Diagnose Mittelstand: Viel Eigenkapital, wenig Investitionen

Der Mittelstand erreicht mit einer Eigenkapitalquote von 22,3 Prozent einen neuen Rekordwert. Bei den Investitionen halten sich kleine und mittlere Unternehmen zurück. Das sind die Ergebnisse der Studie „Diagnose Mittelstand“.

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Mit einer Eigenkapitalquote von durchschnittlich 22,3 Prozent erreicht der Mittelstand einen neuen Rekordwert. Das Eigenkapital stieg bei Betrieben aller Größen. Auch Kleinunternehmen mit einem Umsatz von unter einer Million Euro verfügen mit 17,2 Prozent über ein solides Eigenkapitalpolster.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Diagnose Mittelstand 2015“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Für die Studie wurden die Bilanzdaten mittelständischer Unternehmen ausgewertet und Expertenbefragungen durchgeführt.

Unternehmen investieren in Maschinen und Anlagen

Bei Investitionen halten sich die Unternehmen allerdings weiterhin zurück. Nur noch knapp 16 Prozent der Firmenkundenberater der Sparkassen geben an, dass ihre Kunden mehr Investitionsmittel abfragen. Fast 46 Prozent der Firmenkunden aus dem Mittelstand riefen weniger finanzielle Mittel für Investitionen ab als im Vorjahr.

Über die Hälfte der Unternehmen investiert, um Maschinen und Anlagen zu ersetzen. Um zu expandieren, investieren nur noch knapp 20 Prozent der Firmen. Das ist der niedrigste Wert seit 2010.

Wirtschaftliche und politische Krisen sorgen für Zurückhaltung

Gründe für die Zurückhaltung sehen die Sparkassenberater in den geopolitischen Krisen und der Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone.

Schon jetzt ist laut der Studie die Umsatzrentabilität der mittelständischen Unternehmen rückläufig: 2013 betrug der Wert 6,4 Prozent nach 7,7 Prozent im Vorjahr.

Kredit bleibt wichtigstes Instrument zur Fremdfinanzierung

Der Bankkredit bleibt das wichtigste Instrument zur Fremdfinanzierung von mittelständischen Unternehmen. Fast 73 Prozent der befragten Bankberater rechnen damit, dass die zentrale Rolle des Kredits erhalten bleibt. Kapitalmarktorientierte Produkte, wie Anleihen, stellen für die Unternehmen derzeit keine Alternativen dar.

Forderung: Reformen statt billiges Geld

Die Hoffnung, dass die guten Finanzierungsbedingungen zu einem Investitionsschub führen, habe sich bisher leider nicht erfüllt, sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) bei der Vorstellung der Studie. „Niedrige Zinsen und immer mehr billiges Geld können allein keinen Investitionsaufschwung bewirken. Deswegen braucht die Euro-Zone auch keine weitere Ausweitung der Bilanz der Europäischen Zentralbank über den breit gestreuten Ankauf von Staatsanleihen“, sagte Fahrenschon.

Stattdessen seien der Abbau von Schulden sowie Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in den einzelnen Euro-Ländern erforderlich. Fahrenschon dazu: „Nur so kann das dringend notwendige Vertrauen der Unternehmer in die Leistungsfähigkeit Europas wieder gestärkt werden.“

Höhere Personalkosten für Mittelständler

Gestiegen sind erneut die Personalkosten der mittelständischen Unternehmen: Die höheren Tarifabschlüsse führten zu einer Steigerung der Personalaufwandsquote um 1,2 Prozentpunkte auf 19,2 Prozent in der Trendrechnung für 2013. Drei Viertel der befragten Bankberater erwarten allerdings keine Veränderung bei der Zahl der Arbeitsplätze.

Unternehmen sind optimistisch für 2015

Trotz der Zurückhaltung bei Investitionen und der verringerten Rentabilität schätzen viele mittelständische Unternehmen ihre Wachstumschancen für 2015 optimistisch ein.

Von den befragten Sparkassenberatern sehen 65,8 Prozent die aktuelle Lage der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Rund 16 Prozent der Experten glauben an eine Verbesserung der Situation ihrer Geschäftspartner für das Jahr 2014.

In der Summe halten die Experten der 416 deutschen Sparkassen ein Wirtschaftswachstum für 2015 von bis zu 1,5 Prozent für möglich.

 „Diagnose Mittelstand“: Jährliche Analyse der wirtschaftlichen Situation

Die „Diagnose Mittelstand“, eine Analyse der Sparkassen-Finanzgruppe, widmet sich jährlich der wirtschaftlichen Situation und Zukunft der 3,7 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Ergänzt wird die Bilanzdatensammlung der Firmenkunden von Sparkassen durch eine Expertenbefragung in den Sparkassen. Dafür wurden im Oktober 2014 die Firmenkundenberater aller Sparkassen um ihre Bewertung der Geschäftslage mittelständischer Unternehmen gebeten.

Weiter Informationen zur Studie finden Sie auf der Internetseite der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband .