Geschäftsidee des Monats Currywurst für Nachtaktive

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Kultmarketing Torsten Barner machte einen vor der Pleite stehenden Imbiss zum Szenetreff für Partygänger.

Mit deftiger Kost ist es Fleischermeister Torsten Barner gelungen, einen Nachtimbiss zum angesagten Treffpunkt für alle Nachtschwärmer in Halle auszubauen.„Die Kunden werben für uns in den sozialen Netzwerken.“ - © deepblue4you- iStockphoto
Geschäftsidee des Monats

Currywurst für Nachtaktive

Das Konzept

Anfang 2007 übernahm Torsten Barner einen im Jahr zuvor eröffneten Nachtimbiss in Halle (Saale). „Er lief nicht gut, aber das Umfeld stimmte“, begründet der Fleischermeister seine Entscheidung. Vor allem die Lage des 1928 errichteten kleinen Halbrundbaus hatte es ihm angetan: Direkt am Rande der Innenstadt verband der Kiosk zwei beliebte Kneipenmeilen. Auch der nebenan gelegene Taxistand, eine Straßenbahnhaltestelle, ein Kino, ein Studentenclub und die Universität in der Nachbarschaft stimmten den Handwerker optimistisch. „Die Öffnungszeiten bis morgens sechs Uhr mussten wir unbedingt halten“, fasst der Fleischer sein Konzept zusammen, „und alles, was den wirtschaftlichen Erfolg bisher behinderte, besser machen.“


Die Umsetzung

Zuerst änderte Barner das Sortiment. Statt Gemüsesüppchen gab es fortan Deftiges. „Currywurst zum Beispiel, oder Hot Dogs mit Röstzwiebeln oder leckere Krakauer“, schwärmt der Chef von 65 Mitarbeitern, der im Raum Halle sieben Fleischereifilialen und einen Partyservice betreibt. Für seine Neuerwerbung belebte sein Team sogar die „Grillette“ neu, einen in Halle legendären Burger. Dem Kiosk verpasste Barner frisches Personal und den frechen Namen „Don’t worry be curry“. Mit Plakaten, Leuchtwerbung und Schirmen in den Stadtfarben Rot-Weiß war die Snack-Tankstelle bald nicht mehr zu übersehen. Und Nachtbesetzung Knut Wutke avancierte mit den von Barner bereitgestellten roten Sprüche-Shirts à la „Euch geht’s Knut“ schnell zur Kultfigur.

Der Erfolg

Allein zwischen null und sechs Uhr reicht „Curry-Knut“ oft 500 Portionen und mehr über den Tresen. Denn das „Don’t worry be curry“ ist der angesagte Zwischenstopp für jugendliche Partyhopper - und das, obwohl hier seit Jahren keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt werden. Auch am hellichten Tag ist es an dem Freiluftstand, der um 11 Uhr öffnet, niemals einsam. Nicht zuletzt aufgrund der Omnipräsenz bei Facebook, Qype, Youtube oder StudiVZ. „Wir selbst sind in diesen Netzwerken aber gar nicht aktiv“, gesteht Barner, „das machen unsere Kunden von ganz alleik.“ Als der wachsende Rummel um den kleinen Kiosk kürzlich jedoch Anwohner auf die Barrikaden und die Sondergenehmigung für die nächtlichen Öffnungszeiten in Gefahr brachte, setzten über 1000 Stammkunden sich für „ihren“ Imbiss ein. Auch Barner suchte das Gespräch mit der Stadt, engagierte einen nächtlichen Reinigungsservice und einen Sicherheitsdienst, stellte Plakate auf, die die Gäste zu Ruhe und Ordnung mahnen. Nur deshalb verlängerte das Ordnungsamt die Sondererlaubnis - vorerst bis Ende Februar. Gegen die Welle, die die drohende Schließung in den Medien losgetreten hat, ist der Fleischermeister aber machtlos: Jetzt kommen noch mehr Nachtschwärmer, um den Kultkiosk am Universitätsring kennenzulernen.

- kerstin.meier@handwerk-magazin.de

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