Branchencheck Maler: Zukunft und künftige Geschäftsfelder im Blick

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Branchencheck und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Ein Erfahrungsaustauschkreis im Maler- und Lackiererhandwerk entwickelte zukünftige Geschäftsfelder. Die Ergebnisse lassen sich auch auf andere Branchen übertragen.

Maler und Lackiererhandwerk
Maler und Lackiererhandwerk: Das Wachstum geht weiter - © VALERYIA - stock.adobe.com

Trotz gefüllter Auftragsbücher hat der Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Baden-Württemberg sich innerhalb einer Erfa-Gruppe mit der Entwicklung zukünftiger Geschäftsfelder befasst. Dies geschah im Rahmen der Initiative „Handwerk 2025“ des baden-württembergischen Handwerks. Das Projekt wurde geleitet vom Institut für Betriebsführung (itb) in Karlruhe, handwerk magazin stellt Ergebnisse hier vor.

15 Handwerksunternehmer erarbeiteten mit Unterstützung des itb in vier Sitzungen Ideen und Konzepte für künftige Geschäftsfelder und Dienstleistungsangebote, „die sich durchaus auf alle Maler- und Lackiererbetriebe in Deutschland, ja sogar auf sehr viele Unternehmen des Bau- und Ausbauhandwerks übertragen lassen“, erklärt Ewald Heinen vom itb, der die Veranstaltungen moderierte.

Fünf-Schritte-Methode

Wichtig, so Heinen, sei bei dem Projekt die Vermittlung und Anwendung der Methodik der systematischen Dienstleistungsentwicklung, denn damit könnten sich auch kleine Betriebe strategisch weiterentwickeln. Das itb hat dafür diese Fünf-Schritte-Methode zur neuen Dienstleistung entwickelt:

  1. Dienstleistungssituation ermitteln
  2. Dienstleistungsziele und Dienstleistungsstrategie entwickeln
  3. Dienstleistungspotenzial ermitteln, Ideen entwickeln und bewerten
  4. Dienstleistungsprozess gestalten
  5. Dienstleistungsergebnis kontrollieren

„Die Erfa-Gruppe hat gezeigt, dass Lösungen von der Stange nur begrenzt zukunftsweisend sind“, sagt Thomas Bär, Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbands der Maler und Lackierer. Deswegen war der Schwerpunkt darauf gelegt, Methoden aufzuzeigen, die helfen, aus einer „Idee“ systematisch ein „Geschäftsmodell“ zu entwickeln.

Umsetzung: Strategien und Maßnahmen für neue Geschäftsfelder

Aus der SWOT-Analyse wurde eine Dienstleistungskompetenz der Unternehmen für Geschäftsfelder weiterentwickelt. Danach wurde von den Teilnehmern der Erfa-Gruppe ein Maßnahmenplan entwickelt, um die Ausgestaltung zukunftsfähiger Geschäftsfelder umzusetzen. Weitere Infos auf: itb.de

StrategieMassnahmen
Klassische Maler- und Fassadenarbeiten für private und gewerbliche KundenService-Dienstleistungen etablieren (z. B. Wartungsverträge)
Schadensanalyse über alle Gewerke
Marktanteil bei Hausverwaltungen erhöhen
Marktanalyse durchführen
Dienstleistungsportfolio erstellen
Nutzenargumentation entwickeln
Kooperationspartner, Kreis bilden, Reflexionsmaßnahmen
Mitarbeiterschulung technisch, Kundennähe, Umsetzungsphase
Marketing und Kommunikation umsetzen
Exklusivarbeiten für PrivatkundenRelevante strategische Partner und
Produktpartner definieren
Kooperationen mit Badausstattern, Innenarchitekten und Sanitärbetrieben organisieren
CAD-Visualisierung ermöglichen
Konzept für Musterflächen erstellen
Produkte für Flächen festlegen
Musterflächen erarbeiten
Mitarbeiter-Produktschulungen durchführen
Marketing und Kommunikation umsetzen
Komplettleistungen für private und gewerbliche Kunden

