Baden-Württemberg: Landesverbandstagung in Ilshofen

Über 80 engagierte Handwerksfrauen aus ganz Baden-Württemberg trafen sich Mitte September in Ilshofen (Lkrs. Schwäbisch Hall) zu ihrem jährlichen Landesverbandstag.

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    © ufh
    von links nach rechts: Ulrich Bopp / Präsident Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Petra Wurst / 1. Vorsitzende ufh Arbeitskreis Schwäbisch Hall, Ulrich Stein / Kreishandwerksmeister Schwäbisch Hall, Ruth Baumann / Präsidentin ufh Landesverband Baden-Württemberg, Joachim Möhrle / Präsident BWHT, Hermann-Josef Pelgrim /Oberbügermeister der Stadt Schwäbisch Hall, Rudolf Michl / Oberbürgermeister der Stadt Crailsheim, Roland Wurmthaler / Bürgermeister Ilshofen,
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    von links nach rechts: Ulrich Bopp / Präsident Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Petra Wurst / 1. Vorsitzende ufh Arbeitskreis Schwäbisch Hall, Ulrich Stein / Kreishandwerksmeister Schwäbisch Hall, Ruth Baumann / Präsidentin ufh Landesverband Baden-Württemberg, Joachim Möhrle / Präsident BWHT, Hermann-Josef Pelgrim /Oberbügermeister der Stadt Schwäbisch Hall, Rudolf Michl / Oberbürgermeister der Stadt Crailsheim, Roland Wurmthaler / Bürgermeister Ilshofen,

Unverzichtbare Frauen-Power imganzen Land

Über 80 engagierte Handwerksfrauen aus ganz Baden-Württemberg trafen sich Mitte September in Ilshofen (Lkrs. Schwäbisch Hall) zu ihrem jährlichen Landesverbandstag.

Daheim sind sie die Managerinnen in den Betrieben ihrer Ehemänner, sorgen in aller Regel für die pünktliche Rechnungsstellung und erziehen die Kinder. Petra Wurst, die Vorsitzende des ufh Arbeitskreises Schwäbisch Hall / Crailsheim, begrüßte die Teilnehmerinnen und hieß sie in der Region willkommen. Sie wünschte sich, dass die Damen „den Akku wieder einmal aufladen und ebenso die Natur genießen können“.

Die Freiburgerin Ruth Baumann, Präsidentin des ufh Landesverbandes, eröffnete die zweitägige Zusammenkunft und konnte etliche hochrangige Ehrengäste begrüßen. Dies waren u. a. neben den (Ober)Bürgermeistern von Crailsheim, Ilshofen und Schwäbisch Hall Joachim Möhrle, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstages, Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, sowie Holger Externbrink, Chefredakteur des „handwerk magazins“, und Frank Fischer, Leiter der „Business Group Mobility“ der Microsoft Deutschland GmbH (München). Auch Heidi Kluth, die UFH Bundesvorsitzende, hat die lange Reise aus dem niedersächsischen Buchholz nicht gescheut.

Ruth Baumann sieht die Unternehmerfrauen als Chefinnen, ebenso als „Seelsorger für die Mitarbeiter“. An die Politiker appellierte sie, keine Sonntagsreden mehr zu halten. Ilshofens Bürgermeister Roland Wurmthaler stellte kurz seine Gemeinde vor, die schon seit 1330 das Stadtrecht besitzt. Die Flächengemeinde, die heute 24 Ortsteile umfasst, kann in den letzten Jahren auf eine gute Entwicklung zurückblicken; nicht nur die Einwohnerzahl erhöhte sich um ein Drittel, sondern die Zahl der Arbeitsplätze hat sich auf 2.200 verdoppelt. Der Oberbürgermeister von Crailsheim, Rudolf Michl, betonte das Gute Miteinander der Gemeinden im Norden Württembergs, das sich nicht zuletzt im gleichzeitig stattfindenden fränkischen Volksfest dokumentiere. Er beklagte den heimischen Fachkräftemangel und betonte die Notwendigkeit, noch mehr junge Mädchen an die Technik heranzuführen.

