Geld besser eintreiben

Außenstände Betriebe sollen bald mehr Rechte gegen säumige Kunden erhalten. Elektro Rieger aus Nordrhein-Westfalen zeigt, wie man konsequent gegen Schuldner vorgeht.

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    Freundlich und konsequent treibt Ulrike Rieger in Herscheid die Forderungen ein.
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    Innerhalb von 30 Tagen geht bei fast drei Viertel der befragten Betriebe das Geld für die Rechnungen ein.

Geld besser eintreiben

Ulrike Rieger, Büroleiterin der Elektro Rieger GmbH aus Herscheid, hat die Außenstände deutlich gesenkt. „Früher waren am Monatsende Rechnungen über 100000 Euro und mehr aufgelaufen, heute sind es 30000 Euro, die dann meistens zügig bezahlt werden“, freut sich die Unternehmerfrau. Diesen Erfolg verdankt der Betrieb mit zwölf Beschäftigten und einer Million Euro Jahresumsatz dem Forderungsmanagement, das sie mit Creditreform eingerichtet hat.

Wie die Elektro Rieger GmbH haben alle anderen Handwerksfirmen das rechtliche Problem der Vorleistung: Ausgaben für Löhne, Material, Fahrzeuge und Verwaltung summieren sich, bevor der Auftrag abgeschlossen und die Rechnung fällig ist. Das strapaziert die Liquidität. „Deshalb sollten Betriebe konsequent gegen säumige Kunden vorgehen und ihre Rechte nutzen“, rät Stefan Kräßig, Justiziar der Handwerkskammer Karlsruhe.

Neue EU-Richtlinie

Eine neue EU-Richtlinie gegen Zahlungsverzug soll die Firmen dabei unterstützen. Sie führt die allgemeine gesetzliche Frist von 30 Tagen, innerhalb der bisher nur Privatkunden ihre Rechnungen bezahlen müssen, auch für Geschäftskunden und öffentliche Auftraggeber ein. „Bei Kommunen, Land, Bund sowie anderen öffentlichen Auftraggebern ist das ein wichtiger Punkt“, freut sich Volker Ulbricht, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Vereine Creditreform in Neuss. „Schließlich zahlen öffentliche Auftraggeber seit Jahren später als Geschäfts- und Privatkunden - das könnte die Überweisungen beflügeln.“

Doch Ulrike Rieger wartet nicht ab, bis Deutschland die Richtlinie spätestens 2013 umgesetzt hat. Zahlt einer ihrer Geschäfts- oder Privatkunden nicht innerhalb der in der Rechnung angegeben Frist, hakt sie nach, zuerst telefonisch. „Ich frage freundlich, ob alles in Ordnung ist und wann wir mit der Überweisung rechnen dürfen. Fehlt angeblich die Rechnung, faxe ich sie schnell zum Kunden.“ Kommt das Geld dann immer noch nicht, gibt es eine schriftliche „Zahlungserinnerung“ mit der Bitte, innerhalb von zwei Wochen zu bezahlen. Geht in der Zeit kein Geld ein, schickt Ulrike Rieger eine „Letzte Mahnung“ mit einer Frist von maximal sieben Tagen. Wenn jetzt das Geld immer noch ausbleibt, gibt sie den Fall an Creditreform zum Inkasso ab.

Regelmäßig Bonitätsanfragen

Um Ausfallrisiken zu verringern, holt Ulrike Rieger bei Anfragen von neuen Kunden, unabhängig vom Auftragswert, eine Bonitätsanfrage bei Creditreform ein. „Außerdem vereinbaren wir bei größeren Projekten drei bis vier Abschlagszahlungen, je nach Fortschritt des Auftrags“, ergänzt Ulrike Rieger. Das verringert die Forderung in der Schlussrechnung, die Außenstände und das Ausfallrisiko (siehe Praxistipps Seite 60).

Mit diesem Erfolgsrezept arbeitet der Betrieb bereits seit vier Jahren, in denen sich die Unternehmerfrau laufend fortgebildet hat. „Es funktioniert auch deshalb so gut, weil ich mit meinem Mann Arbeitsteilung vereinbart habe“, erklärt Ulrike Rieger. Er kümmert sich um die Aufträge, sie sich um Rechnungen. „Schieben säumige Kunden Mängel vor, verweise ich an meinen Mann, dann ist der Einwand meist schnell ausgeräumt.“

harald.klein@handwerk-magazin.de

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