Fachkräfte: Wie Sie Azubis aus Spanien in den Betrieb holen

Probleme bei der Lehrstellenbesetzung? Im Emsland zeigen Handwerksbetriebe, wie man junge Leute aus Ländern in Südeuropa, die eine hohe Jugendarbeitslosigkeit haben, nach Deutschland holt.

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    © Hendrik Rosenboom
    Gesucht, gefunden: Juan Angel, Installateur-Azubi aus Albacete, und Ausbildungsleiter Hans Thünemann in Kluse.
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    Hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa bietet die Chance, unbesetzte Lehrstellen hierzulande zu besetzen.
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    © Lüerßen
    „Wir sind für Spanier eine attraktive Arbeitsregion.“ Dirk Lüerßen, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative „Ems-Achse“.

Willkommen in Alemania

Auszubildende für die hierzulande etwa 15000 unbesetzten Lehrstellen lassen sich in Ländern wie Spanien und Griechenland werben. Dort findet mehr als die Hälfte der jungen Leute keinen Ausbildungsplatz.

Wie man die Suche nach Azubis aus Südeuropa organisiert, diese integriert und staatliche Förderung beantragt, zeigt eine private Unternehmerinitiative im niedersächsischen Emsland. Die „Ems-Achse“ wirbt seit dem Frühjahr im Süden Spaniens um Auszubildende für lokale Handwerksbetriebe. „Wir haben inzwischen Ansprechpartner in Schulen, Behörden und Medien in den Regionen Murcia und Albacete. So erhalten wir direkten Zugang zu interessierten Jugendlichen“, berichtet „Ems-Achse“-Geschäftsführer Dirk Lüerßen.

Juan und Kluse: Das passt zusammen

Juan Angel aus Albacete ist einer von 15 jungen Spaniern, die im April für ein Praktikum ins Emsland vermittelt worden sind. Es passt beidseitig: Juan hat sich im Installateurbetrieb „Ernst und Otto Cordes“ in Kluse bewährt und fühlt sich wohl. Anfang August hat der 26-Jährige daher bei „Ernst und Otto Cordes“ in Kluse (bei Meppen, im Westen Niedersachsens) eine Ausbildung begonnen. In Spanien hatte er bereits eine zweijährige Berufsfachschule für Solarenergie besucht, zudem einige Semester Bauingenieurswesen studiert – einen Job hat er in der Heimat aber nicht gefunden.

Sieben der 15 jungen Spanier sind nach dem zweimonatigen Praktikum im Frühjahr für eine Ausbildung im Emsland geblieben. „Bei denjenigen, die nach Spanien zurückgekehrt sind, gab es zumeist falsche Vorstellungen der Tätigkeiten“, erklärt Lüerßen, der ein positives Zwischenfazit zieht. Er freue sich, dass es den Jugendlichen im Emsland gefallen habe: „Wir sind für Spanier eine attraktive Arbeitsregion.“

Deutschkenntnisse beim Einsatz fon Azubis aus Spanien entscheidend

Die größte Integrationshürde, so Lüerßen, sei die Sprache. Donnerstag und Freitag hat Juan Deutschunterricht, ab Januar 2013 soll er die Berufsschule besuchen. Montag bis Mittwoch wird Juan derzeit bei Umbauarbeiten in einem Krankenhaus eingesetzt, bei Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärarbeiten. Hans Thünemann, Juans Ausbildungsleiter bei „Ernst und Otto Cordes“, lobt Juan als „kompetent, kommunikativ, offen für neue Herausforderungen“. Leistungsstarke, gut qualifizierte junge Leute aus Südeuropa wie etwa Juan: Sie lösen die Nachwuchssorgen hiesiger Betriebe. Das wird honoriert von Seiten der Politik. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat Mitte Juli hierfür geworben: „Damit können wir unseren Fachkräftebedarf besser decken.“ Betriebe mit Azubis aus Südeuropa können sich um Förderung bewerben. Die „Ems-Achse“ wird unterstützt vom „Europäischen Sozialfonds für Deutschland“. 2013 startet ein staatliches Förderprogramm mit 40 Millionen Euro pro Jahr. Es hilft jungen Menschen aus den EU-Staaten bei einer Arbeits- oder Ausbildungsaufnahme in Deutschland – ein weiteres Argument für hiesige Betriebe bei der Azubianwerbung in Südeuropa. Gute Voraussetzungen, dass spanisch-deutscher Austausch nach dem Vorbild von Juan erfolgreich ist wie im Fußball der FC Barcelona.

Sie spielen auch mit dem Gedanken, Auszubildende aus dem Ausland in Ihrem Betrieb einzusetzen? Hier finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Anlaufstellen.