Das sind die Unternehmerfrauen 2013

handwerk magazin verleiht wieder den Preis „Unternehmerfrau im Handwerk“. 2013 gibt es gleich zwei Gewinnerinnen: eine selbständige Unternehmerin und eine mitarbeitende Unternehmerfrau. handwerk magazin stellt die beiden Preisträgerinnen exklusiv vor.

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    Unternehmerin Maja Scholz führt erfolgreich die Spezialwerkstätten Scholz & Sohn in Kiel.
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    Unternehmerfrau Gabi Nikoleit bringt ihre Ideen seit 2011 in die Zimmerei Diedrich in Rüdershausen ein.
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    „Beide Frauen überzeugten die Jury mit ihren Leistungen und ihrer Leidenschaft fürs Handwerk.“ Heidi Kluth, ­ Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk.
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    Unternehmerfrau Gabi Nikoleit bringt ihre Ideen seit 2011 in die Zimmerei Diedrich in Rüdershausen ein.
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    Maja Scholz mit Meisterstück: „Die Jungs merken genau, was man in seinem Gewerk kann.“

Unternehmerfrau 2013 Die Siegerinnen

Zum 24. Mal wird handwerk magazin im Oktober die „Unternehmerfrau im Handwerk 2013“ auszeichnen. Das Besondere an der diesjährigen Preisverleihung auf dem Bundeskongress der Unternehmerfrauen in Goslar: Es gibt zwei Siegerinnen. Maja Scholz aus Kiel gewann den Preis in der Kategorie „selbständige Unternehmerin“ undGabi Nikoleit als „mitarbeitende Unternehmerfrau im Handwerk“. „Beide Frauen überzeugten mit ihren Lebensläufen, ihrer Persönlichkeit, ihren beruflichen Leistungen und ihrer Leidenschaft fürs Handwerk“, erklärt Heidi Kluth, Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen und Jury-Mitglied.

Zweifache Meisterin und Chefin

Bei Maja Scholz könnte man meinen, dass der Weg ins Handwerk und damit in den elterlichen Betrieb schon vorgezeichnet war. Schließlich ist Scholz & Sohn in Kiel als Auto-Spritzlackier-Werkstatt und Karosserie-Fachbetrieb bereits seit fünf Generationen in der Hand der Familie. Die junge Frau ging allerdings erst mal ihren eigenen Weg: Sie absolvierte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und zur Bürokauffrau. „Mein Vater hat uns nie gedrängt, in den Betrieb einzusteigen. Die Entscheidung, eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin zu machen, ging alleine von mir aus“, sagt Maja Scholz. Wichtig war ihr damals, „die Lehre im Betrieb genauso zu absolvieren wie die anderen Azubis auch, keine Extrawürste für die Tochter vom Chef“, so die Unternehmerin im Rückblick. Danach folgten zwei Jahre Gesellenzeit und die erste Meisterprüfung. Sechs Jahre später absolvierte sie ihre zweite Meisterprüfung im Karosseriebau-Handwerk. Als Meisterstück restaurierte sie einen Franklin Sedan von 1923.

Die Motivation für zwei Meistertitel liegt bei Maja Scholz auf der Hand: Sie muss sich täglich in einer klassischen Männerdomäne behaupten. „In unserem Beruf wird man als Frau von den Kunden nur ernst genommen, wenn man weiß, was man tut, mit Kompetenz überzeugen kann. Sonst hat man als Frau keine Chance“, so die Unternehmerin. Neukunden kommen ins Büro und fragen nach dem zuständigen Meister – und erwarten einen Mann. Auch gegenüber der 20 Mann starken Belegschaft musste sich Maja Scholz behaupten: „Es kommt immer darauf an, wie man auf die Jungs zugeht, das ist klar. Aber die merken genau, ob und was man in seinem Gewerk kann.“