Landes-Handwerkspräsident Joachim Möhrle knüpfte hieran an, als er einmal mehr für mehr Frauen in den Gremien plädierte. Er lobte das Konjunkturpaket der Bundesregierung, dank dessen das Handwerk erfolgreich durch die jüngste Wirtschaftskrise gekommen sei. Er hob die Bedeutung der Gewerbesteuer für die kommunalen Finanzen hervor, für dessen Beibehaltung sich seine Organisation ohne Einschränkungen einsetze. Gleichzeitig forderte er die Ausdehnung der Gewerbesteuer auf die Freiberufler, da die Aufgaben der Gemeinden nicht geringer würden und sie eher gestärkt werden müssten. Die vorgesehene Neuordnung der Rundfunkgebühren sei „katastrophal“ und führe unweigerlich zu einer höheren Belastung der Betriebe. Zugleich hält Möhrle den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar.

Das Handwerk sieht die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen als „natürliche Partner“. Diese Geldinstitute hätten nicht die Finanzkrise ausgelöst. Daher sieht der oberste Handwerksmeister des Landes auch die Vorstellungen zur Einlagensicherung in der Europäischen Union für überzogen. „Die neue Werkrealschule ist ein gutes Mittel, um die Hauptschule aufzuwerten. Eine gezielte Berufsvorbereitung gerade in der zehnten Klasse ist wichtiger denn je. Und dank der dualen Ausbildung haben wir in Deutschland weniger Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen.“ Probleme sieht Möhrle dagegen bei der energetischen Haussanierung, wo die staatlichen Zuschüsse ab 2011 gekürzt werden; 17 Millionen Gebäude seien hiervon betroffen. Ulrich Bopp, der Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, meinte wie sein Vorredner „Die Handwerkerfrauen sind uns wichtig“; zu ihnen unterhalte man ein offenes, freundschaftliches Verhältnis. „Die Ehefrauen unserer Meister sind im Büro die Bosse. Ihre Karriere in den Betrieben ist unzweifelhaft im Kommen“ merkte er an. Und 26 % der Lehrlinge im Handwerk seien inzwischen weiblich. „Die Mädchen sind regelmäßig die Besten in der Region“, resümierte Bopp stolz. Einen Nachholbedarf gebe es allerdings noch bei den Meisterinnen. Der Haller Kreishandwerksmeister Ulrich Stein hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Familie im Handwerk hervor.

Die Partner des ufh Baden-Württemberg waren einmal mehr mit Informationsständen bei der Verbandstagung vertreten. Dies galt insbesondere für die Krankenversicherung „ikk classic“, deren Heilbronner Geschäftsführer Wolfgang Wörner die vielen gemeinsamen Aktivitäten hervorhob, den Boco-Wäschedienst. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken, werden die angenehme Zusammenarbeit mit den Unternehmerfrauen in Baden-Württemberg fortzusetzen.

Herausforderungen für das Handwerk

In seiner Festansprache fragte Rechtsanwalt Dr. Albrecht Geier aus Achern (Ortenaukreis) „Hat das Handwerk noch goldenen Boden?“ Er bejahte dies eindringlich, allerdings sei es schwieriger geworden, „das Gold zu heben“. Der Redner erinnerte an gewisse Brüsseler Überreglementierungen: „Die Verordnungen werden in der EU von politischen Laien gemacht, verbunden mit finanziellen Leistungen zu Lasten der Bürger in der Gemeinschaft.“ Handwerksleistungen seien unverändert hochqualifiziert und kosteten daher auch entsprechend. „Solide Handwerksleistung ist nicht teuer, sondern gut.“ Eine Wettbewerbsverzerrung gäbe es durch neue Institutionen wie die Arbeitsförderungsgesellschaften. Zudem seien die finanzierenden Banken ängstlicher geworden, dabei sollten sie doch ein gewisses unternehmerisches Risiko mittragen. Und in der Politik ist das Handwerk traditionell unterrepräsentiert; im badenwürttembergischen Landtag gib es nur sechs Gewerbetreibende. „Wir brauchen mehr Abgeordnete, die aus dem Handwerk kommen.“ Der strenge Arbeitsschutz in Deutschland sei eine starke Barriere für einen flexiblen Arbeitsmarkt. Dabei ist das mittelständische Handwerk besonders wichtig für unsere Volkswirtschaft. „Wir müssen mehr Flagge zeigen und häufiger unsere Meinung sagen.“ Dr. Geier weiter: „Wir haben heute noch vielfach die Infrastruktur der sechziger Jahre. Zukunftschancen eröffnen sich vor allem durch gute Bildung.“ Der Redner erinnerte schließlich daran, die Nachfolgeregelung vor Ort rechtzeitig anzugehen. Dies sei ein Thema, das leider häufig vernachlässigt werde.

