Restaurierung und Denkmalpflege Recherchetool: Datenbank für qualifizierte Restauratorenbetriebe

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Restaurierung und Denkmalpflege sind ein milliardenschwerer Markt in Deutschland. Eine Datenbank ermöglicht qualifizierten Handwerksbetrieben, sich in einem qualitätsgeprüften Umfeld zu präsentieren. Das Recherchetool können öffentliche wie private Auftraggeber nutzen.

Roland Schulze (li.), Maurer und Bauingenieur, mit einem Mitarbeiter bei Restaurierungsarbeiten.
Roland Schulze (li.), Maurer und Bauingenieur, mit einem Mitarbeiter bei Restaurierungsarbeiten. - © Fabian Zapatka

Ohne Roland Schulzes Expertise und Engagement wäre Potsdam nicht ganz so schön. Die Referenzliste der Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH mit Sitz in Potsdam ist so lang wie eindrucksvoll. Darauf findet man nicht nur Gebäude der Schlossanlage Sanssouci, sondern auch mehr als 80 Kirchen, hunderte historische Balkone, das Marmorpalais, den Einsteinturm – und den Pomonatempel auf dem Pfingstberg. Dass er das Erstlingswerk des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel restaurieren durfte – darauf ist Schulze besonders stolz. Für seine Arbeit am Café Moskau in Berlin wurde er 2010 sogar mit dem „Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet.

Die Roland Schulze Baudenkmalpflege, ein Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern, zeigt anschaulich, welches Marktpotenzial in der Restaurierung und der Denkmalpflege steckt. Denn hier erwirtschaften Handwerksbetriebe in Deutschland jährlich rund 7,5 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 1,3 Prozent des Gesamtumsatzes, den das Handwerk erzielt. Mehr als 80 Gewerke beackern das ­Geschäftsfeld Restaurierung und Denkmalpflege, von A wie Augenoptiker über K wie Karosserie und Fahrzeugbauer bis Z wie Zupfinstrumentenmacher. Insgesamt rund 170.000 Unternehmen mit 870.000 Erwerbstätigen bieten kulturelle Dienstleistungen an.

Neue Suchmaschine für Kunden

Um Spezialbetrieben des Handwerks eine Plattform zu bieten, auf der sie sich professionell präsentieren können, und um Kunden eine „Suchmaschine“ bereitzustellen, hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) jetzt die DatenbankHandwerksbetriebe für Restaurierung und Denkmalpflege “ weiterentwickelt. In der Datenbank ist Schulzes Betrieb seit ungefähr zehn Jahren gelistet. „Weil ich das für eine gute Sache halte“, sagt er. „Schließlich arbeiten wir in der Nische einer Nische. Die Datenbank trägt dazu bei, unsere Arbeit bekannter zu machen.“

2004 wurde sie gemeinsam vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und dem Fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau (IRB) ins Leben gerufen. Unter irb.fraunhofer.de/zdh soll sie Kompetenzen qualifizierter Handwerksbetriebe in der Denkmalpflege so transparent wie möglich abbilden, sowohl öffentlichen als auch privaten Interessenten zugänglich sein.

Inzwischen haben sich dort mehr als 520 Betriebe eingetragen, vom Betonsteinhersteller bis zum Vergolder. Über die Aufnahme in die Datenbank entscheidet der ZDH – nachdem die zuständige Handwerkskammer geprüft und bestätigt hat, dass die Aufnahmekriterien erfüllt sind, auch nach Rückfrage beim zuständigen Denkmalamt.

Qualifizieren können sich:
  • Restauratoren im Handwerk und Absolventen des Baudenkmalkurses am Europäischen Zentrum für die Berufe der Denkmalpflege.
  • Träger des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege.
  • Unternehmen, die keine dieser Voraussetzungen erfüllen, müssen zehn erfolgreich realisierte Referenzobjekte vorweisen können.

Sobald der ZDH den Eintrag freigegeben hat, stellt ihn das Fraunhofer IRB online . Im vergangenen Jahr wurde die Datenbank, die neben anderen Baudatenbanken auf der IRB-Site eingebunden ist, überarbeitet. Das heißt, „wir haben sie zu einem transparenten Referenz-Portal des deutschen Handwerks für den Kulturerbeerhalt weiterentwickelt“, berichtet Dr. Titus Kockel, Referatsleiter in der Abteilung Gewerbeförderung beim ZDH. Ein Portal, das alle restaurierenden Gewerke abbildet, den unterschiedlichen Qualifizierungsniveaus im Handwerk gerecht wird und so den Partnern und Kunden ein breites Angebot an kompetenten Betrieben anzeigt.

