Was Aufpreis kostet

Zubehör | Nutzfahrzeuge müssen mit ausgewählten Extras aufgerüstet werden, um den betrieblichen Alltag zu bestehen. Wir haben uns im Angebot der Hersteller einmal umgesehen.

Was Aufpreis kostet

Die Billiglösung ist einfach zu haben: Transporter und Lieferwagen gibt es von nahezu allen Herstellern in schlichter Ausführung. Ob das quasi nackte Fahrzeug aber auch sicher genug ist und im Betrieb das leistet, was erwartet wird, bleibt fraglich. Denn bei der Serienausstattung schielen die Verkaufsstrategen der Hersteller mehr auf den attraktiven Preis, der unterm Strich steht, und vergleichen den mit den Preislisten der Konkurrenz. Da rutschen dann eigentlich wichtige Elemente schnell mal in die Wunschausstattung und werden als Option zu teils beachtlichen Mehrkosten angeboten. Man muss also schon sehr genau hinschauen, bevor man den Kauf- oder Leasingvertrag unterschreibt. Gelegentlich muss man sogar einen Spezialausrüster zu Rate ziehen, um das Fahrzeug fit zu machen für das, was in der Firma gebraucht wird.

Erfreulich ist, dass bezüglich Sicherheit alle Marken in den letzten Jahren kräftig aufgeholt haben. Technisch ist alles verfügbar, was auch Pkws sicher macht. Markante Defizite sind bei keinem Hersteller auszumachen. Serienmäßig allerdings gibt es das bei Weitem nicht überall. Da muss man zum Beispiel für das adaptive elektronische Stabilitätsprogramm ESP, das bei Schleudergefahr eingreift und auch den Einfluss der Beladung erfasst, bei Fiat Scudo, Ducato und Renault Master extra etwa 300 Euro (ohne Mehrwertsteuer) bezahlen, während Mercedes Vito und Sprinter, VW Transporter und Crafter sowie Ford Transit das generell haben. Beim Opel Vivaro sind sogar 452 Euro fällig, womit aber gleichzeitig ASR (Antischlupfregelung), elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung bezahlt sind. Lediglich beim To-yota Hiace sucht man vergeblich nach ESP und ASR; nur ABS (Antiblockiersystem) spendieren ihm die Japaner wie alle anderen Hersteller serienmäßig.

Airbag nur für Fahrer

Völlig unverständlich ist, warum es den lebensrettenden Airbag nur für den Fahrer gibt, während er für den Beifahrersitz oder die Zweierbank extra bestellt werden muss. Er kostet dann zwischen 215 (Opel Vivaro) und 390 Euro (Mercedes Sprinter). Wenn Beifahrersitze eingebaut sind – und das ist die Regel – dann sollte der Airbag so selbstverständlich sein wie die Gurte zum Anschnallen. Sonst droht die Gefahr, dass auf diese Mehrausgabe eher verzichtet wird. To-yota macht hier eine Ausnahme und baut beide Luftkissen serienmäßig ein.

Die kleinen Gefahren des Alltags, Schrammen und Beulen beim Rangieren oder Parken, erscheinen oft harmlos, aber sie können ins Geld gehen. Zur Vorbeugung gibt es als Zubehör den einfachen Rückfahrwarner mit Ultraschallsensoren für 160 Euro (Mercedes-Benz), die Einparkhilfe für 250 Euro (Fiat) oder 435 Euro (VW), einen Parkpilot für 340 Euro (Opel) und die teure Parktronic (Mercedes-Benz) für 885 Euro, die den Wagen ganz allein in die Parklücke steuert. Komfortabel ist eine über der Hecktür installierte Rückfahrkamera mit LCD-Bildschirm oberhalb der Frontscheibe. Den Bereich hinter dem Fahrzeug kann man damit auch nachts überblicken. Das kostet rund 300 Euro.

Eine Wegfahrsperre haben die meisten Transporter zwar serienmäßig, ein wirksamer Schutz gegen Einbruch und Diebstahl ist das aber noch nicht. Effektiver ist eine Diebstahl-Warnanlage für 215 (Mercedes-Benz), 220 (VW) oder 250 (Fiat) Euro. Bei Mercedes Vito und Sprinter gibt es das auch mit Abschleppschutz, das kostet dann 635 Euro.

