Bäckerhandwerk Ein Kuchen in der Dose geht um die Welt

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Geschäftsideen

Den Schwarzwälder Kirschkuchen hat Bäcker Johannes Ruf in die Dose gepackt. Die „Schnapsidee“ wurde zum Exportschlager.

Johannes Ruf exportiert seinen Schwarzwälder Kirschkuchen in die ganze Welt. - © J. R. Vertriebs GmbH

Eine Dose geht um die Welt

Das Konzept

Mit einem Brot und einer Bierbrauerei fing die Erfolgsgeschichte von Johannes Rufs Schwarzwälder Kirschkuchen in der Dose an. Die Schwester des Bäcker- und Konditormeisters aus St. Peter im Schwarzwald lebt im Bundesstaat Oregon in den USA. Sie vermisste das frische Brot aus der alten Heimat und bat den Bruder ihr ein Vollkornbrot zu schicken, das Ruf dann auch mit Wodan-Bier (dunkelgäriger Doppelbock) aus der badischen Brauerei Ganter buk. „Unser Konditormeister kam irgendwann auf die Idee, ob wir nicht auch den Schwarzwälder Kirschkuchen so hinbekommen, dass er exportreif verschickt werden kann“, erklärt Ruf. Die Idee, das neben der Kuckucksuhr bekannteste Schwarzwälder Kulturgut für den Versand zu produzieren, war damit geboren. Die anfängliche Skepsis bei der Mutter, den Kollegen und Bekannten hielt Johannes Ruf jedoch nicht davon ab, „das bisschen Heimatgefühl für jeden in der Ferne erlebbar zu machen“, wie er sagt.

Die Umsetzung

Als Bäcker Ruf und sein Konditormeister mit der konkreten Umsetzung begannen, mussten sie einen Ersatz für die Sahne finden. Ein kleines Päckchen Puderzucker dient als Kompensation. Das ist aber die einzige Abweichung von der Originaltorte. Die in Schwarzwälder Kirschschnaps getränkten Kirschen bleiben, gemäß dem Originalrezept, obligatorisch. „Bis wir dem Kuchen die richtige Konsistenz und Haltbarkeit für den Transport gegeben hatten, musste ich mit dem Konditormeister ein dreiviertel Jahr herumexperimentieren“, so Ruf. Der traditionsbewusste Bäcker backt seine Version des Schwarzwälder Kirschkuchens stilecht im Holzofen. Danach muss der Kuchen abkühlen, bis er dann schließlich von den Angestellten im Betrieb etikettiert wird.

Der Aufbau des neuen Zusatzgeschäftes verlief reibungslos. Lediglich die große Nachfrage stellte Ruf anfangs vor logistische Probleme. Sein Betrieb verschickt im Jahr circa 60.000 Dosen. Wenn das Hauptgeschäft die Bürger am Vormittag mit Brötchen und Brezeln versorgt hat, machen sich ein bis zwei Bäcker nachmittags an die Produktion des Schwarzwälder Originals.

Der Erfolg

Für den Vertrieb ist mittlerweile die J. R. Vertriebs GmbH zuständig. Geschäftsführer Josip Condic erklärt den rasanten Erfolg des Schwarzwälder Kirschkuchens in der Dose: „Johannes Ruf ist in der Gemeinde als seriöser Unternehmer mit gutem Ruf bekannt und hatte daher keine Probleme, seine Geschäftsidee gewinnbringend auf dem Markt zu etablieren.“

Der Erfolg des Kuchens ist sogar über den großen Teich nach Amerika geschwappt. Rufs Schwester beliefert von dort aus regelmäßig sieben deutsche Supermärkte quer durch alle Staaten. Über Oregon liefern wir auch nach Brasilien“, erklärt Condic weiter. Selbst bis nach China, Japan und Singapur reicht die Lieferkette. Dort vertreibt eine gebürtige Schwäbin per Onlineshop Rufs Kuchen. Eine fruchtbare badisch-schwäbische Geschäftsbeziehung. Fehlt nur noch das Sahnehäubchen.