Weiter durch Bildung

Förderprogramme | Berufliche Anforderungen ändern sich immer schneller. Doch gerade für kleine Betriebe sind Qualifizierungsangebote oft zu teuer. Zuschüsse helfen bei der Finanzierung.

Als Fachkauffrau im Handwerk kannPatrizia Schröder ihren Mann Martin kompetent unterstützen. - © Alois Müller

Weiter durch Bildung

Von der Politik ins Handwerk -- Patrizia Schröder war viele Jahre parlamentarische Mitarbeiterin in Wien, dann stieg sie in das Unternehmen ihres Mannes, des Klavierbaumeisters Martin Schröder, ein. „Ich hatte von den kaufmännischen Aufgaben in einem Kleinbetrieb keine Ahnung“, sagt die 44-Jährige. Heute kümmert sie sich im Düsseldorfer Klavierhaus Schröder um Marketing, Kommunikation und Kundenpflege -- wichtige Stellschrauben für den Erfolg des Handwerksbetriebs liegen damit in ihren Händen. Den reibungslosen Wechsel erleichtert hat eine Weiterbildung: Im Sommer 2007 besuchte Patrizia Schröder einen Lehrgang zur Fachkauffrau Handwerkswirtschaft. „Durch diese zwei Monate geballtes betriebswirtschaftliches Know-how kann ich im Betrieb viel mehr mitgestalten als vorher“, sagt Schröder. Dass sie den Kurs besuchen würde, war jedoch keineswegs klar: „Wir sind mit dem Betrieb erst kürzlich nach Düsseldorf gezogen“, erinnert sich die Fachkauffrau, „an zusätzliche Ausgaben für eine Weiterbildung war budgetmäßig eigentlich nicht zu denken.“

Fast die Hälfte gespart

Doch dann entdeckte sie im Internet den Bildungsscheck des Landes Nordrhein-Westfalen, der die Weiterbildung von Mitarbeitern kleiner und mittlerer Unternehmen mit einem Zuschuss von maximal der Hälfte der Kurskosten fördert. Gedacht sind die in den einzelnen Bundesländern unterschiedlichen Angebote (siehe Tabelle unten) vor allem dazu, dass sich auch Beschäftigte in kleinen Betrieben weiterbilden können. Denn egal ob Klein- oder Großbetrieb: Der rasche technologische Fortschritt sorgt dafür, dass sich die Berufsbilder und Anforderungsprofile immer schneller verändern. Während große Firmen eigene Weiterbildungsetats haben, ist das Bildungsbudget von kleinen Betrieben meist knapp bemessen. Hier setzen die Maßnahmen der Länder an, die sowohl den Erfolg des Unternehmens sichern als auch die beruflichen Chancen des einzelnen Mitarbeiters stärken wollen.

„Mit qualifizierten Mitarbeitern bleiben Betriebe konkurrenzfähig“, sagt Alf Kindinger, Projektleiter Qualifizierungsscheck bei Weiterbildung Hessen e.V. Darüber hinaus steige die Motivation der Beschäftigten. „Das Gefühl, etwas zu können, etwas wert zu sein, stärkt das berufliche Engagement ungemein.“ Besonders gefragt sei der hessische Qualifizierungsscheck für Schulungen im EDV-Bereich, so lernen zum Beispiel Handwerker die Programmierung von neuen Maschinen. „Die Förderung öffnet jedoch auch ganz neue Berufswege“, sagt Kindinger. „Manch ein gelernter Elektroinstallateur arbeitet heute als Industriekaufmann oder IT-Berater.“

Die meisten Länder vergeben diesen Zuschuss, etwa als Bildungsscheck, direkt an die Person, die sich fortbilden möchte. Andere Bundesländer fördern zertifizierte Weiterbildungsanbieter, die dadurch Kurse mit günstigeren Teilnahmegebühren anbieten können. Zum Teil gehen die Zuschüsse auch an die Unternehmen, wenn sie ihre Mitarbeiter oder den Betriebsinhaber qualifizieren.

Das Klavierhaus Schröder hat durch den Bildungsscheck des Landes Nordrhein-Westfalen die Fortbildungskosten nahezu halbiert: 800 Euro bezahlte das Unternehmen selbst, 700 Euro steuerte das Land bei. „Die Förderung kam zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Patrizia Schröder, „ohne den Scheck hätte ich den Kurs damals nicht machen können.“ N

Sandra Rauch

kerstin.meier@handwerk-magazin.de