Bei der Einrichtung des Laderaums seiner Transporter-Kastenwagen hat wohl jeder Handwerker eigene Vorstellungen. Deshalb lassen es die meisten Hersteller bei blankem Blech, bauen nur die vorgeschriebenen Zurrösen am Boden ein und spendieren bestenfalls eine halbhohe Seitenverkleidung des Laderaums, und dies auch nur in der Gruppe der 2,8-Tonner wie Fiat Scudo, Ford Transit, Mercedes Vito und VW Transporter. Sonst wird ein Aufpreis fällig, abhängig von Radstand und Material der Wandverkleidung; ausgenommen auch hier der große Ford Transit. Das kostet 140 bis 560 Euro (Mercedes Sprinter), 80 bis 570 Euro (Fiat Ducato) oder 132 bis 320 Euro (VW Crafter). Soll die Verkleidung bis zum Dach gehen, sind 410 bis 680 (Sprinter) oder 370 bis 600 Euro (Crafter) zu zahlen. Den Einbau von Zurrschienen in den Seitenwänden bekommt man beim Mercedes Vito für 181 Euro.

Rutschfester Boden

Für den Boden gibt es eine Gummimatte, zum Beispiel für 210 Euro (Ford Transit), oder einen soliden Gummiboden für 515 bis 895 Euro (VW Crafter). Beim Boden aus Holz werden je nach Radstand 370 bis 650 Euro (VW Crafter) oder 400 bis 700 Euro (Sprinter) fällig. Beim Fiat Ducato kann man den Holzboden kombiniert mit halbhoher Wandverkleidung für 470 Euro bekommen. In der Kategorie der 2,8-Tonner kostet der Holzboden 215 (Opel Vivaro), 311 (Mercedes Vito) oder 315 Euro (VW Transporter).

Nicht nur zur vorderen Abschottung des Laderaumes dient die Trennwand, sie ist auch das wichtigste Sicherheitselement, um Fahrer und Beifahrer zu schützen, wenn bei einem Unfall die Ladung nach vorne schießt. Dennoch wird die Trennwand – Ausnahme Opel Vivaro und VW Crafter – nur als Option angeboten mit dem Risiko, dass manch einer darauf verzichtet und glaubt, das übliche Schutzgitter hinter dem Fahrersitz reiche aus. Es gibt unterschiedliche Ausführungen für Trennwände: Gittertrennwand, durchgehend aus Blech, mit Fenster oder mit eingebauter Tür. Die Preise dafür sind: 200 bis 240 Euro (Ford Transit), 65 bis 1150 Euro (teuerste mit Schiebetür, Mercedes Sprinter) und 250 Euro (mit Fenster, Fiat Ducato). Nur 61 Euro verlangt VW beim Crafter für die Trennwand mit Fenster als Aufpreis gegenüber der Serienausführung.

Schwierig wird die Kalkulation durch „Paketangebote“ der Hersteller, die unterschiedliche Extras zusammenfassen. So bietet Ford beispielsweise ein „Profi-Paket“ an mit Beifahrer-Doppelsitz, Trennwand mit Fenster und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Der Preis dafür: 595 Euro.

Dass selbst Zubehör für gleiche Fahrzeuge unterschiedlicher Marken nach zweierlei Maß bemessen wird, wird bei Mercedes-Benz und VW deutlich. Während man für eine zweite Schiebetür auf der linken Fahrzeugseite beim Sprinter 780 Euro zahlen muss, bekommt man beim baugleichen Crafter die Tür schon für 585 Euro. Zum Vergleich: Beim Fiat Ducato kostet die Schiebetür auf der Fahrerseite nur 400 Euro.

Billiger im Internet

Manch ein Transporter und Lieferwagen ist erst komplett, wenn er auch eine Anhängerkupplung oder einen Dachträger hat. Beides findet man in den Angebotslisten der Fahrzeug-Hersteller. Man kann aber auch beim Zubehörhandel suchen und bekommt dort möglicherweise günstigere Preise. Etwas surfen im Internet und das Sparen geht los. Die Produkte stammen hier wie da von den gleichen Produzenten. Beim Mercedes Sprinter muss man zwischen 765 bis 1350 Euro für die Anhängerkupplung rechnen, wobei der hohe Preis für 3,5 Tonnen Anhängelast gilt. Beim VW Crafter ist nur die einfachste Ausführung günstiger (460 Euro) zu haben. Dachträger kosten je nach Dachhöhe, Radstand und Traglast bis weit über 800 Euro.

Jörn Turner

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de