Ausbildungsmarkt: Wie Sie trotz Lehrlingsmangel Azubis finden

Zugehörige Themenseiten:
Ausbildung

Wie können Reserven am Ausbildungsmarkt erschlossen werden? Dieser Frage unter anderem geht Klaus Weber beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) nach. Im Interview erläutert er, welche Möglichkeiten Unternehmer haben, sich gegen den Lehrlingsmangel zu wappnen.

Klaus Weber, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). - © Weber

handwerk magazin: Eine Anzeige „Wir bilden aus“ schalten und auf Bewerbungen warten das war einmal, oder?

Klaus Weber: Unternehmen, die so vorgehen, hatten schon 2008 bis zu 20 mal häufiger mit unbesetzten Ausbildungsstellen zu kämpfen als Firmen, die langfristig planten und aktiv zum Beispiel auf Schulen zugingen. Der demografische Wandel hat den Kampf seither noch deutlich verschärft.

Was bedeutet dieser Lehrlingsmangel für Unternehmen?

Firmen sollten schon ab der siebenten oder achten Klasse den persönlichen Kontakt zu Jugendlichen suchen - in Schulen, aber auch auf Messen, bei Projekten. Machen Sie Ihr Unternehmen bekannt, wecken Sie Neugier auf Berufe, in denen Sie ausbilden. Vor allem aber: Geben Sie jungen Interessenten eine Chance, sich bei Ihnen auszuprobieren.

Zum Beispiel durch Praktika?

Betriebspraktika zählen zu den erfolgreichsten Instrumenten der Bewerberfindung. Nicht nur, weil alle Beteiligten sich so persönlich kennenlernen können. Praktika helfen ebenso, überzogene oder falsche Erwartungen auf ein realistisches Maß zu bringen.

Auch auf Seiten der Betriebe?

Ja. Bemerkenswert ist, dass die viel beklagten und als mangelhaft empfundenen schulischen Leistungen nach Praktika oft nachrangig werden. Weil die Firmen andere Qualitäten der Kandidaten entdecken: Einsatzbereitschaft, Neugier, handwerkliche Begabungen.

Bleiben Firmen, die ein solches Kennenlernprogramm nicht stemmen können, auf der Strecke?

Nein, Beispiele aus dem Handwerk zeigen: Erfolg ist weniger eine Frage der Größe als der klaren Strategie, des Ideenreichtums. Und kein Unternehmen muss das allein stemmen. Die Arbeitsagenturen bieten Unterstützung . Es gibt Förderprogramme in vielen Bundesländern sowie fundierte Beratung und Initiativen von Seiten der Kammern.