Zuverlässige Partner aus anderen Gewerken suchen
Ganzheitliche Beratung aller Gewerke sicherstellen (Know-how)
Architektur-Dienstleistungen integrieren
Nachfrage abklären
Im Bereich ganzheitliche Beratung schulen lassen
Modell für Pauschalpreise entwickeln
Marketing und Kommunikation umsetzen
Etablierung im Premium-MarktNetzwerk hochwertiger Partner aufbauen
Geeignete Lieferanten und Materialquellen gewinnen,
Materialherkunft in Erfahrung bringen
Traditionelles Handwerk und traditionelle Materialien beherrschen
Trendkompetenz entwickeln
Umfassende Beratung und vollständige
Bedarfsdeckung sicherstellen
IT-gestützte Visualisierung ermöglichen
Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter bzgl. fachlicher Qualifikation sowie Umgang mit Kunden und Kollegen
Website und Auftritt des Unternehmers passen zueinander, sind ausgewogen
Differenzierte Außendarstellung realisieren
Sicherheitsbedürfnis der Kunden bedienen, als vertrauensvoller Partner wahrgenommen werden
Etablierung im Akkord-MarktAbfrage künftiger Kundenbedarfe
IT-gestützte Ausschreibungsverfahren beherrschen
Digitale Technik beherrschen (z. B. digitales Aufmaß, virtuelle Planungssysteme)
Den Auftritt als Netzwerk unter anderem Markennamen prüfen (Generalunternehmer-Netzwerk)
Bei Automatisierungs- und Rationalisierungs-Technologien auf der Höhe der Entwicklung bleiben
IT-affine Mitarbeiter entwickeln

SWOT-Analyse: So sehen die Betriebe sich selbst und den heutigen Markt

Mithilfe der Methodik der SWOT-Analyse wurden künftige Entwicklungen der Unternehmen beziehungsweise die hierfür bedeutsamen Kriterien herausgearbeitet. Die SWOT-Analyse arbeitet Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken heraus und ist ein Instrument der strategischen Planung. Die Bedeutung der einzelnen Punkte nimmt jeweils von oben nach unten ab. Dabei wurde unterschieden in Innensicht und Außensicht des Unternehmens.

Innensicht
Stärken
  • Wir steigern Effizienz durch Digitalisierung
  • Wir sind zuverlässig
  • Wir bieten ein breites Leistungsspektrum
  • Wir verfügen über ein gutes Netzwerk
  • Unsere Betriebsgrößen erlauben große Flexibilität
  • Unsere Mitarbeiter arbeiten selbstständig
  • Unsere Mitarbeiter denken unternehmerisch

Schwächen

  • Es gibt organisatorische Heraus-forderungen (z.B. Angebote und Rechnungen werden zu spät erstellt)
  • Zeitmanagement und Termintreue könnten besser sein
  • Uns fehlt häufig der Nachwuchs
  • Wir sind als Arbeitgeber häufig nicht attraktiv genug
  • Die Mitarbeiterqualifizierung ist noch ausbaufähig
Aussensicht

Chancen

  • Von der Konkurrenz positiv unterscheiden
  • Zugang zu exklusiven Privatkunden
  • Wachsendes Preisniveau
  • Das Wachstum in der Region
  • Kooperationen für Komplettleistungen
  • Netzwerke mit Ingenieurbüros und Architekten
Risiken
  • Stärkeres Abwerben von Arbeitskräften durch Industrie
  • Die hohe persönliche Belastung des Unternehmers
  • Eine konjunkturelle Abschwächung
  • Gewährleistungsrisiko durch Subunternehmer
  • Langfristig abnehmendes Auftragspotenzial

Maler Und Lackierer: Das Wachstum geht weiter

Umsatz: Das Wachstum der letzten Jahre setzte sich auch 2019 fort. Die Konjunktur im deutschen Maler- und Lackiererhandwerk wird zu einem großen Teil von privaten Auftraggebern und Renovierungen im Bestand geprägt.

Beschäftigte: Die Gesamtzahl der Mitarbeiter hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Allerdings gehen die Ausbildungszahlen zurück. Sie lagen 2018 bei 20.536 Lehrlingen in den Ausbildungsberufen Maler und Lackierer, Fahrzeuglackierer sowie Bauten- und Objektbeschichter.

Betriebe : Trotz steigender Umsätze sinkt die Zahl der Betriebe kontinuierlich. Ein Zeichen für einen Konzentrationsprozess, auch wenn die Branche nach wie vor zu 62,6 Prozent aus Betrieben bis vier Mitarbeitern besteht.