Frauen im Handwerk
Eine aktuelle Studie gibt Aufschluss ĂŒber die Ausbildungs- und BeschĂ€ftigungssituation von Frauen im Handwerk. Wie können Frauen fĂŒr Handwerksberufe begeistert werden? Was muss sich in den Betrieben Ă€ndern, damit Frauen sich willkommen fĂŒhlen?
Wenn Frauen einen Handwerksberuf erlernen, dann werden die meisten von ihnen Friseurinnen. Es folgen Berufe in den Gesundheitshandwerken und im GebĂ€udereinigerhandwerk. Woran liegt das? Wie können Frauen auch fĂŒr andere Handwerksberufe begeistert werden?
Antworten auf diese Fragen gibt eine aktuelle Studie im Auftrag von Niedersachsens Sozial- und Gleichstellungsministerium, der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, die das Volkswirtschaftliche Institut fĂŒr Mittelstand und Handwerk an der UniversitĂ€t Göttingen (ifh Göttingen) durchgefĂŒhrt hat. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zeigt die folgende Zusammenfassung.
Frauen machen ihre Ausbildung auĂerhalb des Handwerks
Der Frauenanteil im Handwerk betrĂ€gt 32,1 Prozent und liegt damit deutlich ĂŒber dem Frauenanteil im Ausbildungssystem des Handwerks (22,0 %). Dieser Unterschied ist auf zwei Ursachen zurĂŒckzufĂŒhren. Erstens finden sehr viele Frauen ihren Weg in das Handwerk erst nach einer Lehre in anderen Wirtschaftsbereichen: Von allen im Handwerk tĂ€tigen Frauen mit einem Berufsabschluss hat knapp die HĂ€lfte (48,2 %) ihre Lehre auĂerhalb des Handwerks, vorwiegend in Handels- und Industrieunternehmen, absolviert.
Die Analysen deuten darauf hin, dass viele dieser Frauen in Handwerksbetrieben kaufmĂ€nnisch tĂ€tig sind. Insbesondere in mĂ€nnerdominierten Handwerkszweigen sorgen die kaufmĂ€nnisch tĂ€tigen Frauen fĂŒr eine deutliche Erhöhung der Frauenquote. Zweitens beschĂ€ftigen Handwerksbetriebe viele un- und angelernte KrĂ€fte sowie viele Frauen, die ĂŒber keine Berufsausbildung verfĂŒgen.
GebÀudereinigerhandwerk bietet Ungelernten Chancen
Hier kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere das beschĂ€ftigungsstarke, von geringfĂŒgiger BeschĂ€ftigung geprĂ€gte GebĂ€udereinigerhandwerk eine berufliche Perspektive fĂŒr viele Frauen bietet, die ĂŒber keine berufsspezifische Qualifikation verfĂŒgen oder in ihrem Ausbildungsberuf keine BeschĂ€ftigungsmöglichkeit gefunden haben. Knapp 88 Prozent aller im GebĂ€udereinigergewerbe tĂ€tigen Frauen sind als ungelernte oder angelernte KrĂ€fte tĂ€tig.
Zu den Gewerken, in denen Frauen ĂŒberwiegend gewerblich-technisch oder leitend (als Meisterinnen) tĂ€tig sind, zĂ€hlen erwartungsgemÀà frauendominierte Gewerke  wie Friseure, MaĂschneider, Kosmetiker, das Fotografenhandwerk und das Gesundheitsgewerbe.
Frauen wagen seltener Schritt in SebstÀndigkeit
AuffÀllig ist bei der Analyse der einzelnen Gewerke, dass Frauenanteile unter den technisch-gewerblichen FachkrÀften insgesamt etwas höher ausfallen als in der Gruppe der Meisterinnen. Dies deutet darauf hin, dass Frauen der Schritt in die SelbststÀndigkeit oder in die Position einer angestellten Meisterin seltener gelingt, als das bei ihren mÀnnlichen Kollegen der Fall ist.
Dieses Ergebnis gilt nicht nur fĂŒr gemischt besetzte Handwerke wie das Gesundheitsgewerbe, sondern auch fĂŒr ĂŒberwiegend von Frauen besetzte und frauendominierte Gewerbe. Mit anderen Worten: Auch in âihren DomĂ€nenâ scheinen die Handwerksfrauen nur unterproportional hĂ€ufig den Aufstieg in die leitenden Positionen zu schaffen.
Frauen arbeiten oft Teilzeit
AbhĂ€ngig beschĂ€ftigte Frauen sind im Handwerk mehrheitlich in Teilzeit tĂ€tig (zu 58,3 %), wĂ€hrend MĂ€nner fast ausschlieĂlich VollzeitvertrĂ€ge haben (zu 87,6 %). Die Untersuchung der Strukturmerkmale der frauen- und mĂ€nnerdominierten Gewerke liefert zudem das Ergebnis, dass Frauengewerbe zum groĂen Teil in Teilzeit oder im Nebengewerbe betrieben werden.
In mĂ€nnerdominierten Handwerken sind TeilzeitarbeitsverhĂ€ltnisse eher die Ausnahme. Da sich in Studien zu den Bestimmungsfaktoren der ErwerbstĂ€tigkeit von Frauen zeigt, dass Teilzeitmodelle sehr hĂ€ufig von MĂŒttern genutzt werden.
Neue Arbeitszeitmodelle sind gefragt
Zentral ist hier die Möglichkeit, die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen gerade in diesen Handwerken voranzutreiben - auch wenn dies aufgrund der kleinbetrieblichen Struktur des Handwerks eine besondere Herausforderung darstellt.
So zeigen die Analysen, dass sich etwa die HĂ€lfte der im Handwerk beschĂ€ftigten Frauen (und MĂ€nner) eine individuelle Arbeitszeitanpassung (Erhöhung oder auch Reduktion) wĂŒnscht.
Handlungsempfehlung
Vor dem Hintergrund des wirtschaftspolitischen Ziels der Steigerung der Frauenquote im Handwerk sind daher mehrere MaĂnahmen zu empfehlen, welche den Verbleib der qualifizierten weiblichen FachkrĂ€fte im Handwerk fördern können:
- Vernetzung zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Handwerksbetrieben stÀrken;
- Berater/-innen der Handwerkskammern als zentrale Ansprechpartner und Vermittler fĂŒr junge handwerkliche NachwuchskrĂ€fte etablieren;
- ĂbernahmegesprĂ€che mit Auszubildenden frĂŒhzeitig fĂŒhren;
- Teilzeitmodelle der Erwerbsarbeit auch in mÀnnerdominierten Gewerken (weiter) ausbauen;
- Möglichkeiten betriebsnaher Kinderbetreuungsangebote ausbauen.