Auch die Vernetzung der verschiedenen Akteure ist Kockel wichtig. Die Handwerkskammern nehmen dabei eine Schlüsselposition ein. „Unser Ziel ist es, dass die Datenbank sich auf ein lebendiges Netzwerk regionaler Arbeitskreise für handwerkliche Restaurierung stützen kann. Die jeweilige Handwerkskammer soll den Dialog in diesen Arbeitskreisen moderieren.“ Und zwar nicht nur zwischen den einzelnen Handwerksbetrieben, sondern auch mit den Denkmalschutzbehörden, Architekten, Ingenieuren, Restaurierungswissenschaftlern, Museen und Heimatvereinen. Außerdem soll sie, wünscht sich der Referatsleiter, dazu anregen, sich kontinuierlich fortzubilden.

Wenig Interesse an Fortbildung

Das ist mittlerweile alles andere als selbstverständlich, weiß auch Dr. Ursula Schirmer, Pressesprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalpflege. „Nicht nur handwerkliche Ausbildungen werden weniger nachgefragt, auch das Interesse an Fortbildungen geht zurück. Darüber hinaus werden Techniken, die beim Restaurieren wichtig sind, in konventionellen Ausbildungen häufig gar nicht mehr gelehrt.“ Hier und jetzt mag das für viele Betriebe noch handelbar sein, so die Expertin. Aber spätestens in der nächsten Generation werde die Lücke zum Problem.

Dabei ist das Geschäftsfeld Denkmalpflege und Restaurierung ebenso groß wie facettenreich. Bundesweit gibt es derzeit rund eine Million eingetragene Denkmäler, und es kommen immer wieder neue dazu. Auch die demografische Entwicklung werde dazu führen, dass Bauen im Bestand künftig eine größere Rolle spielt, ist Schirmer überzeugt. „Zu erhalten ist in der Regel deutlich nachhaltiger, als abzureißen und neu zu bauen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass mehr als die Hälfte der Müllhalden allein aus Bauschutt bestehen.“ In der Datenbank „Handwerksbetriebe für Restaurierung und Denkmalpflege“ sieht sie vor allem eine große Hilfe für private Interessenten, die sich über geeignete Dienstleister informieren möchten. Denkmalämter könnten zwar qualifizierte Unternehmen empfehlen, dürfen es aber nicht.

Öffentliche Expertise

Wie viele Kunden die Lemgoer Altbauspezialisten Kramp & Kramp im Laufe der Jahre über das Referenzportal gefunden haben, vermag Geschäftsführer Guido Kramp nicht einzuschätzen. Das Unternehmen mit Sitz im ostwestfälischen Lemgo gehört zu den ersten, die sich dort kurz nach dem Start eingetragen haben. „Wir finden es richtig und wichtig, sich zu vernetzen und unsere Expertise öffentlich zu machen“, sagt der Tischlermeister und geprüfte Restaurator im Handwerk. „Die Datenbank verleiht den gelisteten Betrieben Gewicht und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Stärken hervorzuheben.“

Fortbildung: Der Weg zum Restaurator im Handwerk

Nach bestandener Meisterprüfung ist es in 15 Gewerken möglich, sich zum Restaurator im Handwerk fortzubilden. Je nach Gewerk und Zentrum umfasst die Fortbildung zwischen 400 und 800 Unterrichtsstunden.

Fächerübergreifend gehören dazu:

  • Kunst- und Kulturgeschichte (Baugeschichte),
  • Materialkunde (Werk- und Baustoffkunde),
  • Denkmalschutz und -pflege,
  • Bau- und Denkmalrecht sowie
  • Bauphysik.

Zur Theorie kommen Zeichenübungen und das Anwenden von Aufmaß- und Dokumentationstechniken. Im fachspezifischen Teil geht es um traditionelle und historische Handwerkstechniken, handwerkliche Restaurierungs- und Rekonstruktionstechniken.

Neben den schriftlichen Prüfungen fließt auch eine Projektarbeit und deren Präsentation in das Prüfungsergebnis ein. Seit 2016 vergibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zehn Stipendien für die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk.
restaurator-im-handwerk.de