Seit 2005 ist Maja Scholz als Geschäftsführerin und Inhaberin allein verantwortlich für die Leitung des Unternehmens. Ihre Aufgaben heute: Kunden- und Lieferanten betreuen, prüfen und umsetzen von Modernisierungsmaßnahmen, Materialeinkauf, Kalkulation, Corporate Identity umsetzen, Arbeitssicherheit sowie Personalführung und Betreuung der Azubis. Unter der Leitung von Maja Scholz gibt es erstmals zwei junge Frauen, die im Betrieb ihre Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin absolvieren. Für die beiden sprach, dass „sie einfach besser waren als die Jungs“, sagt Maja Scholz. Anstrengend an der Selbständigkeit findet die Unternehmerin nach wie vor „Bürokratie und Papierkrieg“. Belohnung sei für sie dagegen, „wenn der Kunde sein repariertes Fahrzeug abholt und freudestrahlend sagt: ‚Man sieht ja gar nichts mehr‘“.

  • Vita: Maja Scholz
  • Maja Scholz ist Fahrzeuglackierer- und Karosseriebaumeisterin. Seit 2005 führt sie den Betrieb ihrer ­Eltern, Scholz & Sohn, in der fünften Gene­ration. Die 37-Jährige beschäftigt heute 20 Mitarbeiter. Von drei Azubis sind zwei junge Frauen.
  • Vita: Gabi Nikoleit
  • Gabi Nikoleit ist Industriefach- und Betriebswirtin mit viel Berufserfahrung. 2011 stieg sie als kaufmännische Leiterin bei ihrem Lebensgefährten Thilo Diedrich in die Zimmerei ein. Gemeinsam arbeitet das Paar an der Neuausrichtung des Betriebs.

Multitalent mit viel Berufserfahrung

Gabi Nikoleit kam über ihren Lebensgefährten Thilo Diedrich ins Handwerk. Nach vier Jahren Fernbeziehung und Pendeln von Hannover nach Rüdershausen reichte es. Die gelerne Industriekauffrau gab ihren Job als kaufmännische Leiterin eines Recycling-Unternehmens in Hannover auf und stieg am 1. April 2011 in den Zimmerer-Betrieb Diedrich ein. Bereut hat sie den Schritt nicht: „Klar, manchmal vermisse ich die Stadt. Aber ich fühle mich hier im Betrieb und auf dem Land sehr wohl“, sagt die Unternehmerfrau 2013. Bei ihrem Einstieg in die Zimmerei hat sie auch hier die kaufmännische Leitung übernommen. Dazu gehört neben Administration und Controlling auch Mitarbeiter-Führung und Marketing für den Betrieb, „sowie netzwerken mit Vertretern aus der Region und den Unternehmerfrauen in Südniedersachsen“, berichtetGabi Nikoleit.

Weiterbildung zahlt sich aus

Für die Leitung des Handwerksbetriebs istGabi Nikoleit gut gerüstet: Die 40-Jährige ist gelernte Industriekauffrau. Anschließend absolvierte sie Weiterbildungen zur Industriefach- und zur Betriebswirtin. Der Bildungshunger war damit aber noch nicht gestillt: Die Unternehmerfrau sattelte das Studium zur Diplom-Kauffrau (FH) obendrauf. Aktuell bildet sie sich mit einem Lehrgang „Führungskraft (IHK)“ weiter und möchte im nächsten Jahr ihre Prüfung zum „Business Coach“ ablegen.

Weiterbildungen und Berufserfahrung zahlen sich jetzt im Alltag aus. „Gabi ist ein Multitalent und für das Unternehmen eine Bereicherung. Es ist gut für den Betrieb, wenn jemand wie sie von außen kommt und Abläufe kritisch betrachtet“, lobt Thilo Diedrich. Gemeinsam will das Team Nikoleit-Diedrich die Neuausrichtung der Zimmerei vorantreiben: Maschinen- und Fuhrpark modernisieren, Betriebsabläufe weiter optimieren, Gesundheitsmanagement einführen, die Mitarbeiterqualifikation und das Qualitätsmanagement ausbauen.

Den Wechsel in die unternehmerische Freiheit siehtGabi Nikoleit dabei klar als positive Herausforderung. „Es ist schön, Ziele gemeinsam umzusetzen. Ich habe heute deutlich mehr Gestaltungsspielraum als früher. Und das gefällt mir richtig gut.“