Echthaar-Perücken Gaby Geyh-Knopf: "Meine Kunden brauchen mich ja."

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Seit 58 Jahren führt Gaby Geyh-Knopf das Echthaar-Perückengeschäft ihres Großvaters. Bereut hat sie den Schritt nie: „Da ist alles drin – das Soziale, die Liebe zur Qualität, die Freiheit der Selbstständigen.“

Gaby Geyh-Knopf – Perückenmacherin, Friseurmeisterin und Unternehmerin in ihrem Geschäft in München.
Gaby Geyh-Knopf – Perückenmacherin, Friseurmeisterin und Unternehmerin in ihrem Geschäft in München. - © Tanja Kernweiss

Bis zu 100.000 Haare hat eine Perücke und bis zu 250 Arbeitsstunden sind vergangen, wenn Gaby Geyh-Knopf ihr Werk fertig hat. „Es ist eine schöne Arbeit“, sagt sie. Doch auch der Moment, wenn eine Kundin mit Krebs oder kahlen Stellen am Kopf ihr neues Haarteil aufsetzt und sich wieder gern im Spiegel anschaut, erfüllt sie immer wieder mit Zufriedenheit: „Ich kann dann sehen, wie der Stress abfällt, das ist ein schöner Lohn“, findet sie.

Kundschaft im Wandel

Viel hat sich verändert, seit der Betriebsübernahme 1965: „Damals kamen auch Männer zu mir, um sich Toupets anfertigen zu lassen. Das gibt es heute nicht mehr“, erzählt Gaby Geyh-Knopf. Heute kommen vor allem sehr vermögende Frauen oder Kassenpatienten, die die Perücken per Rezept erhalten. Tatsächlich ist eine Echthaarperücke nicht für kleines Geld zu haben: Zwischen 3.500 und 4.000 Euro kosten die Kunstwerke der Perückenmacherin.

Irrsinnige Qualifizierung

Verändert hat sich aber auch der bürokratische Aufwand. Es sei ein Irrsinn, was die Politik sich ausdenke. „Ich mache den Job seit 60 Jahren und musste mich jüngst präqualifizieren, indem ich nachweise, dass ich eine Haarschere habe – als Friseurmeisterin. Das ist doch verrückt“, ärgert sie sich.

Bürokratieaufwand schreckt Nachwuchs ab

In der ausufernden Bürokratie verortet sie auch die Nachwuchsprobleme in ihrem Gewerk: „Viele junge Leute kommen für ein Praktikum. Sie mögen meinen Job – aber keiner sagt, dass er sich selbstständig machen will. Es gibt so unglaublich viel Bürokram zu erledigen. Das ist alles Zeit, die zusätzlich zur eigentlichen Arbeitszeit aufgewendet werden muss. Das tut sich keiner mehr an.“

Auf die Frage, wie lange sie, als letzte Perückenmacherin in München, ihren Job noch machen möchte, antwortet die 78-Jährige lächelnd: „Noch ein bisschen. Meine Bestandskunden brauchen mich ja.“