Hans Peter Wollseifer: Der den Weg freimacht

Hans Peter Wollseifer ist der neue Präsident der Kölner Kammer. Von Kölschem Klüngel hält er gar nichts. Er plant, seine Ideen mit offenem Visier in der Organisation umzusetzen.

Vita: Hans Peter Wollseifer Geboren am 5. August 1955 in Hürth, verheiratet, zwei Kinder. 1976 Meisterprüfung des Maler und Lackiererhandwerks und Übernahme des elterlichen Betriebes. Im Ehrenamt ist er sehr aktiv: Innungsvorstand, Lehrlingswart, Vorstand HWK Köln, Kreishandwerksmeister Rhein-Erft. - © Wollseifer

Der den Weg freimacht

Eine Harley Davidson fährt er. Eine Fat Boy. Was sonst. Es ist das größte und schwerste Modell, das der amerikanische Motorradbauer im Angebot hat. Doch Hans Peter Wollseifer kommt nur selten dazu, das massige Motorrad zu fahren. „Zwischen Betrieb, Kammer und Familie bleibt einfach wenig Zeit“, erzählt der neue Präsident der Handwerkskammer zu Köln ohne Missmut. Wer Wollseifer kennenlernt, merkt schnell, dass die Fat Boy perfekt zu ihm passt. Es ist ein äußerst stabiles Motorrad, das nichts so schnell aus der Bahn bringt. Auch Wollseifer ist ein Mensch, der gut geerdet ist, der klare Prinzipien hat und seine Ziele geradlinig verfolgt. Davon wird nun die fünftgrößte Handwerkskammer Deutschlands profitieren. „Ich möchte, dass die Kölner Handwerkervertetung noch präsenter ist als bisher“. Wollseifer lässt wenig Zweifel daran, dass ihm dies auch gelingen wird.

Das Zeug dazu hat er. Früh musste Wollseifer in seinem Leben Verantwortung tragen. Schon im Alter von 20 Jahren übernahm er nach dem Tod des Vaters den Maler- und Lackiererbetrieb in Hürth bei Köln. Eigentlich war er gerade auf dem Weg ins Architekturstudium. Schnell baute er den Betrieb in Richtung Facility Management aus und gründete weitere Firmen. In der Spitze beschäftigte er gemeinsam mit seinem Bruder über 100 Mitarbeiter. „Wir haben alles gemacht Renovierungen, Instandsetzungen, betrachteten immer den gesamten Bau. Es ist unser Erfolgsrezept, vernetzt zu denken, alle Gewerke im Blick zu haben und sich als Unternehmer mehrere Standbeine aufzubauen, um Konjunkturdellen auszugleichen.“

Frühes Engagement im Ehrenamt

Der Blick über den Tellerrand führt dazu, dass sich der Malermeister beizeiten ehrenamtlich engagiert. Er wird Vorstand der Maler- und Lackiererinnung, Lehrlingswart. Zwischen 1995 und 2005 avanciert er zuerst zum Vorstand, dann zum Vizepräsident der Handwerkskammer Köln. Dann wird er Kreishandwerksmeister in seiner Heimatregion Rhein-Erft. Als Franz-Josef Knieps nach 15 Jahren an der Spitze der Kammer ans Aufhören denkt, wirft Wollseifer frühzeitig seinen Hut in den Ring und wird einstimmig gewählt. „Auch alle zehn Kölner Stimmen habe ich erhalten“, freut sich der erste Nicht-Kölner Präsident in der 110-jährigen Geschichte der Kammer.

„Mich haben von Anfang an auch Themen außerhalb des Gewerks interessiert. Gesundheits- und Sozialpolitik sind quasi Hobbys von mir.“ Die politische Agenda für seine Präsidentschaft hat er klar vor Augen. An erster Stelle steht eine stärkere Präsenz der Kammer Köln: „Sie muss überall in der Region präsent sein – bei Meisterfeiern in Bonn oder Bergheim bis zur aktiven Mitarbeit in Berlin und Brüssel.“ Inhaltlich hat der Vater zweier erwachsener Kinder vor allem vier Themen auf seiner Liste. Handwerk und Demografie steht ganz oben: „In seniorengerechtem Bauen, innovativen Gesundheitsprodukten oder neuen Nahrungsmitteln steckt ein ganz großer Markt, den das Handwerk erschließen sollte.“ Große Chancen sieht er Thema zwei auch beim Thema Energieeffizienz. „Die Gewerke Kfz, Bau, Ausbau, Elektro wollen wir hier unterstützten.“ Drittes Thema: Migrantenintegration. Dies ist nicht nur in Köln wichtig. Immer mehr Auzubildende stammen aus Migrantenfamilien. „Das Handwerk ist besonders geeignet, diese Jugendlichen über die Arbeit im Betrieb in die Gesellschaft zu integrieren.“ Wollseifer fühlt sich hier besonders gefordert. Schließlich möchte der neue Präsident das Handwerk wieder erlebbarer machen. „Die Kinder sollen nicht nur aus dem Internet oder hoffentlich bald aus einem Schulfach Wirtschaft wissen, was ein Tischler, Maler oder Fleischer macht. Wir, die Handwerker, müssen in die Schulen, um dort präsent zu sein. Wir müssen aber auch eine Heimat für alle Schulabgänger bieten können egal, ob Hauptschüler oder Gymnasiast.“

Kein Erfolg ohne Ausgleich

Dass Wollseifer diese Agenda Punkt für Punkt abarbeitet, steht für ihn außer Frage. „Ich bin ein Arbeitstier. 14 Stunden täglich sind normal. Ich bin nicht der Glückspilz, dem alles in den Schoß fällt. Meine Erfolge sind Arbeitserfolge.“ Dabei versucht er stets seine Mitarbeiter mitzunehmen. „Wenn wir es schaffen, ein Wir-Gefühl zu erzeugen, dann erwirtschaften wir auch eine größere Rendite“, ist er überzeugt.

Ein solches Arbeitspensum erfordert Ausgleich: Die tägliche Runde mit seinem Hund ist Pflicht. Und wenn das Wetter mitspielt, schwingt sich Wollseifer auf seine Harley und ist einfach mal kurz weg.