Rating-Checkliste Wie die Banken Unternehmen bewerten

Rating-Checkliste

Wie die Banken Unternehmen bewerten

Wie die Banken beim Gewerbekundenrating vorgehen, welche Kennzahlen wichtig sind und welche qualitativen Faktoren eine Rolle spielen, erklärt Rudolf Schüller, Vorstand des Instituts für Rating und Corporate Finance im Mittelstand.

Finanzrating. Hier zählen die Kennzahlen aus der Bilanzanalyse. Finanzinstitute wie die Sparkassen unterscheidenGeschäftskunden nach ihrer Branche und nach ihrem Nettoumsatz (hier 0,25 Millionen bis 2,5 Millionen Euro). Im Sparkassen-Rating wird nach vier Branchen differenziert: Produktion, Handel, Dienstleistung und Standard für Betriebe ohne eindeutigen Schwerpunkt. Aber: Jede Bank hat ein eigenes Rating entwickelt und setzt andere Schwerpunkte in der Bewertung.

Finanzlage. Zur Finanzkraft eines Unternehmens zählen der monatliche Cash-Flow und das dynamische Betriebsergebnis. Wichtig ist hier die Liquidität: zum Beispiel wird die Kreditorenlaufzeit genau betrachtet.
Ertragslage. Als Kennzahl dient die Rohertragsquote, aber auch die Aufwandsstruktur: Dazu zählen als Kennzahlen die Zinsaufwandsquote und die Mietaufwandsquote.

Vermögenslage. Hier analysiert die Bank die Liquiditätskennzahl, die Kapitalbindung des Betriebsvermögens und die Fremdkapitalstruktur.

Qualitative Faktoren. Hier bewerten die Banken neben harten auch weiche Fakten, die zum Beispiel Auskunft über die Unternehmerpersönlichkeit des Inhabers oder Geschäftsführers geben sollen.

Kontoführung. Hier wird die Anzahl der Tage, die das Konto in den vergangenen zwölf Monaten überzogen war, betrachtet. Dieser Faktor gibt an, ob das Unternehmen in der Lage ist, mit dem zugestandenen Kontokorrentrahmen auszukommen.

Dauer der Geschäftsbeziehung. Je länger die Bankverbindung besteht, desto geringer sind die Ausfälle, da die Erfahrungen aus der Kundenbeziehung steigen und die Kundenbindung höher wird.

Unternehmer. Das Alter des ranghöchsten Geschäftsleiters und sein Famlienstand werden hier betrachtet. Alter und Familienstand haben einen signifikanten Einfluss auf Risiko-bereitschaft und Entscheidungsfreude. Wenn der Unternehmer eine branchenspezifische Ausbildung oder Branchenerfahrung mitbringt, spricht das für ihn. Fehlende Qualifikationen in der Führungsebene verschlechtern die Bestandskraft des Unternehmens.

Management. Hier spielt auch die Rechtsform des Betriebs eine Rolle. Außerdem prüft die Bank, ob die Debitorenbuchhaltung zeitnah geführt wird, der Unternehmer einen schriftlichen Geschäftsplan erstellt. Denn die Erstellung von Grobplanungen durch Externe zum Beispiel den Steuerberater reicht hier nicht aus, um ein positives Ergebnis zu erzielen. Außerdem ist der Bank wichtig, dass betriebswirtschaftliche Unterlagen wie die BWA nicht nur einmal im Jahr, sondern monatlich oder einmal im Quartal aktualisiert werden.

Nachfolge. Die Frage nach einer sicheren Nachfolgeregelung ist abhängig vom Alter und der Anzahl der Geschäftsführungsmitglieder.

Fazit:Die Gewichtung von Finanzrating und qualitativen Faktoren erfolgt im Gewerbekundenrating mit jeweils 50 Prozent. Diese Verteilung ergibt innerhalb des nach Basel II erforderlichen Prognosehorizonts von zwölf Monaten die beste Trennschärfe.