Der Rücken ist Chefsache

Gesundheitsförderung | Sie wollen leistungsfähige Mitarbeiter, die einen guten Job machen? Dann helfen Sie ihnen dabei, möglichst lange fit zu bleiben. Das bringt für beide Seiten zählbare Vorteile.

Der Rücken ist Chefsache

Mit 40 schon kaputte Bandscheiben? Dachdeckermeister Peter J. Ott weiß, dass die tägliche Arbeit auf dem Dach seinen Mitarbeitern auch körperlich viel abverlangt. So dachte er zwar schon länger über eine Rückenschule nach, doch die zunächst geplanten Abendtermine stießen auf wenig Resonanz im Miltenberger Betrieb. Als dann Anfang des Jahres ein Mitarbeiter einen Bandscheibenvorfall erlitt, ging der Inhaber der „Klemens Ott GmbH“ das Thema erneut an: „Wir haben eine junge Truppe um die 30 Jahre, wenn die heute über Rückenprobleme klagen, was wollen die erst mit 60 machen“, skizziert Ott das Problem.

Auf der Suche nach einer praxisorientierten Lösung erhielt der Unternehmer von seinem sicherheitstechnischen Betreuer den Tipp mit dem Therapiezentrum Janowicz in Beerfelden. „Die arbeiten viel mit der Berufsgenossenschaft zusammen und wissen um die Gesundheitsbelastung in unserer Branche“, erklärt der Chef von 42 Mitarbeitern.
Vereinbart wurden schließlich zwei Samstagstermine, an denen die gewerblichen Mitarbeiter von 8.30 bis 17 Uhr theoretisch und praktisch in Sachen rückenschonendes Arbeiten unterrichtet werden sollten. Zunächst, so Ott, waren nicht alle Mitarbeiter vom Pflichttermin in ihrer Freizeit begeistert. Das änderte sich jedoch schnell, als sie vor Ort sahen, dass sie das Gelernte eins zu eins in die Praxis umsetzen können. „Die Schulung kam sehr gut an, die Leute achten mehr auf sich und setzen das Gelernte um, auch der Mitarbeiter mit dem Bandscheibenvorfall hat momentan keine Probleme mehr“, lautet das positive Fazit von Firmenchef Ott.

Natürlich weiß der begeisterte Marathonläufer auch, dass mehr als eine Schulung notwendig ist, um alle Mitarbeiter nachhaltig für ein gesundheitsbewusstes Arbeiten zu sensibilisieren. Doch das dafür investierte Geld – die beiden Schulungstage kosteten rund 5000 Euro – ist in seinen Augen gut investiert. Schließlich kommt der Ausfall eines Mitarbeiters den Betrieb schon nach relativ kurzer Zeit deutlich teurer.

Eine Einstellung, mit der der Miltenberger Unternehmer längst nicht mehr alleine dasteht. So zeigt eine Befragung des IKK Bundesverbands, dass Stressreduzierung, eine höhere Wirtschaftlichkeit sowie ein besseres Betriebsklima die Hauptgründe für die Einführung betrieblicher Gesundheitsförderung sind. Knapp 40 Prozent der befragten Arbeitgeber führen solche Maßnahmen mit ihrer Krankenkasse durch, jeder Fünfte nutzt – wie Dachdecker Ott – die Dienste eines privaten Anbieters. Was sinnvoller ist, lässt sich pauschal kaum sagen, eine Anfrage bei der Krankenkasse lohnt sich aber in jedem Fall: „Wir haben für die Maßnahme im Nachhinein noch 80 bis 150 Euro Zuschuss von den jeweiligen Krankenkassen der Mitarbeiter erhalten“, freut sich Ott.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de