Zur Abwechslung mal einfach… der Kunde treibt die Informationstechnik voran

Im Mittelpunkt des Nachmittags am ersten Tag der ufh Landesverbandstagung stand ein Vortrag von Frank Fischer, Leiter „Business Group Mobility“ der Microsoft Deutschland GmbH in München, zur Weiterentwicklung der Informationstechnik. Die Impulse gehen dabei immer mehr von der Kundschaft aufgrund eigener Erfahrungen aus. Es ist zu beobachten, dass die enorme Zunahme der Informatik immer stärker auch den Privatbereich erfasst: Geschäftliches und privates Leben verschmelzen dabei immer mehr, z.B. beim Internet-Dienst „skydrive“. Ein enormer Vorteil ist zudem, dass die meisten Anwendungen im Internet kostenfrei sind. Für den Mittelstand von besonderem Interesse ist das sog. „Cloud-Computing“, welches Frank Fischer erläuterte.

Das „handwerk magazin“ – wichtig für den unternehmerischen Erfolg

Besonders gespannt waren die Unternehmerfrauen im Handwerk am zweiten Tag auf Holger Externbrink, den Chefredakteur der Fachzeitschrift „handwerk magazin“, das durch das Aufkommen des Internets ein verändertes redaktionelles Konzept verpasst bekommen hat. Der Umbruch ist luftiger geworden, die Grafiken moderner und farbiger. Die Verknüpfung mit dem Internet ist intensiviert worden. Dadurch sind in der gedruckten Ausgabe die Aktivitäten der ufh-Arbeitskreise in den Hintergrund gedrängt worden, was die anwesenden Damen kritisch anmerkten. Vieles erscheint inzwischen in der Internet-Ausgabe, dort werden die gelieferten Presseberichte eingestellt.


Mit beredten Worten versuchte Externbrink die Handwerker-Frauen von den erweiterten Möglichkeiten im Internet zu überzeugen. Umfangreichere Fachbeiträge kommen
unverändert in die Print-Ausgabe, aktuelle Themen und alle Termine werden nur noch im Internet veröffentlicht. Für die Unternehmerfrauen, die Junioren des Handwerks und die Betriebswirte gibt es hier außerdem spezielle Newsletter. Der Redner verwies zudem darauf, dass es bei einem Sammelbezug der Zeitschrift Rabatte gibt. Seine Ausführungen wurden lebhaft diskutiert. Im Anschluss gab Externbrink nützliche Hinweise zur Pressearbeit.

Die neue ufh Homepage


Den Abschluss der gelungenen Verbandstagung bildete die Vorstellung der neuen ufh- Homepage durch Geschäftsführer Michael Hirlinger der Firma Realweb in Hechingen (Zollern-Alb-Kreis). Der bisherige Internet-Auftritt war acht Jahre alt. So war es Zeit, das Web-Design zu überarbeiten. Das jetzt vorgestellte Content-Management-System ist sehr flexibel. Mit ihm können die einzelnen Arbeitskreise verhältnismäßig leicht eigene Seiten gestalten, vorhandene ergänzen und selbst Filme hochladen. Die neue ufh Homepage wird in Kürze freigeschaltet.

Acht Arbeitskreis-Jubiläen


Ruth Baumann konnte bei der diesjährigen Tagung des Landesverbandes acht örtlichen Arbeitskreisen zum Jubiläum gratulieren: AK Biberach (25 Jahre), AK Freiburg, AK Freudenstadt (jeweils 30 Jahre), AK Friedrichshafen, AK Ravensburg, AK Ulm (jeweils 25 Jahre), AK Oberschopfheim (20 Jahre) und AK Pforzheim (30 Jahre). Gedankt wurde schließlich den Initiatoren der Zusammenkunft, Präsidentin Ruth Baumann und Schatzmeisterin Doris Straubmüller.


HS