Green Franchising Franchise: Mehr Umsatz mit Öko-Kompetenz

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Über 70 Prozent der Deutschen fordern laut GfK-Studie von Unternehmen umweltbewusstes Handeln. Sie haben Nachholbedarf beim Öko-Image? Der Einstieg ins Green Franchising kann eine Lösung sein.

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    „Beim Green Franchising gibt es im Handwerk noch sehr viel Potenzial.“ Torben L. Brodersen, Geschäftsführer beim „Deutschen Franchise Verband“ in Berlin.
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    „Wer sich als Unternehmer nicht um Nachhaltigkeit kümmert, wird weniger Geld verdienen.“ Veronika Bellone, Expertin für Green Franchise in Zug/Schweiz.
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Kaufen und konsumieren macht Kunden heute offenbar nur noch dann glücklich, wenn Produkte und Dienstleistungen ihren Überzeugungen und Werten entsprechen. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK). Demnach verlangen sogar über 70 Prozent der Deutschen, dass Unternehmen umweltbewusst handeln. Das Öko-Gewissen ist inzwischen so weit entwickelt, dass sich Kunden laut der Nürnberger Konsumforscher sogar schuldig fühlen, wenn sie sich nicht umweltgerecht verhalten.

Vom wachsenden Wunsch nach Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein können ökologisch ausgerichtete Franchise-Systeme profitieren. „Die glaubhafte Werthaltung punktet als Wettbewerbsvorteil für bessere Verdienstmöglichkeiten“, sagt Veronika Bellone, Geschäftsführerin von Bellone Franchise Consulting in Zug (Schweiz) und Mitautorin des Wirtschaftsbuchs „Green Franchising“. Ist der Nutzen in einem System skalierbar und von vielen Partnern anwendbar, dann bieten diese Franchise-Systeme laut Bellone ihren Partnern gute Chancen.

Kunden wollen keine Chemie

Mit ökologischen und für Allergiker geeigneten Wandanstrichen startete das Lizenz-System Biozell in Laupheim im Jahr 2009. Andreas Neufeld wurde im Juli 2013 Biozell-Lizenznehmer. Zuerst in Köln zusammen mit einem Partner. Seit November 2014 in Freudental bei Mannheim – „aus familiären Gründen“, wie er sagt. Als er von Biozell hörte war ihm schnell klar:

„Das System hat ein echtes Alleinstellungsmerkmal und es gibt damit keine direkte Konkurrenz am Markt.“ Die Anwendung lässt sich in einem Tag lernen, und der Spritzputz lässt sich schnell verarbeiten, sodass er pro Tag auf einen guten Umsatz kommt. „Für eine 80 bis 90 Quadratmeter große Wohnung brauche ich etwa vier Tage und kann dafür 4000 Euro verlangen.“ Den Kunden gefällt es, denn im Gegensatz zu Raufasertapete mit Erstanstrich gibt es mit Biozell eine völlig einheitliche Oberfläche. Ob den Kunden das Wort „bio“ in Biozell wichtig ist? „Vielen ist es wichtig, dass keine Chemikalien drin sind, und davon gibt es immer mehr Kunden“, sagt Neufeld, „aber auch für mich sind Verarbeitung und Geruch sehr angenehm, weil es keine Dämpfe gibt.

Qualität und Image müssen stimmen

Ob „bio“ oder nicht, Neufeld weiß genau, dass neben dem Produkt und dem handwerklichen Können vor allem das unternehmerische Verständnis für Biozell-Lizenznehmer wichtig ist. „Denn gute Arbeit ist die beste Werbung“, sagt er. Das bestätigt auch Sabine Eberhard, Produktmanagerin von Samocca in Aalen. Das System, das gemütliche Kaffeehäuser oder auch nur Kaffee-Produkte zum Wiederverkauf anbietet, setzt auf die Inklusion behinderter Menschen. „Aber wer in ein Samocca-Café kommt, der kommt vor allem wegen des Ambientes und der tollen Kaffee-Qualität.“ Also stehen höchste Qualität bei Angebot und Leistung im Zentrum. Doch aufgrund seiner nachhaltigen Ausrichtung – die Beschäftigung von Behinderten – verfügt Samocca zusätzlich noch über ein echtes  Alleinstellungsmerkmal.

Veronika Bellone schätzt, dass etwa zehn Prozent der 2000 Systeme, die in Deutschland, der Schweiz und Österreich am Markt sind, eine nachhaltige Ausrichtung haben. Wer als Inhaber eines bestehenden Betriebs vom Öko- und Nachhaltigkeitsimage profitieren will, kann sich die Kompetenz über den Einstieg in ein Green-Franchise-System aneignen. Das klappt allerdings nur, wenn das System zum Kerngeschäft passt oder es sinnvoll ergänzt.

Das Kerngeschäft sinnvoll ergänzen

Zweiradmechaniker können sich beispielsweise mit dem Schweizer E-Bike-Spezialisten m-way eine deutliche Professionalisierung ins Haus holen (siehe Tabelle unten). Denn das System setzt nicht nur auf den Verkauf von E-Bikes, sondern bietet auch Ladestationen für Räder, Scooter und Elektroautos sowie Radmietservice plus Versicherung für E-Bikes. Friseure oder Kosmetiker kaufen mit dem Schweizer System Schminkbar ein komplettes Ökokosmetik-Sortiment im hochwertigen Wohlfühlambiente ein. Mit dem österreichischen System Ecotherm können Elektro- und SHK-Handwerk die ökologische Energieerzeugung für ihre Kunden professionalisieren, denn Anlagen und Service kommen aus einer Hand.

Um diesen in der Franchise-Welt noch jungen Trend zu pushen, hat der Deutsche Franchise- Verband (DFV) in Berlin zusammen mit dem Green Franchise Lab vor zwei Jahren den Green Franchise Award ins Leben gerufen. Mit dem Preis will er auf Franchise-Systeme aufmerksam machen, deren Geschäftskonzept langfristig und nachhaltig ist und die es mit Franchising standardisiert vervielfachen und „eine Vorbildfunktion für die gesamte Franchise- Wirtschaft darstellen“, so der DFV-Geschäftsführer Torben Leif Brodersen. Seiner Meinung nach gehen handwerkliche Franchise- Systeme rund um Sanierung, Renovierung oder Wartung schon jetzt in eine nachhaltige Richtung. „Aber es gibt noch sehr viel Potenzial im Handwerk“, ist er überzeugt.“