Beteiligen und doppelt gewinnen

Motivation | Ein neues Gesetz soll Beteiligungsmodelle für Chefs und Mitarbeiter endlich attraktiver machen. Was die Neuregelung bringt und welche Modelle sich im Handwerk bewährt haben.

Beteiligen und doppelt gewinnen

Es wäre fast perfekt gewesen: Wer seine Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt, sollte jedem bis zu 360 Euro jährlich steuer- und sozialabgabenfrei überlassen können. Ob das Geld zusätzlich zum Gehalt vom Arbeitgeber gewährt wird oder ob der Mitarbeiter einen Teil seines Arbeitslohns dafür investierte, sollte laut neuem Gesetz zur Mitarbeiterkapital-Beteiligung egal sein. „Leider hat die Bundesregierung die Sozialabgabenbefreiung bei der Entgeltumwandlung in letzter Minute wieder gestrichen“, bedauert Heinrich Beyer, Geschäftsführer der „Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft“ (AGP). Trotzdem sieht er in der seit 1. April geltenden Neuregelung des Mitarbeiterkapital-Beteiligungsgesetzes eine gute Chance, die seit Jahren auf niedrigem Niveau stagnierende Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland weiter voranzubringen.

Denn ginge es allein nach den mit einem Beteiligungsmodell verbundenen Vorteilen, müssten eigentlich weitaus mehr als die bei der AGP registrierten 4275 Betriebe ein solches System installieren. Laut Studie der Londoner „Cass Business School“ sind Unternehmen mit Beteiligungsmodellen wirtschaftlich stabiler als konventionell strukturierte Betriebe, erbringen bessere Leistungen und haben ein geringeres Insolvenzrisiko. Diese Vorteile, so die Studie, sind vor allem in Klein- und Mittelbetrieben besonders ausgeprägt.

Vorteile für Chef und Mitarbeiter

Gernot Meyer, der als Berater viele Betriebe bei der Einführung von Beteiligungen unterstützt hat, kann die Ergebnisse bestätigen. Das neue Gesetz sei zwar nicht ideal, biete aber durchaus Chancen für attraktive Modelle: „Wenn der Chef 360 Euro steuer- und sozialabgabenfrei zur Verfügung stellt und der Mitarbeiter aus seinem Einkommen 240 Euro beisteuert, kann ein 10-Mann-Betrieb in fünf Jahren 30000 Euro Eigenkapital ansammeln.“ Die Mitarbeiter profitieren dabei von den im Vergleich zu üblichen Geldanlagen attraktiveren Renditen. Obwohl die Modelle mit der Förderung an Attraktivität gewinnen, rät AGP-Chef Beyer dazu, den Finanzaspekt hintenanzustellen: „Zunächst sollte der Unternehmer überlegen, welche Ziele er mit einer Beteiligung erreichen will, Modellauswahl und Förderung sind erst der zweite Schritt.“ Schließlich könne ohne eine partnerschaftliche Mitarbeiterführung auch das attraktivste Modell nicht funktionieren.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de