlagemöglichkeit“, warnt Michael Ausfelder, Analyst der Finanzberatung VZ Vermögenszentrum in München.

Zinsen bleiben im Keller

Im Jahr 2014 dürfte sich an den niedrigen Zinsen in der Eurozone nichts ändern, erwarten Experten. Wer Geld auf der hohen Kante hat, sollte sich jetzt nach Alternativen zu Sparbuch und Festgeld umsehen. Aktien bieten zurzeit gute Renditechancen, der deutsche Leitindex DAX schwang sich zuletzt in immer neue Höhen. Alles auf Aktien zu setzen wäre trotzdem keine gute Idee. Sollte die US-Notenbank wider Erwarten bald aus ihrer lockeren Geldpolitik aussteigen, könnten die Aktienkurse abstürzen. Sichere Staatsanleihen wiederum, das klassische Investment für vorsichtige Anleger, sind derzeit sehr teuer und werfen wegen der Niedrigzinsen kaum noch Rendite ab.

Aktien immer noch attraktiv

Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, was sie mit der Kapitalanlage erreichen wollen, rät Kai Bald, Vertriebsspezialist der Deutschen Bank. „Sie sollten überlegen, ob sie ihr Kapital erhalten oder vermehren wollen, wie lang ihr Anlagehorizont ist und welche Risiken sie eingehen können“, sagt er. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, sollten Anleger daran gehen, ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen – zum Beispiel klassisch auf Aktien und Anleihen, und zwar abhängig von der persönlichen Risikoneigung, und nicht davon, wie es aktuell um die Kapitalmärkte bestellt ist.

Auch 2014 dürften die Aktienkurse steigen, schätzen Analysten. Der Kurs-DAX, die Variante des Index, in der Dividenden von Unternehmen nicht eingerechnet sind, ist immer noch deutlich von seinem Allzeithoch entfernt. Ob sich der Aktienmarkt so entwickelt wie erwartet, hängt von mehreren Faktoren ab: von der US-Notenbank, der Konjunktur und den Unternehmensgewinnen. Anleger sollten sich nicht von Kursgewinnen dazu verleiten lassen, ihre persönliche Risikoschwelle zu überschreiten.

Bei Anleihen gilt es, das Risiko im Blick zu behalten und sich nicht von vermeintlich günstigen Angeboten locken zu lassen. Weil sichere Staatsanleihen kaum noch Rendite bringen, bieten viele Investmentgesellschaften mittlerweile auch Privatkunden höherverzinsliche, aber vergleichsweise riskante Alternativen an. Dazu zählen etwa Anleihen von Unternehmen mit geringer Bonität. Vorsichtige Anleger sollten sich nicht zu solchen Investments überreden lassen, warnt Analyst Ausfelder. Als Gegengewicht zu Aktien seien vergleichsweise sichere Staatsanleihen immer noch eine gute Wahl.

Schrittweise investieren

Wollen Unternehmer die Geldanlage selbst in die Hand nehmen, sollten sie ihr Geld sukzessive investieren statt in einem Schwung, rät Ausfelder. So können sie das Risiko senken, ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt in den Markt einzusteigen. Wer sich nicht selbst um die Geldanlage kümmern will, hat immer mehr Mischfonds zur Auswahl. Diese Produkte investieren in mindestens zwei Anlageklassen wie Aktien und Anleihen und gewinnen bei Investoren stetig an Popularität. Langfristig gelingt es Studien zufolge aber nicht jedem der Fonds, ein Portfolio zu schlagen, das ganz simpel je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen besteht.

Viele Unternehmer haben neben Aktien und Anleihen noch eine weitere Anlageklasse im Portfolio: Immobilien. Diese erzielen, wenn sie in guter Lage angesiedelt sind, derzeit Rekordpreise. Das dürfte auch 2014 so bleiben. Die meisten Immobilienbesitzer denken aber nicht daran, ihr Eigenheim oder ihre Werkstatt zu Geld zu machen, zeigt eine Umfrage des Immobilienspezialisten Euro Grundinvest. Sollen Betriebsimmobilien den Besitzer wechseln, bekommt der Verkäufer dafür oft weniger Geld als gedacht (siehe Interview, links).

Lebensversicherung unter Druck

Die klassischen Investment- und Altersvorsorgemöglichkeiten für konservative Anleger sind dagegen heute nicht mehr sonderlich attraktiv. „Anleger sind verunsichert. Durch die Niedrigzinsen ist ihnen die Kapitallebensversicherung als Anlageform weggebrochen“, sagt Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau in München. Der Garantiezins für neu abgeschlossene Lebensversicherungen wurde bereits 2012 deutlich gesenkt und liegt derzeit bei 1,75 Prozent. Mitte 2014, spätestens Anfang 2015 wird er voraussichtlich noch einmal fallen, auf 1,5 oder sogar 1,25 Prozent.

In den 1990er-Jahren lag der Zins, mit dem Verbraucher beim Abschluss einer Lebensversicherung rechnen können, noch bei satten vier Prozent. Die niedrigen Kapitalmarktzinsen machen es Versicherungsunternehmen aber zunehmend schwer, sichere Renditen zu erwirtschaften. Die Lebensversicherung war in Deutschland jahrzehntelang einer der beliebtesten Bausteine für die Altersvorsorge. Diese Zeiten könnten aber bald vorbei sein.

Wichtiger als der Garantiezins ist zwar die Überschussbeteiligung, mit der Versicherungskunden von der Geldanlagestrategie der jewei­ligen Gesellschaften profitieren. „Die Überschussbeteiligung liegt immer noch deutlich über dem Garantiezins. Sie wird aber 2014 ebenfalls weiter sinken“, sagt Lars Heermann, Analyst der Ratingagentur Assekurata.

Einige große Versicherer und Marktführer wie Allianz und Ergo haben 2013 erstmals Lebensversicherungen ohne den traditionellen Garantiezins angeboten. Dabei bekommen Kunden nur den Erhalt der eingezahlten Beträge garantiert – wie hoch die Rendite ausfällt, bestimmen die Kapitalmärkte. „Solche Produkte dürften in Zukunft vermehrt auf den Markt kommen“, sagt Heermann. Für Anleger, die ein moderates Risiko in Kauf nehmen wollen, seien die neuen Policen durchaus geeignet. Wer höhere Renditen will, muss selbst aktiv werden – und wer überhaupt kein Risiko eingehen will, muss sich eben mit 0,15 Prozent Zinsen pro Jahr auf dem Sparbuch zufriedengeben.